Steinis Kino-Formel-Theorie

Ein ehemaliger Bekannter von mir, nennen wir ihn mal Steini, weil ich weiß, dass er so niemals genannt werden wollte, hat in der Zeit wo ich mit ihm befreundet war unwissentlich eine spannende Formel aufgestellt.
Wir haben eine ganze Zeit mit äußerst hoher Frequenz zusammen etwas unternommen, mal nur "die Jungs", dann auch mal wieder mit dem ganzen Bekanntenkreis. Das Unternehmungen unterhaltsamer Natur etwas kosteten störte Steini nicht regulär, aber ab und zu. Denn für ihn musste es sich lohnen, dass was wir vorhatten auch zu tun. Wann sich etwas lohnt konnte Steini an Zahlen fest machen. Ich habe auch nur zufällig und über die Zeit realisiert, wie Steini es gerechnet hat, aber ich möchte euch daran teilhaben lassen.
Die höchste mögliche Form unterhalten zu werden, war für ihn das Kino. Und hier startet die Formel:

Der Besuch eines Kinofilmes kostete bei seinem favorisierten Kino pro Vorstellung ca. 9 €, Getränk enthalten, wobei der Film im Schnitt 90 Minuten dauerte. Steini stellte also fest, dass ihn eine Stunde Unterhaltung 6 € kosten würde.

So weit, so unspektakulär. Warum ist diese Formel jetzt so besonders?

Steini wollte damit nicht ausrechnen, ob es sich lohnt ins Kino zu gehen, sondern ob sich andere Dinge lohnen. Wir hatten ein Mal in Erwägung gezogen, nur des Spaßes wegen, Golfen zu gehen. Nicht Mini-Golfen, aber auch nicht auf den Parkcour, sondern nur auf die so genannte "Shooting Range" ein paar Bälle in die Landschaft schlagen. Die Euphorie war bei allen Beteiligten eigentlich ganz groß, nur Steini zögerte noch. Er hatte zwar Lust, hatte aber dann eine Bedingung an uns: "Wir müssen mindestens vier Stunden vor Ort bleiben, sonst lohnt es sich nicht."
Und gemessen an den hohen Temperaturen und der sportlichen Belastung, wusste er genau vier Stunden wären zu viel und sagte uns ab.
Uns erschien das zu erst vollkommen kurios, aber die Kino-Formel dahinter erkennend, wurde uns relativ bald klar: Wir waren zu weit über den 6 € pro Stunde, als dass sich für Steini der Aufwand lohnte. Ausrüstungsleihe, Ballkosten (man bekam 100 Stück zum Verschießen), Verpflegung und Fahrtkosten lagen insgesamt zu hoch. Als mein bester Freund dann vorschlug, wir könnten mit seinem Auto fahren, änderte sich plötzlich (natürlich) Steinis Meinung.

Die Kino-Formel-Theorie war also, dass etwas unterhaltsames um 6 € pro Stunde kosten darf, konnte aber pro Person deutlich angepasst werden.
So banal mir im ersten Moment diese Rechnung erschien und so seltsam es war manchmal zu sehen wie er nur genauso lange mit uns in der Disko blieb, bis Eintritt und Getränke sich gerechnet hatten, so sehr nistete sich seine Formel in meinem Kopf ein. Allerdings oftmals mit kleineren Wendungen.

Vielleicht ist es nur mir aufgefallen, aber oft wenn Filme ins Kino kommen und sie manchen Personen qualitative nicht ausreichend erscheinen fällt der Satz: "Der ist nicht so toll, den kaufe ich mir dann lieber auf DVD." Ich bin kein Matheass, aber müsste man nicht eigentlich sagen: "Der ist so schlecht, den gucke ich im Kino."? Denn: Die meisten DVDs mit all ihren Extras kosten erst mal mehr, als der Kinobesuch und schauen tut man sie trotzdem nur einmal. Also ist der Kinobesuch doch die günstigere Alternative. Mit Blueraypreisen kenne ich mich auch nicht so aus, aber gerade jetzt ist das Kino doch der perfekte Ort, um sich mittelmäßige Filme anzusehen!
Mit Hilfe der These erschien mir der Kauf von Büchern, Videospielen und Musik plötzlich weniger überteuert, wenn ich mir überlegte, wie viel Zeit ich damit verbringen konnte. Sportequipment, dass ich bisher nie gekauft hatte, erschien mir gemessen an meinen Stunden beim Sport plötzlich wie "geschenkt". Eine Jogginghose und das passende Shirt hatte ich innerhalb eines Monates günstiger erlaufen, als das eine weiße Hemd im Schrank, welches man nur zu Bewerbungsgesprächen und Beerdigungen anziehen kann. Mein Computer hat mich inzwischen, nach all den Jahren ca. 2€ pro Stunde gekostet und gemessen an seinem Nutzen, bringt er sie wieder voll rein. Ewig könnte man es so weiter rechnen.

Steinis Kino-Formel-Theorie ist keine Revolution, aber darüber nachdenken und damit argumentieren amüsiert mich für Stunden und ist umsonst. Und das Verhältnis muss ein Kinofilm erst mal brechen.

Kommentare

  1. Nicht schlecht, besonders die Konklusion "Der Film ist so schlecht, den schaue ich mir nur im Kino an!" Darüber muss weiter nachdenken ... beim Frühstück, dass sich nach der Formel ganz sicher lohnt ;-)

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  2. Interessante Schlßfolgerung - ob das ein Grund dafür ist, dass ich an keinem Buchladen vorbeigehen kann? ;)

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  3. An den Träger:
    Ich gehe seit der These und den aktuellen Preisen für Filme öfter ins Kino.

    Citara:
    Gut möglich. Die meisten Bücher erweisen sich als äußerst nachhaltig, wenn man diese Rechnung ansetzt.

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  4. Die DVD These trifft aber nur zu, wenn man sich den Film alleine kauft. Sobald mehrere Personen im Haushalt leben wir es deutlich billiger als Kino. Zumal DVDs heute oftmals kaum mehr als 10€ kosten. einige "Blockbuster werden zum Release sogar regelrecht verchenkt. (aktuelles Beispiel der neuste Harry Potter)
    Prinzipiell ist die Ansatz aber richtig, eine Investition sollte immer einen langfristigen nutzen haben. Sonst rechnet es sich ja nicht. ;)

    Hauptsache, Citara kommt jetzt nicht auf dumme Ideen. Das kommende Gildentreffen ist schließlich deutlich mehr Wert als 6 €/Stunde. xD

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  5. Ich gehe ohnehin nur an den Kinodienstagen ins Kino, wenn der Film max. einen Fünfer kostet. Da muss ich vorher kaum eine Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellen. In Zeiten, da jeder Film auf 3D-Hochgerechnet werden muss, könnte es aber wieder nötig werden. Die sind ja gleich doppelt so teuer, ob man will oder nicht :-(

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