Interview mit dem Fotowikinger

Tobi, allen besser bekannt als Der Fotowikinger, ist bekennender Fan der Bahn, fotografiert, macht Musik und ist seit kurzem neuestes Mitglied des festen Autorenteams bei Der Nachtwind. Warum er sich dennoch nicht für einen Künstler hält, erläutert er Stephan im Interview.







Stephan: Tobi, wie bist du heute zu diesem Interview angereist?
Tobi: Per pedes, also zu Fuß. Ich wohne nicht weit von hier weg. Und jeder Gang macht bekanntlich schlank. (lacht)

Stephan: Würdest du, wenn du weiter anreisen müsstest, eher mit dem Auto oder mit der Bahn reisen?
Tobi: Mit der Bahn, weil ich weder einen Führerschein noch ein Auto besitze.

Stephan: Nur aus diesem Grund, oder weil du die Bahn immer bevorzugen würdest?
Tobi: Das hängt ganz davon ab, wo ich hin muss. Wenn der Ort bequem mit der Bahn erreichbar ist, dann nehme ich natürlich die Bahn. Wenn es aber gar nicht geht, wäre ein Auto durchaus angenehmer.

Stephan: Dennoch hegst du eine große Affinität für die Bahn und alles, was damit zu tun hat. Du hältst beispielsweise Bahnmodelle in Bildern fest. Wie viele haben sich denn mittlerweile angesammelt?
Tobi: An und für sich eine ganze Menge. Momentan ist das etwas problematisch, weil ich die Bilder auf einer externen Festplatte gespeichert hatte, die mir leider kaputtgegangen ist. Daher kann ich nicht mehr darauf zugreifen. Aber mit denen, die auf der kaputten Festplatte drauf sind, kommen 3-4 Gigabyte zusammen – also schon eine ganze Menge.

Stephan: Sind es immer nur bestimmte Modelle, die du fotografierst, oder was genau fotografierst du?
Tobi: Das muss nicht unbedingt etwas Besonderes sein. In meiner Freizeit schnappe ich mir gerne mal die Kamera und fahre irgendwohin. Dort fotografiere ich dann auch den ganz normalen Alltagsverkehr. Meinen Fokus lege ich darauf, die Züge in einer schönen Umgebung zu fotografieren, damit die Fotos auch nicht nur nach Industriekultur aussehen.

Stephan: Du hast dir mit deiner Fotografie auch schon einen Namen gemacht, bist bekannt als „Der Fotowikinger“ – was oder wen fotografierst du am liebsten, abgesehen von Bahnmotiven?
Tobi: Das kann ich so nicht beantworten, da ich viel unterwegs bin und entsprechend viele Bilder mache, sei es bei Poetry Slams, Leute, die ein Foto für eine Bewerbung brauchen und weiteres mehr. Am liebsten aber durchaus Poetry Slams, weil ich auch selbst gerne zu diesen Veranstaltungen gehe.

Stephan: Würdest du dich also als eine Art Event-Fotograf bezeichnen?
Tobi: Definitiv. Studio-Fotografie mache ich auch gar nicht. Ich bin einfach viel unterwegs bei Veranstaltungen, auch durch meine Arbeit bei der Weststadthalle, bei der ich auch für die Bilder verantwortlich bin. Da liegt auch mein Hauptaugenmerk drauf.

Stephan: Wirst du explizit gebucht, oder machst du die Bilder, weil du sowieso vor Ort bist?
Tobi: Meistens, wenn ich sowieso vor Ort bin. „Buchen“ würde ich es sowieso nicht nennen, weil es sowieso meistens meine Freunde sind, die Fotos bei mir anfragen. Ich verfolge diese Arbeit auch unentgeltlich. Das ist auch was, worauf ich achte – ich möchte dafür kein Geld nehmen. In der Regel handelt es sich um Freundschaftsleistungen und dafür nehme ich kein Geld.

Stephan: Verfolgst du besondere Ziele als Fotograph?
Tobi: Das Ziel, dass ich verfolge, ist, vernünftige Fotos zu machen. Fotos, die man rumzeigen kann. Letztlich ist das schwer zu formulieren.

Stephan: Hast du schonmal einen sogenannten „Selfie“ gemacht?
Tobi: Ja, häufiger sogar. Aber ich mache meine Selfies mit der Kamera auf einem Stativ, damit man nicht noch den halben Arm mit auf dem Bild hat, ich fotografiere auch nicht von oben oder mache ein Duck-Face. Davon halte großen Abstand.


Stephan: Dein äußeres Erscheinungsbild und auch dein Spitzname lassen die klischeehafte Vermutung zu, dass du dem Musikgenre „Metal“ sehr zugewandt bist. Ist dem so? 
Tobi: Definitiv.

Stephan: Bist du lediglich Konsument oder auch Produzent von Musik? Spielst du gar in einer Band?
Tobi: Ich bin selbst Musiker und spiele in einer integrativen Musikgruppe. Dort spiele ich allerdings kein Metal, sondern wir machen dort eher Rock. Metal konsumiere ich nur.

Stephan: Wie kam es dazu, dass du in dieser Band spielst?
Tobi: Ich hatte Schlagzeugunterricht an der Musikschule. Dort sprach mich mein Musiklehrer an, dass eine Band einen neuen Schlagzeuger sucht – und da sagt man natürlich nicht nein. Seitdem habe ich gelegentlich Auftritte mit der Band.

Stephan: Komponierst du auch?
Tobi: Nein, dazu fehlt mir die Kreativität. Das machen dann meistens unser Gitarrist oder Keyboarder.

Stephan: Kannst du noch andere Instrumente spielen außer Schlagzeug?
Tobi: Nein, ich habe mich immer nur auf das Schlagzeug konzentriert, weil ich mir andere Sachen, sowas wie Gitarre, nicht zutraue. Das ist doch sehr kompliziert mit den ganzen Griffen.

Stephan: Das heißt, du hast lieber zehn, einfach gesprochen, Trommeln vor dir stehen, als sechs Saiten, die du anschlagen musst?
Tobi: Ja. Das mag blöd klingen, aber ich habe da so meine Begründung: Ich finde, beim Schlagzeug kann man nicht so viel verkehrt machen – bei der Gitarre kann man bei einem komplizierten Solo schnell daneben greifen und einen schiefen Ton spielen. Ich bin lieber der Taktgeber und spiele gerne einfach laut.

Stephan: Du kennst Jay Nightwind – Initiator und Autor von Der Nachtwind – schon länger; ihr gehört beide zum Team der Weststadtstory. Hat er dich auch dazu bewegt, nun für das Magazin zu schreiben, oder bist du sogar auf ihn zugegangen?
Tobi: Jay kam auf mich zu und hat mich gefragt. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wieso er auf mich zugekommen ist. Ich denke es liegt vielleicht daran, dass ich den Blog regelmäßig verfolge und auch kommentiert habe und weil ich mich auch schon länger in der Welt des Geschriebenen Wortes in Form der Poetry Slams aufhalte.

Stephan: Interessant dabei ist, dass du bei den Poetry Slams als Fotograf auftrittst, aber nicht als Slammer oder Schreiber. Warum agierst du nun also als Autor?
Tobi: Da bin ich ganz ehrlich: Das weiß ich auch nicht und bin an dieser Stelle ganz einfach überfragt.

Stephan: Wolltest du denn als Autor auftreten oder war vielmehr angedacht, dass du Fotobeiträge beisteuerst?
Tobi: Ich habe immer schon versucht, den Blog soweit es eben geht mit Fotos zu versorgen. Wenn ein Bild benötigt wurde, hat Jay mich gefragt, ob ich nicht ein Foto hätte. Fotomäßig habe ich mich im Blog also vorher schon wiedergefunden, aber durch das Schreiben ist noch eine weitere Ebene hinzugekommen, durch die ich mich ausdrücken kann.

Stephan: Woher rührt die Motivation, nun verstärkt schreiben zu wollen?
Tobi: Ich habe früher schon ein bisschen geschrieben, was aber weniger erfolgreich war und habe dies dann schnell wieder verworfen. Ich hatte dennoch schon immer Lust so richtig zu schreiben. Die Begeisterung war also immer schon da. Ich habe letztlich nur eine Plattform gesucht, auf der ich entsprechend veröffentlichen kann.

Stephan: Wieso hast du dich dazu entschieden, ausgerechnet für Der Nachtwind zu schreiben? Du hättest auch einfach einen eigenen Blog führen können. 
Tobi: Ich schreibe für Der Nachtwind, weil mir der Blog sehr gut gefällt. Seit es den Blog gibt, habe ich dort immer schon viel gelesen. Mir gefällt auch die Bandbreite der Dinge, die dort veröffentlicht werden. Entsprechend habe ich dann auch Lust gehabt, mich da selbst einzubringen.

Stephan: Fokussierst du dich auf bestimmte Themen?
Tobi: Ich schreibe eher so, wie es gerade kommt. Mich auf ein Thema zu versteifen fände ich eher blöd, weil jedes Thema irgendwann auch mal ausgelutscht ist. Deswegen arbeite ich in verschiedene Richtungen.

Stephan: Fotographie, Musik, nun das Schreiben bei Der Nachtwind – siehst du dich selbst als „Künstler“?
Tobi: In gewisser Weise ja. Aber wenn mich jemand fragt, würde ich dennoch nicht behaupten, ich sei ein Künstler. Hinter dem Begriff des Künstlers steckt für mich, dass man damit einen gewissen Erfolg erreichen und Geld verdienen möchte. Ich mache das wirklich nur aus Spaß an der Freude. Ich möchte diesen Status auch nie erreichen. Dafür ist meine Arbeit manchmal auch nicht gut genug und wenn man dafür Geld nimmt, hat man einen viel größeren Leistungsdruck und das muss nicht unbedingt sein.

Stephan: Zuletzt die wichtigste Frage von allen: Gäbe es in deinem Leben eine Situation oder einen Anlass, für den du bereit wärest, deinen Bart abzuschneiden?
Tobi: (lacht) Irgendwie wusste ich, dass diese Frage kommt. Ganz ab sehe ich momentan nicht, ebenso wenig einen Anlass, der mich dazu bringt. Dass ich den etwas kürzer mache, ist schon eher vorstellbar, beispielsweise für ein Vorstellungsgespräch, wobei ich dafür auch schon viel zu viel wegnehmen musste. Aber ganz ab: Nein – dafür ist mir mein Bart zu wichtig. 

Stephan: Vielen Dank für das Gespräch!



Kommentare

  1. Auch hier möchte ich mal anmerken, dass der Hartmann hier selbst die Antwort auf die Frage gibt, warum ich ihn dabei haben wollte. :D

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    1. Und ich immer noch nicht herausgefunden habe, welche der zahlreichen (in Zahlen 3) Antworten das ist :D

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    2. " Ich hatte dennoch schon immer Lust so richtig zu schreiben. Die Begeisterung war also immer schon da. Ich habe letztlich nur eine Plattform gesucht, auf der ich entsprechend veröffentlichen kann."
      Damit du nicht rätselnd sterben muss. ;)

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    3. Gut, das ist irgendwie offensichtlich :D

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