Einmal Patreon für alle, bitte!


Zuletzt unterhalten wir uns hier ja oft über kreative Arbeit und Geld. Zwei Sachen, die scheinbar nicht immer so ganz zusammenpassen wollen. Woran liegt das? Wo liegt das Problem?

Ganz ehrlich: Ich habe keine Ahnung. Was soll ich euch da erzählen? Ich blogge seit fünf Jahren, trete seit einigen Jahren mit meinen Texten auf, habe Veröffentlichungen, aber außer ein wenig Taschengeld ist da auch noch nichts zusammengekommen. Und schon gar nicht so viel, dass ich den Mut aufbringen könnte zu versuchen, davon zu leben. Ich habe es aber auch nie versucht, also werde ich wohl kaum authentisch erklären können, warum es so schwer ist von kreativer Arbeit zu leben.

Aber wenn ich das Problem nicht kenne, heißt es ja nicht, dass ich nicht eine Lösung haben kann!
Die Betonung liegt dabei klar auf eine und ganz bewusst nicht die Lösung. Sowas gibt es im Bereich der kreativen künstlerischen Tätigkeit auch gar nicht, denn die Ansätze der Veröffentlichung und Wege der Vermarktung sind vermutlich viel zu verschieden. Erneut: Da habe ich keine Ahnung von.

Was könnte denn jetzt eine Lösung sein? Patreon könnte die Lösung sein.

Kickstarter und Konsorten kennen wir ja alle schon zu genüge, wo ein Projekt bis in die Unendlichkeit oder eben Nicht-Entstehung subventioniert werden kann. Das ist dann so eine Art Einmalzahlung, um ein Projekt zu realisieren, dass dann mal eben einen riesigen Betrag schlucken möchte. Dieses Projekt ist dann in recht klaren Rahmen abgesteckt und kann im besten Fall durchgeführt werden. Nice!
So können extrem unterschiedliche Ideen finanziert werden und der Druck die Idee so gut zu verkaufen, dass sie auch Anhänger findet ist groß. Wie mache ich zum Beispiel klar, dass die 1.000.000 € wirklich dringend gebraucht werden, um die Skulptur genau so zu bauen, wie ich sie bauen möchte?

Patreon verfolgt einen anderen Ansatz, den ich plausibler finde. Auch, weil er historisch in ähnlicherweise schon erprobt ist.
Auf der Seite können Kreative auch ihre Arbeit vorstellen. Von "Internet Gaming News" über "Pop Music" zu "Digital Art" weiter zu "Alles ist möglich" ist und kann alles dabei sein. Der erste große Unterschied aber: Es geht hier nicht um ein einzelnes Projekt. Denn ich leiste auch keine einmalige Zahlung, sondern abonniere die Künstler, die ich unterstützen möchte. Das geht auch in verschiedenen Stufen, die mir als Abonnenten diverse Prämien anbieten. Über deren Sinnhaftigkeit lässt sich natürlich streiten.

Über den Vorteil ein Patron, ein Förderer zu sein, lässt sich allerdings kaum streiten. Anstatt den Schaffenden nämlich in die Fesseln einer konkreten Projektbeschreibung zu legen und dort zu versuchen einen möglichst populistischen Ansatz zu fahren, damit es nicht scheitert, bietet Patreon mehr Freiheit an. Die Freiheit über seine geleistete Arbeit Menschen zu überzeugen und aber weiterhin zu bedienen, was mensch selbst machen möchte, nicht was gefordert wird.

Okay, zugegeben, Patreon ist da jetzt nicht meilenweit weg von den Crowdfundingsachen und beides hat seine Berechtigung auf seine Art. Einige Ideen wären bei Patreon nicht gut aufgehoben, andere bei den anderen Crowdfundingportalen nicht. Trotzdem finde ich persönlich Patreon spannender. Es fällt mir leichter, einen Euro pro Monat an einen Comiczeichner abzudrücken, als 25 € auf einmal zu zahlen, für ein Produkt, dass mich dann vielleicht trotzdem enttäuscht.

Das klingt nach gefährlichem Dumping-Geld denken, ist aber eher übliche Konsumentenpanik vor der Katze im Sack. Und die will ich dann lieber abbestellen können.

Für unsere eigene Diskussion über das "Geld-verdienen-mit-kreativer-Arbeit"wäre aber genau Patreon eine Lösung. Unser Hartmann macht seine Fotos so oder so weiter, weil er sich dazu verpflichtet und angetrieben fühlt und das ist gut so. Aber wenn er ein Konto bei Patreon hätte, könnten die Künstler, die es sich vielleicht inzwischen leisten könnten, ihn auch zu fördern, ihn dort abonnieren. Oder andere Menschen, die es als wichtig erachten, dass weiterhin jungen aufstrebenden Künstlern Fotos zur Verfügung stehen.

So wie es früher auch war, wenn sich bei Hofe Künstler und Wissenschaftler in den Dienst gestellt bzw. mit Fördergeldern vorangebracht wurden. Das ist nämlich die historische Wurzel:
Kunst lebt von ihren Förderern.

Und deshalb wäre es vielleicht wichtig, Patreon oder vergleichbare System voranzubringen. Eintragungen für Künstler aus Deutschland gibt es auf der Seite übrigens kaum. Leider. Denn es gäbe hier so einige, die ich gerne fördern würde! Also: Einmal Patreon für alle, bitte!

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