Nachtgewisper: Niederlagen

In diesem Nachtgewisper möchte ich über eine Lesung schreiben, die ich am 10ten April hatte. Vielleicht ist es ja spannend für dich zu lesen, wie es gelaufen ist.

Die Lesung fand im Falkenheim West statt, auch bekannt als "Ground Zero" . Ich selbst bin ab und an in diesem Jugendhaus aktiv und hatte deshalb vorgeschlagen eine Lesung zu geben. Hauptsächlich, da ich weitere Termine für Lesungen haben wollte, aber auch, damit das Haus eine Veranstaltung mehr zu bieten hat.
Normalerweise findet sich dann für Konzerte, Lesungen oder andere Veranstaltungen schnell ein Team, das abseits der Bühne den Abend betreut, sprich sich um Theke und Kasse kümmert. Da aber im "Mitarbeiterkreis", einem Treffen aller Ehrenamtlichen "Mitarbeiter" des Hauses vor den Ferien kaum jemand da war, konnte noch kein Team benannt werden. Nicht dramatisch, im Zeitalter von Emails.

Ich habe mich dann bemüht je näher die Lesung kam, diese vor zu bereiten. Leider nicht ausreichend oder passend, wie sich später heraus stellen sollte. Mit der leisen Befürchtung, das keiner vom Haus an dem Termin Zeit hat, habe ich zart bei Freunden denen das Haus und die auch dem sonstigen Hausteam nicht unbekannt sind angefragt, ob sie mich an dem Abend nicht an Theke und Kasse unterstützen können. Nach und nach bekam ich aber Zusagen vom Haus, das ein Team da sein wird. Super, konnten die anderen dann also doch als Gäste kommen.

Relativ kurz vor der Lesung passierte dann etwas erstaunliches, meine Lesung wurde in der NRZ auf lokaler Ebene angekündigt, ohne mein aktives Zutun. Ich war natürlich begeistert und froh und dem entsprechend auch ein wenig nervös. Ich habe die Textauswahl für das Programm so angepasst, dass hauptsächlich die Texte vorkommen, die ich für beliebt halte. "Enten im Herzen", "Gewalt hat keine Farbe" und auch "Antietymologie: Entwurf" waren dabei.

Am Tag der Lesung war ich total motiviert und war gespannt, wieviele Leute denn jetzt wirklich kommen, denn ich hatte im Vorlauf sehr viele Nachrichten bekommen, in denen mir Leute gesagt hatten, dass sie kommen. Dann noch der Artikel in der NRZ mit eingerechnet, hatte ich mich schon ein wenig darauf gefreut vor einem größeren Publikum zu lesen als sonst. Nicht, dass ich bisher vor wenigen gelesen hätte.

Vor Ort gestaltete sich die Lage dann als etwas schwieriger, denn es war zwar ein Mitarbeiter vom Haus dort, aber er konnte an dem Abend, aus sehr gut nachvollziehbaren Gründen, nicht unterstützen. Ich möchte mich hier noch einmal bei ihm für mein mangelndes Fingerspitzengefühl entschuldigen. Dass er nicht bleiben konnte, sollte aber nicht so problematisch sein, es kommen ja noch andere Leute vom Haus, dachte ich.
Das dachte ich also ganz naiv, musste aber je näher erst der Einlass rückte und dann auch der Beginn der Lesung, merken und mir eingestehen, dass da wohl niemand vom Team kommt. Also musste ich mein Thekenteam und die Kasse aus den bis dahin anwesenden Gästen rekrutieren. An dieser Stelle großen Dank an Höfer, Bernd, Melle und den Hass. Ihr seid ohne zögern eingesprungen. Danke!

Ich war leider ziemlich geladen, da ich mich im Stich gelassen gefühlt hatte, nicht nur vom regulären Hausteam, sondern auch von den Gästen, die mir vorher Zusagen geschickt hatten, dann aber nicht da waren. Das durch die Werbung in der NRZ keine einziger zusätzlicher Gast angelockt wurde ärgerte mich auch und das obwohl ich es schon so befürchtet hatte. Ich bin halt noch ein Niemand mit meinen Lesungen.

Als ich die Lesung angefangen habe, da war ich wütend und aufgebracht und leider habe ich mir davon die gesamte erste Hälfte verhageln lassen. Ich habe es einfach nicht geschafft wieder runter zu kommen. Dafür möchte ich mich auch bei allen entschuldigen, die da waren. Erfreulicherweise wurde meine Wut wohl für Nervosität gehalten.
In der zweiten Hälfte haben mich dann zum Glück einige meiner Texte wieder zurück zum Wesentlichen gebracht: Dem Publikum einen tollen Abend machen und selbst Spaß am Vorlesen haben.

Auch wenn mir bescheinigt wurde, dass das ein guter Abend war, bin ich selbst äußerst unzufrieden mit dem Abend und vor allem mit mir. Jetzt habe ich ein paar Tage darüber nachgedacht und bin zu folgendem Schluss gekommen:
Ich brauche noch härtere Niederlagen.
Bisher (und auch bei dieser Lesung) war ich mit mehr als Fünfzehn Zuhörern verwöhnt, wurde oft von den Häusern umsorgt und bin immer in einem relativ ruhigen Zustand auf die Bühne gekommen. Ich habe wohl ein wenig vergessen, dass es so nicht immer sein kann.
Von dieser Niederlage jetzt habe ich meine Moral leider etwas runter ziehen lassen. Sowas will ich aber nicht mehr. Ich möchte auch wenn ich vor zwei Leuten auf einer ungeputzen Bahnhofstoilette lesen müsste (warum auch immer) genauso viel geben wie vor 30 Leuten im Spunk. Jetzt arbeite ich an verschiedensten Stellen daran, dass die nächste Lesung am 8ten Mai im Links in Borbeck viel besser wird, verlasse mich aber mich Sicherheit nicht mehr so leicht auf alles. Hoffentlich enttäusche ich mich (und vor allem das Publikum) da dann nicht so sehr.
Noch viele andere Fragen bewegen mich und sich in meinem Kopf die meine Lesungen betreffen, aber ich bin zuversichtlich, dass ich auch da zu Antworten komme.

Entschuldige, ist ziemlich viel geworden, aber mir hat es jetzt auch gut getan es runter zu schreiben. Danke für deine Aufmerksamkeit.

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