Die Sache mit dem guten Personal

"Aaaaah, Doktor Krachmaninov, ich freue mich so sehr sie zu sehen.", mit einem breiten und herzlichen Lächeln stürzte der dicke Amerikaner auf den hageren Mann zu. "Sie ahnen nicht, was es mir bedeutet, dass sie sich unserer Organisation angeschlossen haben."
Hinter dem Dicken tauchte ein Mann von der Statur eines Hutständers auf, schob seine Brille auf die Nase und merkte an: "Er hat sich uns wirklich angeschlossen, kein Grund es so seltsam zu betonen." - "Wir haben ihn nicht entführt?" - "Nein. Das haben wir doch besprochen. Diese Methodik ist veraltet, wir wollen doch eine moderne Organisation sein."

"Ja, richtig.", schwabbelte er raus, einen wehleidigen Blick machend der irgendwo ins Nichts führte den er der guten alten Schule widmete. Dann wendete er sich aber seinem neuen Mitarbeiter zu. "Dann sind sie ja aber noch viel motivierter für unsere Organisation zu arbeiten, als wenn wir sie entführt hätten!" Krachmaninov lächelte zuversichtlich nach Außen, verzweifelte aber ein wenig nach innen: "Ja. Ich freue mich darauf für sie zu arbeiten." Der Dicke begann seine Hände zu reiben. Krachmaninov erwartete, dass man ihm jetzt den Betrieb zeigte oder sich der Amerikaner wenigstens mal vorstellte, der rieb sich aber, als hätte er einen schlimmen Hygienezwang, nur weiter die Hände und blickte wieder ins Leere. Krachmaninov versuchte dem Blick zu folgen, vor allem da das Lächeln seines gegenüber immer zwanghafter, aber auch diabolischer wurde.


Der Hutständer schüttelte verzweifelt den Kopf, richtete sich dann die Brille wieder und führte den Wissenschaftler dann vorwärts vom Amerikaner weg. "Sie müssen wissen, Herr Crusher ist ein sehr beschäftigter Mann." Als er über die Schulter zu seinem Vorgesetzten schaute, der weiter seine Hände aneinander zerhobelte, schüttelte er nochmal seinen Kopf. "Und zu letzt ist er scheinbar auch etwas überarbeitet."
Krachmaninov und sein Begleiter gingen ein paar Schritte in einen Flur des Komplexes, der in einer runden Stahltür endete. "Lassen sie mich ihnen unsere Einrichtung zeigen und ihre zukünftigen Untergebenen vorstellen." Dem Dürren fuhren blitzartig die Augenbrauen hoch, dann wand er sich seinem Begleiter zu. "Wie unhöflich. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Herr Crushers Sekretär und Assistent, Bick Brian Rains." - Brite. - "Ich arbeite seit einigen Jahren in der Organisation. Wenn sie also Fragen haben, wenden Sie sich gerne an mich. Sie finden mich in meinem Büro, direkt hier vor den Laboren." Dabei zeigte er auf eine Tür, an der sein Namensschild "Bick B.Rains" hing. "Spasibo!", sagte Krachmaninov. "Bitte?" - "Danke!" - "Was?" - "Na, Danke." - "Ja, aber davor!" - "Spasibo?" - "Ja." - "Das heißt Danke. Manchmal gleite ich noch ins Russische ab." - "Achso. Bitte!" - "Danke."

Mit einem scheinbar endlosen Geknirsche, Schaniergequitsche und anderen Metallgeräuschen drehte, rollte und wendete sich die Tür, dass es Krachmaninov fast schwindelig wurde. "Sicherheitsmaßnahmen. Sie verstehen." - "Natürlich." Als nach einem circa dreiminütigen Tanz die Tür endlich geöffnet war, stürzte Krachmaninov direkt ein Mann im Kittel in den Körper. Die beiden stürzten zusammen zu Boden und Krachmaninov hämmerte irgendein metallischer schwerer Gegenstand in den Magen. Der andere Wissenschaftler stand sofort wieder auf, nahm seinen Gegenstand von dem neuen Mitarbeiter und bot direkt die Hand an. "Wie oft habe ich ihnen schon gesagt, sie sollen nicht sofort durch die Tür rennen, wenn sie aufgeht, Ail?" Krachmaninov ließ sich hochhelfen und nutzte den notgeborenden Handschlag direkt: "Guten Tag. Dr. Ilja Krachmaninov." - "Nein. Dr. Ferdinand Ail. Krachmaninov ist noch nicht hier.", sagte der stürmische Wissenschaftler, der nur Augen für sein Modell hatte. Als er sah, dass es heile geblieben war, hob er es auf und versuchte Rains abzuschmettern: "Ich weiß es nicht, Rains. Ähnlich ihrer schrecklichen Krawatten, geht die Zahl ihrer Ermahnungen stark gegen unendlich."
Rains zog seine Krawatte aus dem Jackett und betrachtete sie beleidigt. Er murmelte ein "aber die Gute mit den Enten drauf" neben anderen unverständlichem in sein Jackett.

"Was haben sie da, Doktor Ail?", fragte Krachmaninov, der an seinem Tag als neuer Leiter der Wissenschaftsabteilung unbedingt Offenheit gegenüber seinem Team vermitteln wollte. "Endlich jemand, der den Fokus fürs Wesentliche hat!", meckerte Ail in Rains Richtung, um ihn noch ein wenig weiter zu verunsichern. Dann wendete er sich wieder zu Krachmaninov, der gespannt das Modell betrachtete, welches einem Haushaltsgerät zum Verwechseln ähnelte. "Dies ist eine komplexe mechanische Apparatur, die es uns ermöglichen wird, unserem Problem mit der Konkurrenz endlich entgegen wirken zu können." - "Konkurrenz?", ging es in Rains Richtung. Der zog sich gerade die Krawatte aus. "Polizei, Andere Organisationen, Geheimdienste. Meist ist es dieser elendige Brite." Doch bevor Rains weiter von der Konkurrenz erzählen konnte, stieg Dr. Ail wieder ein. "Und genau diesen können wir mit dieser Apparatur endgültig töten! Muahahahahahahahahahahaaa!"

"Wir lachen nicht mehr diabolisch. Das haben wir doch besprochen, Dr. Ail! Diese Methodik ist veraltet, wir wollen doch eine moderne Organisation sein!", fuhr Rains ihm dazwischen. Dr. Ail sprang von seinem Lachen in ein Schmollen. "Ja, richtig." und auch er starrte dann irgendwo hin, der guten alten Schule wegen. Krachmaninov, der immer noch die Apparatur betrachte war sich sicher. "Das ist doch eine Brotschneidemaschine!", stellte er fest und Rains nickte zusichernd. Jetzt war Dr. Ail beleidigt und gab wie ein kleiner Junge zurück: "Nein! Nein! Nein! Ist es gar nicht. Es ist meine Erfindung." Offenheit. Krachmaninov wollte Offenheit vermitteln. "Entschuldigen sie. Was ist es denn?" Immer noch wie ein kleiner Junge, schwang die Stimmung zu Euphorie um:
"Ich präsentiere ihnen mit Stolz die Lösung all unserer Agentenprobleme: Dr. Ferdinand Ails Totschneidemaschine!" Rains und Krachmaninovs Augenbrauen berührten fast ihre Haaransätze, so skeptisch schauten sie. "Sehen sie, unser Problem ist ja meist, das wir einen Agenten haben, der großen Ärger macht. Mein Ansatz war, daraus viele kleine Teile Agent zu machen, die dann nicht ganz so großen Ärger machen. Weil sie tot sind! MUaha...." Dann sah Ail zu Rains. "Ha. Wie sie zweifelsfrei erkennen können, ein geniales System." - "Wenn wir den Agenten dazu überredet bekommen, sich hinein zu setzen.", gab Rains sehr zynisch dazu. Ail bohrte Rains direkt mit dem Finger in der Brust herum: "Sie wissen genau, dass dieser Teil nicht in meinen Bereich fällt. Ich bin Wissenschaftler!"

"Wo bist du hier gelandet, Krachmaninov?", dachte der russische Doktorand der Perditionswissenschaften während sich Rains und Ail stritten. "Junger motivierter Naturwissenschaftler für Traditionsunternehmen mit Internationalem Charakter zur Leitung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung.", klang auf Xing irgendwie noch extrem gut. Aber jetzt?
"Und Sie? Haben sie an dem Gerät auch noch etwas zu meckern?", jetzt bohrte Ail in Krachmaninov rum. "Ist das da ein Notausknopf auf der Seite, auf der die Agenten eingespannt werden sollen?" Ail rastete komplett aus. "NATÜRLICH! Wissen sie wie gefährlich diese Totschneidemaschine ohne diesen Knopf wäre? Das wäre vollkommen unverantwortlich! Wer sind sie eigentlich, dass sie..." - "Krachmaninov!" - "ICH HABE IHNEN DOCH SCHON GESAGT, DASS ER NOCH NICHT HIER IST! Bin ich nur von Bescheuerten hier umgeben?" und dann warf Ail sein Modell zu Boden und dampfte kreischend ab.

"Das tut mir sehr leid, Doktor Krachmaninov.", versuchte Rains zu entschädigen, "Aber genau deshalb setzen wir so große Hoffnung in Sie. Theoretisch sind unsere Wissenschaftler ganz tolle Leute, aber ihnen fehlt der helle und wache Geist. Diese Entführungen gehen ja auch oft ganz schön ruppig ab. Und dann rettet der Geheimdienst die Leute, wir müssen sie wieder entführen und so weiter. Irgendwann sind die Leute ganz schön durch. Daher dachten wir, ein wenig frischer Wind könnte unseren Unternehmungen wirklich nicht schaden. Und gutes Personal ist für eine Organisation wie uns wirklich schwer zu bekommen. Sie sind ein absoluter Glücksgriff."
"Spasibo! - "Bitte?" - "Danke!" - "Achso."

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