Warum ich erfolgreiche Inhalte nicht mehr konsumieren muss


Ihr seht in diesem Coverbild Rick Grimes und Walter White, beide Hauptfiguren ihrer äußerst erfolgreichen Fernsehserien. Zur Linken The Walking Dead, zur Rechten Breaking Bad. Aber ich gehe davon aus, das wusstet ihr bereits, immerhin sind die Beiden ja einfach zu erkennen und vermutlich habt ihr die Serien eh schon alle komplett geguckt. Sie sind Mainstream, natürlich, irgendwo muss der Erfolg ja herkommen. Und Serien sind in den letzten Jahren schwer im Trend.

Beweise? Selbst unsere Filmlandschaft besteht in der Masse aus Serien und Fortsetzungen. Das Marvelfilmuniversum sei da mal als deutlichstest Symptom gewählt. Das alleine scheint aber nicht als alleinstehendes Faktum zu bestehen.


So hilft es scheinbar auch, wenn ein Medium zur Grundlage steht, das bereits vorher Erfolg hatte. Nehmen wir zum Beispiel die zuvor erwähnten wandelnden Toten, haben diese erst als fortgesetzte Graphic Novelle Erfolge gefeiert und Aufsehen erregt, bevor diese dann den Sprung in die Flimmerkiste gemacht haben. Aber um die Umsetzung von Medien in andere Ebenen - Und die vielfältigen Probleme dieser Transfers - soll es nicht gehen. Nicht heute.

Die Beiden da oben im Kopf des Artikels haben noch etwas anderes gemeinsam, dass auf den ersten Blick nicht unbedingt ersichtlich ist. Der Screenshot stammt aus dem Epic Rap Battle of History dieser Serienfiguren, eingespielt und geschrieben von EpicLLOYD und Nice Peter, welches äußerst sehenswert ist und ziemlich genau so aussieht:



Kleiner Test an dieser Stelle:
Wie viele der Anspielungen auf die Serien habt ihr verstanden?

Ich habe alle verstanden. Alle. Jede einzelne. Und in dem hervorragend und höchst clever konstruierten Duell sind viele subtile Dinger drin. Ihr habt auch alle verstanden? Cool. Habt ihr auch die Serien nie geguckt?
Doch? Dann ist es ja leicht.
Nein? Willkommen in meiner These.

Ich muss erfolgreiche Geschichten nicht mehr selber konsumieren.

Zu den Walking Dead habe ich zwar die Comics gelesen, aber ich weiß, dass schon alleine ein Daryl Dixon in der Serie mit seiner Armbrust ganz schön Rabatz macht, den es in der Graphic Novelle nie gegeben hat. Einigen wir uns also darauf, dass Vorlage und Umsetzung sich tendenziell widersprechen könnten. Trotz der Widersprüche weiß ich aber was los ist.

Denn der Erfolg kommt in unseren Zeiten mit einigen Nachbarn daher, die ironischerweise das Gegenteil des Zieles einer solchen Serie sind. Weiß ein Inhalt nämlich eine Mehrheit zu erreichen, redet diese darüber. Das passiert zum Beispiel dann in Memes, Kritiken, Coverversionen bekannter Szenen oder dann auch den simplen einfachen Gesprächen über den Inhalt.

Beliebiges Meme als Beispiel,
Quelle: Knowyourmeme.com
Das hat aber eine spannende Folge: Der Inhalt transportiert sich einfach ohne sein Medium.

Harry Potter habe ich nicht gelesen, bin beim siebten Film dann aber ohne große Probleme eingestiegen, wusste trotzdem aber ausreichend Bescheid, um alles grundsätzlich verstehen zu können. Ein paar wenige Details fehlten mir, aber das kam mir vor wie Insiderwitze: Nett zu kennen, aber nicht relevant fürs Verständnis.

Oben erwähntes Breaking Bad habe ich nicht gesehen, kenne trotzdem die Figuren, Konflikte und Probleme der Serie. Ja, sogar Nerd-Shirts die auf Bestandteile der Fiktion verweisen erkenne ich auf offener Straße sofort. Willkommen im Netzzeitalter, in der sich Informationen schneller bewegen als ihre Herkunftsquelle es lenken und vorsehen kann.

Die Liste all dieser Inhalte die ich nicht mehr konsumieren brauche ist lang. Über die Twilightbücher, weiter zu diversen Marvelcomicverfilmungen deren Geschehnisse und Sprüche ich ohne Kinobesuch und DVD perfekt kenne - Dank der wirklich sehr guten schauspielerischen Leistungen meiner Freunde - zu Dem Lied von Eis und Feuer und und und. Auch in meinem liebsten Konsumbereich, den Videospielen, gibt es Titel, deren inhaltliche Gänze ich aus Tests und weiteren Quellen schon eingeholt habe und somit kein Geld dafür ausgeben werde.

Und das ist schlecht!
Für die Vermarkter der Inhalte. Da ich nicht unbedingt den Anspruch habe zwangsläufig selber zu kaufen, wenn mir doch jeder Nutzen dieser Anschaffung vorweg genommen wurde. Die Originalität eine Erfahrung selbst zu machen, ein Buch selbst zu lesen, selber den Film zu sehen, könnte hier angeführt werden, aber da ich schon so intensiv vorgeprägt bin durch die Erfahrungen anderer, könnte ich nicht mehr unbefangen und frisch an diese Inhalte herangeführt werden. Der Zug ist also abgefahren. Und ich kann ja wohl kaum eine gesamte Mediensperre für mich verhängen um mich davor zu schützen, denn wer kann den schon haargenau vorraussagen, was mal erfolgreich und hauptstromig wird? Alles hat die Chance, also dürfte ich rein gar nichts mehr an Informationen aufnehmen. 

Aber eigentlich ist das auch gut! 
Für die Schöpfer der Inhalte. Nichts sagt dir deutlicher, dass du in der Mitte der Gesellschaft angekommen bist, dass deine Gedanken und Ideen für eine Vielzahl von Menschen relevant waren, als die Tatsache, wenn deine Charaktere und Figuren bekannt sind, ohne das dazu gehörige Medium konsumiert zu haben. 
Nach dem kommerziellen Erfolg verbleibt ja für den Schöpfer eh die Frage, was er/sie noch erreichen kann, wenn Geld schon keine Rolle mehr spielt. Da wird historische Kulturrelevanz plötzlich sehr spannend. Und das ist auch nachweislich so.

Ein weiterer Test - Eine typische Hand aufs Herz und jetzt mal ehrlich Situation - Welche der folgenden Figuren (inklusive ihrer Motive) sind euch geläufig, ohne dass ihr dazugehörigen Quellen jemals konsumiert zu haben? Quasi nur von ihnen "gehört" habt.
Romeo und Julia, Darth Vader, Don Quichotte, Dracula, Der Terminator, Batman, Lara Croft, Rocky, Jesus?

So zweifelhaft bei manchem die kulturelle Relevanz im Vergleich zur inhaltlichen Tiefe sein mag, ist es doch unmöglich zu ignorieren, dass diese Sachen kulturell bei uns verwurzelt sind. Und vermutlich werden in zukünftigen Generationen auch Katniss und von mir aus auch Sheldon Cooper und Lennard Hofstetter noch bekannt sein, da sie einfach zu Gesichtern aktueller inhaltlicher Auseinandersetzung gehören. 

Kurz gesagt: Wenn über etwas viel geredet wird, ist dass nicht immer nur blinder überzogener Hype, sondern einfach auch manchmal das Verständnis tatsächlicher Zeitgenössischer Kunst. 

Achso.
Eines noch: Guckt bitte weiter die Serien, lest die Bücher, die Comics, spielt die Spiele und redet ganz viel darüber. Das spart mir so unglaublich viel Zeit und auch einiges an Geld. Danke für eure Mühen!

Kommentare

  1. Ich war nie der Seriengucker, aber "Breaking Bad" hat mich dann voll erwischt. Seither schaue ich mir Serien deutlich lieber an als Filme. Es hat ein bisschen was von "nach Hause kommen", wenn man denn mal wieder Zeit findet, ein, zwei Folgen seiner Lieblingsserie zu konsumieren, die liebgewonnenen Charaktere wiederzustreffen und der Handlung zu folgen. Die Länge einer Folge - meist unter einer Stunde - trägt zum Erfolg des Formates, denke ich, maßgeblich bei. So ein "Häppchen" kriegt man eben schneller mal in seinen Alltag integriert als einen dreistündigen Film. Und wie krass hoch die Qualität der Serienproduktionen inzwischen geworden ist, hat mich sehr überrascht. Dumm ist halt immer noch das Lizenzding: Da hat man schon Netflix und Co. zu Hause und muss trotzdem monatelang darauf warten, dass die Damen und Herren Lizenzinhaber mal die neuen Staffeln freigeben. "Breaking Bad" ist, was das angeht, übrigens ein Paradebeispiel für Konsumentenfreundlichkeit. Da kamen die neuen Folgen direkt nach der US-Ausstrahlung nach Deutschland und wanderten quasi sofort in die Streaming-Dienste.

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    1. Ich bin mir sicher, dass Breaking Bad sehr sehr gut ist. Da ich aber irgendwie schon ein wenig überspoilert bin, könnte ich erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand einsteigen. Das habe ich aber oft bei Serien, wenn ich sie dann gucke: Oft sind sie schon abgeschlossen und vorbei.

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  2. Viel kann ich dazu nicht sagen, außer, dass du einiges verpasst, wenn du es dir nicht ansiehst. So viel man auch aus Meme und Co sehen kann...die Serie Breaking Bad (z.B.) ist das beste Drama, dass ich je gesehen habe. EVER! Also tu dir selbst einen gefallen und mach dir ein Bild davon, indem du es dir ansiehst, du wirst es nicht bereuen.

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    1. Dass mensch einiges verpasst, ist oft das schlagende Argument, wenn es darum geht Dinge schmackhaft zu machen. Manchmal reicht es dann aber trotzdem nicht aus, um mich zu überzeugen.

      Gucken werde ich es wohl mal, wobei Breaking Bad jetzt auch eine zufällige Wahl war, da es nun mal in dem ERB vorkommt.

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  3. Ich kann das auch sehr gut nachvollziehen. Ich habe die großen Drama Serien auch alle nicht gesehen und verspüre auch nicht jetzt alles verpasst zu haben.

    Ich glaub aber eher, dass mich die Masse an guten Serien mittlerweile abschreckt.

    Fang ich jetzt Breaking Bad, Game of Thrones, Walking Dead, Dexter an? Oder lieber neu anfangen mit Gotham, The Flash oder Agents of Shield?

    Zu viel Auswahl macht mich da fertig. Ich bin nur noch bei 2 Sitcoms, einer Drama Serie und eine Anime Serie verblieben. Aber selbst denen werde ich nicht gerecht.

    Im Kino war ich ein Mal dieses Jahr. Fühl mich aber auch nicht als wäre ich kulturell verwahrlost.

    Hört es auch irgendwann auf, dass man alles mitmacht? Reiz überflutung oder satt?

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    1. Das stimmt auch. Es gibt so viele gute Serien, dass ich mir nicht mehr merken kann, was ich mir mal angucken könnte. Und wenn es mir einfällt, habe ich das Gefühl ich müsste den ganzen Tag vor der Glotze hängen. Was ja auch irgendwie Quatsch ist.

      Reizüberflutung, in jedem Fall. Ich ziehe mich zum Teil vor den Hypes zurück, damit ich überhaupt die Chance habe einen Überblick zu behalten.

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  4. Ich muss dich enttäuschen! Ich habe von The Walking Dead gerade mal die erste Staffel gesehen. Nicht mehr, nicht weniger. Breaking Bead kenne ich vom Namen mal abgesehen gar nicht.

    Ist beides nicht wirklich mein Genre. Dann doch lieber Arrow, Grimm, Burn Notice, Defiance oder Falling Skies. ^^

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    1. Ja, das klingt so, als wärest du gar nicht auf dem Serien-Hype.

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    2. Sag ich doch! :D

      Aber in der Quintessenz hast du natürlich recht. Vieles verbreitet sich über das Internet wie die Pest und egal ob man es wissen will oder nicht man wird quasi automatisch mitinformiert! ^^

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