Eine von diesen Nächten

Die Nacht. Ein Hotel. Eine Straße. Eine Limousine. Eine Frau. Eine Abreise.
Ein Taxi. Ein Mann.
"Los, folgen sie diesem Wagen!", brülle ich dem Fahrer zu und wünsche mir, dass noch bevor die Tür zu fällt, die Reifen schon quitschen. Und tatsächlich quitscht da was, aber nur der Hintern des Fahrers im Ledersitz. Der richtet sich auf aus seiner Pausenhaltung und wendet sich mir mit ernstem Blick zu: "Hömma Kollege, heute schomma Guten Abend gesagt?" - "Entschuldigung. Guten Abend."
Schlagartig setzt der Taxifahrer ein Lächeln auf, als wäre ich sein absoluter Lieblingsfahrgast: "N'Abend. Wo soll die Reise hingehen?" - "Folgen sie diesem Wagen!", brülle ich erneut. Die dunkele Limousine biegt am Ende der Straße ab und erneut hoffe ich, dass diesmal die Reifen quitschen. "Das is' mir aber mal was unpräzise. Haben s'es nicht etwas genauer? 'Nen Stadtteil?" Ich hämmere, zurück im Ernst der Lage angekommen mit den Händen auf die Amaturen. "Dafür haben wir keine Zeit!"
Dem Fahrer vergeht seine Laune ganz schnell wieder: "Pass ma' auf, Junge, so wird das nichts. So lange du dich hier nicht benimmst, fahr'n wa nirgendswo hin." Dabei verschränkt er seine Arme und schaut mich streng an. Ich aber ziehe eine Bündel Geldscheine aus meiner Manteltasche und winke vor seinen Augen damit rum. "Das ist alles ihres, wenn sie endlich losfahren!" Der Taxifahrer schüttelt aber nur den Kopf. "Sehen'se, das glauben die Leute immer, das wir Taxifahrer für Geld alles tun. Wissen'se wie die Türsteher an den Diskotheken uns nennen? Asphaltnutten. Da sind'se aber ganz schief gewickelt. Et heißt immer noch: Vornehm geht die Welt zu Grunde. Also, so lang'se hier nicht mal ein bißchen Benimm an'en Tag legen, ist hier nichts mit James Bond-Spielchen."
Ich zog meine Hände wieder an den Körper und merkte schnell, dass hier wirklich nur durch Freundlichkeit etwas zu erreichen war. "Es tut mir sehr leid. Ich finde nicht, dass sie wie eine Asphaltnutte aussehen und ich wusste nicht, dass man sie so nennt. Ich muss nur zugeben, dass ich sehr nervös bin, da wir ganz ganz dringend diese Limousine einholen müssen.", versuchte ich in meinem reumütigsten Ton zu sagen und
Mit quitschenden, in meinem Gefühl schon fast brennenden Reifen, verlassen wir die Parklücke vor dem Hotel. Das der alte Mercedes so schlagartig von Null auf Hundert geht, hatte ich kaum für möglich gehalten, aber ich dachte auch nicht, dass man bei 110 Km/h in die Gasse einbiegen kann. "Dass ich nicht aussehe wie eine Asphaltnutte war nett. Hat dem ganzen eine viel persönlichere Note gegeben.", bewertet der Fahrer meine Entschuldigung, kämpft dabei stimmlich mit dem holperigen Untergrund. Als wir noch knapp die Limousine sehen können, biegt diese erneut ab. "Sehen'se ich frage immer wo es hingeht, weil manche sich verrechnen, was so'ne Fahrt kostet. Aber bei ihnen wird's ja nicht so weh tun inne Tasche.", schottert er noch so raus, während wir in einem allerfeinsten Drift in die nächste Biegung schneiden. Ich habe immer noch ein Geldbündel in der Hand und deute damit auf das Fahrzeug: "Scheiße, die beschleunigen. Können wir nicht was schneller machen?"
"Ich hohl schon raus was ich kann, aber ich bin nur ein einfacher Mann. Das Ding hier hat halt keine Turbine, da bräuchten sie schon die Maschine!"

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