Es sieht nicht so aus


...aber das ist der Zugang zu einer Gedenkstätte. "Während des 2. Weltkrieges war dieser Tunnel Unterkunft für 170 Kriegsgefangene" steht auf einer Tafel am anderen Eingang. Irgendwo in der Tiefe von Essen-Frohnhausen führt der unscheinbare Tunnel hinter einem Altenheim in ein Neubaugebiet. Der Tunnel ist inzwischen länger, als er früher einmal war. Im Inneren des Tunnel ist das zu sehen, wenn der alte gemauerte Bereich, dem moderneren Beton weicht.

Viel mehr als die schnöde Tafel weist nicht darauf hin, was hier früher einmal passiert ist. Was schade ist. In der Schule hat mich der zweite Weltkrieg im Geschichtsunterricht immer wieder heimgesucht, so dass ich es bald "nicht mehr hören" konnte. Eine naive Sicht, wie sie einem Jugendlichen leider nur zu gut steht. Vielleicht hätten wir diesen verlorenen Ort hier schon damals aufsuchen sollen. Meine damalige Schule ist von hier aus nur Fünfzehn Minuten entfernt.

Wie oft wurden die Zahlen der Opfer des Krieges klausurrelevant abgefragt und wie oft fehlte ausgerechnet uns, in Essen, mit Krupp, der damaligen Waffenschmiede der Wehrmacht, mal ein Gefühl und Bezug zu dem, was diese Tode und Leben bedeuteten? Wie wenig Platz so ein Tunnel für 170 Menschen bietet. Menschen, die in Backöfen und Hundehütten schlafen mussten. Zum Glück habe ich heute einen anderen Zugang zur Geschichte und bin nicht mehr so naiv.


Wenn ich joggen gehe, komme ich durch diesen Tunnel. Und nur so habe ich ihn entdeckt. Wie eine Gedenkstätte sieht er nun lange nicht mehr aus. Graffitis an den Wänden und regelmäßig liegen Scherben von zerworfenen Schnapsflaschen herum. Hier war ich aber schon zig Male. Ohne zu merken, dass dies eine Gedenkstätte ist.


Die Rathaus Galerie ist ein Einkaufszentrum. Sogar ein sehr traditionelles. Schon als ich klein war, gab es hier das so genannte City Center, welches inzwischen umgebaut wurde. Damals gab es hier eine fantastische winzige Pizzabude, genau so groß wie der Inhaber. Heute hält hier der Franchise-Kapitalismus Einzug mit seinen ewig gleichen Geschäften. An die ursprüngliche Geschichte erinnert nicht viel.


Der Porscheplatz ist entstanden, lange nachdem im zweiten Weltkrieg das KZ-Außenlager "schwarze Poth" bombadiert wurde. Ursprünglich ein Krater im Stadtbild, wurde daraus jetzt einer der Kernbereiche der Essener Innenstadt. Das Andenken an die Vorgeschichte hält zwar auf der einen Seite die wunderschöne alte Synagoge aufrecht, aber direkt unter dem Porscheplatz gibt esdas eigentliche Denkmal.
Hinter Gittern und neben Müllcontainern. 


Die Geschichte von Berthold Lehmann ist nicht mit dem zweiten Weltkrieg verbunden, aber auch sein Denkmal mitten im einen städtischen Park fällt nicht sofort auf. Aber auch wenn es eine andere Vorgeschichte ist, ist es bei weitem keine schöne. Anwohner haben Geld gesammelt um Berthold ein Denkmal zu setzen, regelmäßig stehen Kerzen davor. Genauso regelmäßig liegen aber auch zerschlagene Bierflaschen dort rum. Vielleicht zwei verschiedene Arten, dem selben Menschen zu gedenken.


Versteckte Gedenkstätten gibt es überall, davon bin ich überzeugt. Viel zu oft gehen wir vorbei, viel zu oft verpassen wir den kurzen Moment, den wir eigentlich inne halten sollten. Manchmal liegen sie zu gut versteckt. Und das möchte ich gerne ändern.

Ihr kennt eine versteckte oder vergessene Gedenkstätte? Schickt mir ein paar Fotos, schreibt ein paar Sätze dazu auf. Lasst uns diese Orte sammeln und eben nicht vergessen.

Emails bitte hier hin mit dem Betreff "Versteckte Denkmäler".

Kommentare

  1. Anonym27.2.15

    Danke für die schöne Seite.

    Ein weiteres "vergessenes" Denkmal:
    http://www.heimatsammlung-essen.de/stadtteil-heisingen/

    Ein Gedenkstein für die Opfer eines Flugzeugunglücks im 1. Weltkrieg, ziemlich versteckt im Wald oberhalb der Wuppertaler Straße

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