Rezension: Dominion

988.031.400 Jahre

Dominion ist ein Gesellschaftsspiel für zwei bis vier Spieler, dass laut Herstellerangabe ca. 30 Minuten dauert.
Das Spiel als solches ist auf eine Art ein Kartenspiel, denn der gesamte Spielablauf ergibt sich eben aus diesen. Zum anderen ist es aber auch Strategiespiel und das macht auch den besonderen Reiz dieses Spiels aus.
Dominion selbst bietet leider weder in der Anleitung noch auf der Verpackung eine Geschichte als Aufhänger, aber vorstellen kann man es sich in etwa so:
Man selbst ist ein Adeliger Landbesitzer der seine Besitztümer und vorallem die Flächenausdehnung seines Reichs vergrößern möchte. Mit einer gewissen Menge Geld begünstigt stattet man sein Reich also mit verschiedenen nützlichen Einrichtungen oder auch Personengruppen aus, die einem dabei helfen sein eigenes Reich zu verstärken, das gegnerische zu schwächen oder einfach sein Geld und seinen Besitz zu vermehren. Natürlich will man selbst am Ende des Spiels der bestbegüterte Spieler sein. Ein wenig kann man sich an die Zeit der Kleinstaaterei in Deutschland (um 1400) erinnert fühlen.
Wie äußern sich diese Vorhaben nun im Spielablauf?

Zu erst sollten die verschiedenen Kartentypen erklärt werden:
Da wären die Punktekarten in Grün
Diese bestimmen am Ende des Spiels die Gesamtpunktzahl und somit den Gewinner der Partie.
Die Punktekarten Anwesen (1 Siegpunkt), Herzogtum (3 Siegpunkte) und Provinz (6 Siegpunkte) gehören zum Grundaufbau des Spieles.
Alle Spielkarten des Basisspiels

Die Fluchkarten in Lila:
Der Fluch hat einen Siegpunktewert von -1 und gehört ebenfalls zum Grundaufbau des Spieles.

Die Geldkarten in Gelb/Beige:
Sie gelten natürlich als Währung während des Spieles.
Die Karten Kupfer (1 Geldeinheit), 
Silber (2 Geldeinheiten) und Gold (3 Geldeinheiten) gehören auch zum Grundaufbau des Spieles.

Und die Aktionskarten in Grau, welche die Reaktionskarten in Blau beinhalten:
Diese Karten erlauben es dem Spieler während seines Zuges Fertigkeiten zu nutzen, Boni zu beziehen, Angriffe durchzuführen oder ebenselbige zu verhindern.


Zu Beginn einer Partie werden nun also neben den drei Punktekarten, den drei Geldkarten und den Fluchkarten zusätzlich Zehn verschiedene Aktionskarten ausgelegt. Alle diese Karten kommen dabei immer in Stapeln, wobei die Aktionskarten jeweils in Zehnerstapeln daher kommen. Jeder Spieler erhält nun jeweils Fünf Anwesen und Fünf Kupfer als Startkapital. Damit kann das Spiel beginnen.
Der Zug eines Spielers besteht nun im Wesentlich aus drei Phasen: "Aktionen", "Kaufen", "Aufräumen".
Der Spieler hat Fünf Karten auf der Hand, welche seine Möglichkeiten für diese Runde darstellen. Punktekarten nützen dem Spieler nichts, Aktionen können durchgeführt werden (auf der Karte steht was zu tun ist) und Geldkarten nutzen dem Spieler erst in der Kaufphase.

Aktionskarten im Detail
Wenn der Spieler nun seine Runde beginnt, so darf er erst einmal nur eine Aktion durch führen. Er legt also die Aktionskarte vor sich aus und erfüllt die Anweisungen. Spielt er die Karte "Dorf" z.B. (hier links) so zieht er eine Karte nach und darf danach Zwei weitere Aktionen durchführen. Sollte er also noch weitere Aktionskarten haben, kann er diese geltend machen. So lange es nicht anders auf den Karten steht, betreffen alle Aktionen immer nur ihn selbst.
Manche Aktionen geben dem Spieler dann also weitere Handkarten, erlauben es ihm andere an zu greifen, geben ihm einen Geldbonus für diese Runde oder beziehen sich auf die nächste Phase.


In der Kaufphase darf der Spieler mit den Geldkarten die er auf der Hand hat und allem "virtuellen" Bonusgeld aus der Aktionsphase Karten kaufen. Die Preise der Karten stehen dabei am linken unteren Rand. Regulär hat der Spieler in seiner Kaufphase einen einzigen Kauf zur Verfügung, doch gibt es Aktionskarten, die diese Zahl erhöhen. Auch die Geldkarten legt der Spieler, genau wie die Aktionskarten, vor sich aus um sie zur Wirkung zur bringen.
In der dritten Phase legt der Spieler nun alle eingesetzten Aktions-, Geld- und auch seine Handkarten offen auf einen gesonderten Stapel, den so genannten Ablagestapel. Dann zieht er gleich von seinem verdeckten Nachziehstapel wieder Fünf Karten nach und der nächste Spieler ist dran. Sollte ein Spieler nicht mehr die Fünf nötigen Karten auf seinem Nachziehstapel haben, so wird der Ablagestapel sorgfältig gemischt und dann zum neun Nachziehstapel gemacht.
Dieses Ablauf wiederholt sich dann, bis entweder die letzte der teuersten Punktekarten gekauft wurde oder aber insgesamt drei Stapel des Spielaufbaus leer gekauft wurden.

In der Theorie mag das alles nun etwas kompliziert und auch sperrig klingen, aber in der Praxis spielt es sich hervorragend und ist sehr eingänglich. Das liegt vorallem an den äußerst präzisen Anweisungen auf den Aktionskarten, wie zum Beispiel dem Burggraben in obiger Abbildung, die immer ganz präzise erklären was zu tun ist und unter welchen Bedingungen. Ein Zusammenhang von Kartenname und Aktion lässt sich sehr oft herstellen: Mit der "Dieb"-Karte wird gestohlen, Der Burggraben schützt und so weiter. Und selbst wenn die Auslegung einer Karte nicht ganz eindeutig ist, dann hilft einem das beiliegende und sehr gute Regelheft immer weiter.

Aber was ist nun der eigentliche Reiz am Dominionspiel? Nun, zum einen ist es natürlich die Tatsache, wie bei jedem Strategiespiel, dass man sich selbst ein System überlegen muss mit dem man zum Sieg kommt, seine Möglichkeiten abwägen, planen und reagieren muss. Andere Kartenspiele bieten dabei aber meist nicht diese Ausgeglichenheit wie Dominion, da man bei vielen modernen Kartenspielen immer schon einen vorgefertigten Kartenstapel mit zum Spiel bringt. Bei Dominion starten alle mit den selben Mitteln und bedienen sich aus dem selben Pool der Möglichkeiten.
Und diese Möglichkeiten machen einen weiteren Reiz des Domionionspiels aus. Das Basisspiel, mit dem Untertitel "Was für eine Welt", wird zwar mit Zehn Karten in diesem Pool gespielt, kommt aber mit 25 verschiedenen Aktionskarten, welche schon unwahrscheinlich viele Möglichkeiten bieten, aber inzwischen sind auch einige Erweiterungen erschienen (die nicht aufeinander aufbauen und nach eigenem Belieben hinzugefügt werden können), die diese Möglichkeiten nocheinmal um einiges erhöhen.
Durch diesen Abwechslungsreichtum ist es immer wieder leicht spannende Zusammenstellungen für Partien zu finden, die immer wieder aufs Neue motivieren und Spieler zusammen an einen Tisch bringen. Und das, obwohl oft die aktive Interaktion zwischen den Spielern etwas auf der Strecke bleibt. Denn leider wird diese nicht zu ausufernd gefördert und gefordert. Natürlich gibt es mit Angriffskarten die Möglichkeit immer mal wieder ins Spiel der anderen aktiv einzugreifen und auch mit Reaktionskarten die Möglichkeit darauf ein Antwort zu haben, aber zwischenzeitlich fühlt sich Dominion immer wieder so an, als würde man es für sich alleine spielen. An die Interaktion eines "Team-Work" kommt es dabei aber bei weitem nicht.
Ob das stört, muss man für sich selbst entscheiden. Zu muss man erwähnen, dass mit Hilfe der Erweiterungen diese Möglichkeiten deutlich erhöht haben, denn jede (der bisherigen) Erweiterungen hat sich einen bestimmten Bereich des Spiels als Ziel genommen, um diesen mit neuen Karten zu verstärken. "Die Intrige", welches auch als Basisspiel genutzt werden kann, beinhaltet dabei viele Angriffe und Interaktionsmöglichkeiten, "Seaside" bringt Dauerkarten ins Spiel, die bis in den nächsten eigenen Zug wirken, "Blütezeit" konzentriert vorallem auf das Geld und bedient Größenwahnsinnige mit einer neuen größten Punktekarte. Es gibt mit "Die Alchemisten" noch eine weitere kleine Erweiterung, die das Spiel zwar auch erweitert, aber aus meiner persönlichen Sicht mit einer neuen zusätzlichen Währung, neben dem Geld, auch deutlich komplizierter und langsamer macht.
Die Alchemisten einmal ausgenommen, bietet jede Erweiterung neue spannende Karten und bereichert das Spiel. Im folgenden einmal alle Karten und Zusatzmaterialien (welche immer im Spiel mit enthalten sind) im Bild.
Alle Dominionkarten, exklusive "Die Alchemisten"
Ich persönlich bin ein großer Freund und sogar Fan von Dominion. Die Spiele sind zwar mit einem Preis zwischen 20 bis 25 Euro pro Packung nicht unbedingt günstig, bieten aber eine hervorrangende Verarbeitung, sowohl bei zusätzlichen Spielmarkern, als auch bei der Verpackung, welche immer einen eingelegten Kartenschieber beinhaltet um die Karten immer ordentlich und sortiert griffbereit zu haben.
Und auch wenn der Preis im ersten Moment etwas heftig erscheint muss man ihn meiner Meinung nach auf die Anzahl der Partien relativieren.
988.031.400 Jahre. Das wäre die Spielzeit, die es brauchen würde, wenn man alle möglichen Partien spielen möchte, die alle Erweiterungen (erneut exklusive "Die Alchemisten") anbieten. Und bei der Rechnung sind wir noch ganz optimistisch von den 30 Minuten Spielzeit ausgegangen, die der Hersteller auf der Packung angibt.

Wer sich noch weiter über Dominion im Internet informieren möchte, der kann auf dem Dominion-Blog Neuigkeiten, Fotos und Tipps finden, in denen auch Profis durchaus etwas dazulernen können.
 Zudem ist Domion auch eines der Spiele, die man kostenfrei bei Brettspielwelt spielen kann. Dort ist der Einstieg für Anfänger allerdings sehr schwierig, da dort Karten- und Regelkenntnis Vorrausetzung sind.


Anmerkungen:
Danke an Bombing4Peace fürs Ausrechnen der Möglichkeiten und der "Gesamtspielzeit".

Kommentare

  1. Gelungene Rezension, obwohl es diesmal schon verdammt in Richtung Erfahrungsbericht geht.
    Ich kann das hier wiedergegebene jedenfalls nur bestätigen und bekomme gerade glatt Lust auf eine Runde Dominion. ^^

    Kleiner Tipp fürs nächste abfotografieren von Spielkarten: Für gute Lichtverhältnissesorgen und den Blitz ausschalten. ;)

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  2. Ohne Blitz wäre gar nichts zu sehen gewesen und andere Lichtmöglichkeiten hatte ich nicht.

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  3. Hört sich interessant an... Werd ich mir mal notieren... :-)

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  4. Ah, die sehnlich erwartete Rezension =) Gut gelungen!

    Die beiden neuesten Erweiterungen (ja, Alchemisten haben wir inzwischen auch) spielen lassen - beide bisher noch aus Mangel an Spielpartnern jungfräulich.

    Ach, ich hätt` grad so Lust dazu...

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  5. Ich empfehle erneut Brettspielewelt. Da kann man das online spielen. ;)

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  6. Habe ich hin und wieder schon genutzt, aber das Spielt sich, naja, unpersönlich ;-)

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