Warum in "Jay träumt" nie wirklich steht was ich träume

Ein Mann liegt vor mir in einer riesigen roten Lache. Eine junge Frau reißt plötzlich an meinem Ärmel und spricht mich an: "Sie sind doch Detektiv, helfen sie mir." In einem kurzen skeptischen Blick an mir runter merke ich, dass ich einen beigen Mantel trage und in meinem Blickfeld hängt auch die Krempe eines beigen Hutes. Kein Zweifel, ich bin ein Detektiv. Die Frau freut sich und ist total aufgeregt mich zu sehen, sie erinnert mich ein wenig an die Aufgabensteller in einem Professor Layton-Spiel. "Ich werde Ihnen helfen. Was ist hier passiert?"
"Ich bin hier reingekommen und dann lag er da schon so. Dieser Fall wird für Sie bestimmt eine harte Nuss." Irgendwas in mir fühlt sich plötzlich ganz triumphierend, irgendwas in mir bereitet sich vor.
"Eine harte Nuss ist für mich kein Problem. Jay Nightwind, Streifenhörnchen Detektiv."
Dann setze ich meine Sonnenbrille auf und "Never get fooled again" von The Who spielt, während ich mich selbst, mit meinem gestreiften Schwanz immer wieder über den selben Zaun springen sehe, aber immer aus einem anderen Blickwinkel, Explosionen verschiedener Farbe und Größe im Hintergrund. Dann ist der Vorspann vorbei und die eigentliche Folge fängt an.

Ungefähre Darstellung;
Quelle: Wikipedia
Ich sitze an einem Schreibtisch auf einem offenden Feld, ohne Streifenhörnchenschwanz und sortiere meine Post. Hier merkt mein Bewußtsein zum ersten mal, dass ich träumen muss. Dabei hilft mir ein kleines Äffchen, dass die Briefe immer wieder zurück auf den "Noch sortieren"-Stapel legt, wenn ich sie da gerade runtersortiert habe. Das hat den Vorteil, dass ich nicht zu schnell fertig werde. Als ich das Äffchen freundlich darauf Hinweise, dass es anfängt zu brennen, geht es. Das ist eine Nichtraucherwohnung, weiß das Äffchen auch und haut ab.
Einer der Briefe ist etwas größer und als ich Ihn öffne, klingelt darin mein Handy. Ich gehe dran, in einer gewissen Vorfreude, denn im Display steht als Anrufername: "Sie haben 80 Millionen im Lotto gewonnen." Als ich dran gehe, versichert man mir, ich hätte 80 Millionen im Lotto gewonnen und das ohne auch nur jemals einen Schein abgegeben zu haben. Diesesmal würde der Jackpot nur an Leute ausgezahlt, die sich freiwillig zu einem Streifenhörnchen umoperieren lassen würden und da bin ich wohl der Einzige gewesen.


Schlagartig vergehen einige Jahre, ich bin (noch) kein Streifenhörnchen, sitze aber in einem Bistro draußen an einem Tisch, schlürfe Geldmünzen und schreibe Texte an meinem Laptop. Selbst im Traum sind Schreiber nicht vor Klischees geschützt. In jedem Fall schlürfe ich einen Teil meiner 80 Millionen. Ich klimpere lustig als ich hinein gehe und zahlen will. "Das macht dann 45 Euro." Die Inflation oder das Schickimickitum müssen unaufhaltsam gewesen sein, in jedem Fall kotze ich das Geld auf die Theke, würge noch mal nach und attestiere erfreut: "Stimmt so." Dann gehe ich hinaus, mein Handy klingelt, ich gehe ran und bin tot.
Einen kurzen Moment fragt sich mein Unterbewußtsein, dargestellt durch Adi Dasler, der in einer Limousine durch Essen chaufiert wird, ob ich nicht vielleicht wach werden sollte, da mein Handy die ganze Zeit klingelt, aber da sitze ich plötzlich in einer Bar und Leonardo di Caprio versichert mir, dass er mit mir für diesen Fall trainiert hätte und ich mich gegen diese Angriffe auf mein Unterbewußtsein wehren muss.

Und ich glaube ihm, denn wieder einige Momente später stehe ich als Streifenhörnchen wieder in dem Raum und versuche den Fall vom Anfang zu lösen. Als ich "Wer ist der Tote?" frage, dreht die junge Frau den Leichnam etwas auf die Seite und ich erkenne mich selbst. "Das bin ja ich.", sage ich, aber eher so, als hätte ich mich auf einem seltsamen Foto im Internet entdeckt oder mich gerade in den Tagesthemen gesehen. Die junge Frau schaut mich erstaunt an und sagt: "Ui. An diesem Fall werden sie aber ganz schön was zu knabbern haben." Triumph, Panik, es kommt wieder in mir auf: "Zu knabbern? Keine Sorge, ich bin ein Streifenhörnchen!"
Bevor "Never get fooled again" aber ein zweites Mal einspielen kann, kommt das brennende Äffchen hinein. Es trägt ebenfalls Detektivkleidung, stippt seinen Finger fachmännisch in die Lache am Boden. Dann verkostet es etwas und gibt zu Protokoll: "In dieser Bolognese fehlt das Gehackte." Dann setzt das Äffchen seine Sonnenbrille auf und The Who dürfen ihr Lied spielen.

Kommentare

  1. Schön, dass du deine "Nicht"Träume so mit deiner Leserschaft träumst.
    Habe mich köstlich amüsiert. :)

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    1. Ehrlich gesagt ist das das erste Mal, wo ich tatsächliche Träume von mir zusammenfasse. Zugegeben: Trotzdem etwas inhaltlich gebeugt.

      Freut mich aber, dass es gefällt.

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  2. Traumhaft xD Die zugrundeliegende verquere, doch nachvollziehbare Logik kann ich nur anerkennen.

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