Mein neuer Freund Punchy

Es ist ausgeglichen, die erste Partie hat er gewonnen, die zweite Ich, die dritte hat gerade erst angefangen. Eigentlich spiele ich bevorzugt mit Captain Falcon, aber manchmal steckt mensch halt zurück, zu Gunsten der guten Stimmung im Hause. Also bin ich jetzt mit Link unterwegs, das war früher meine Lieblingsfigur bei Smash Bros. Daher fühlt es sich nicht wie ein großer Verlust für mich an, eine andere Spielfigur zu nehmen.

Smash Bros. Macht mit Freunden einfach den meisten Spaß, allerdings spielt dann auch keiner mehr mit dir, wenn du a) zu gut, b) die Steuerung und das Spielsystem doch nicht ganz so anfängerfreundlich sind und c) auch noch. Aber alleine braucht das Spiel schnell seinen Reiz auf. Wo normalerweise also das Spiel zu Gunsten der Freunde gewechselt wird, habe ich diesmal die Freunde zu Gunsten des Spiels gewechselt. Denn ich habe Punchy "kennengelernt".

Okay, zu einem vollwertigen Freund wird Punchy es nie schaffen. Außer zocken kann er nämlich nichts. Er ist ein Amiibo, eine dieser neuen Sammelfiguren, die Nintendo für ihre aktuellen System vermarktet. Genau deshalb hat es mich auch angesprochen. Die WiiU überzeugte mich bisher zwar nur zum Kauf zweier Spiele, aber meine Liebe zu Nintendo ist noch groß genug, dass ich mir gerne ein paar schöne Sammlerstücke für mein Regal zu legen wollte. Die Amiibos sind da eine gute Gelegenheit, schon alleine weil sie nicht so teuer sind, wie manch andere Figur von Spielzeugherstellern. Fünfzehn Euro kann so etwas jetzt kosten, wenn mensch Glück hat, ist auch mal ein Amiibo im Angebot. Captain Falcon zum Beispiel hat mich einen Zehner gekostet. Ein typischer Rabatt den Dealer geben, wenn sie sich Junkies züchten wollen.

Die Figur hat eine Art Chip im Sockel, der es erlaubt sie mit der Konsole zu verbinden. Dafür gibt es eine Kontaktfläche entweder am WiiU-Pad oder am 3DS. Bei der ersten Registrierung werden Besitzer und Spitzname der Figur festgelegt. Aufgrund der begrenzten Buchstabenzahl wurde aus meinem Captain Falcon also Punchy. Und zugegebener weise auch, weil ich beim dem Namen Punchy an diesen herrlich herzlichen dümmlichen Kumpel von Ted Mosbey aus How I met your Mother denken muss. Warum ich die Figur mit der Konsole verbinden sollte, war mir nicht so ganz klar, aber die Neugierde siegt.

Die Videospieler aktueller Generationen haben es mit einem Trend zu tun, den es früher nicht gab: DLC. Downloadable Content. Dieser ist häufig Inhalt zu Spielen, der diese ergänzt. Mal kosmetisch, mal inhaltlich, aber meist kostenpflichtig. Einige Spieler sperren sich dem Konzept komplett, andere freuen sich über die Lebenszeitverlängerung ihrer geliebten Titel. Nintendo hat nun im Stillen dieses Konzept sehr klug evolutioniert.

Verbinde ich Punchy bei Mario Kart 8 mit dem Spiel, wird eine gesondertes Outfit freigeschaltet. Das ist nicht viel. Verbinde ich Punchy im Hauptmenü der Konsole mit eben dieser, bekomme ich die Demo eines Spieleklassikers aus vergangenen Zeiten als Download. Diese wechseln auf regelmäßiger Basis. Das ist auch nicht viel, aber schon irgendwie nett. Verbinde ich ihn allerdings bei Smash Bros. mit dem Spiel, wird Punchy zu einer aufstufbaren Spielfigur, welche ich sowohl als Rivalen oder auch Unterstützer mit in den Kampf nehmen kann. Dabei erspielt er Items und Spielwährung, lernt immer besser zu kämpfen und bietet dann eine solide Herausforderung auf dem Feld.

Nintendo hat den spielübergreifenden DLC erfunden. Eine kurze Netzrecherche hat mir gezeigt, dass ich mit Punchy auch in anderen Spielen Boni und zusätzliche Inhalte bekommen könnte. Amiibos die einem Spiel zugeordnet sind (Zu Smash Bros. Sind bisher die meisten erschienen) erfüllen dort dann häufiger Zusatzfunktionen. Auch zukünftige Nintendotitel werden die Funktionen nutzen. Und das finde ich super clever. Denn für Zehn Euro habe ich nicht – wie es sonst oft ist – DLC für ein Spiel gekauft, sondern für eine bisher nicht genau zu bestimmenden Anzahl. Der Pfennigfuchser könnte nun den Kaufpreis durch die Zahl der unterstützten Spiele teilen und so überlegen, wie effektiv so eine Figur ist.

Aber auch ohne finanzielle Kosten-Nutzen-Formeln ist der Amiibo clever. Denn er steuert mich nicht nur als Sammler an, sondern auch als Spieler. Punchy ist auf die maximale Stufe trainiert und ich muss sagen, ein formidabler Kontrahent. Zudem macht aber das Trainieren der Figur echt Spaß, weil die Kämpfe mit einer zusätzlichen Aufgabe verknüpft sind. Das Spielerlebnis wird erweitert. Sollten sich Menschen im meinem Umfeld Smash-Amiibos zulegen, könnten wir diese zum Beispiel auch gegeneinander antreten lassen, ohne selbst das Pad in die Hand zu nehmen, große Schlachten Seit-an-Seit mit dem digitalen Begleiter sind auch denkbar.

Tatsächlich hoffe ich ein wenig darauf, dass die wenigen Menschen im meinem Umfeld mit WiiU sich auch Amiibos hochzüchten und wir mal zusammen kommen, um eben diese Kämpfe auszutragen. Und selbst wenn nicht, bin ich inzwischen recht sicher, dass ich mir noch weitere kaufen werde. Ich bin meist gegenüber diesen Sammlerspielzeugen skeptisch, auch Skylanders und Disney Infinity versuchen mit solchen farbenfrohen Produkten zusätzliches Geld aus Kunden und Kindern zu pressen, aber sie gelten dann halt nur für genau ein Spiel und das macht plötzlich sehr kostspieligen DLC aus den Zusätzen. Schlimmer noch, manche der Titel sind ohne Figuren nicht spielbar. Da geht die volle Punktzahl an Nintendo, der Amiibo gewinnt.

So sehr, dass ich mir auch für andere Konsolen und von anderen Herstellern-Titel übergreifenden DLC wünsche. Mehrwert und Nachhaltigkeit dürfen auch gerne im Digitalen eine größere Rolle spielen.

Punchy und ich, wir werden noch einige Abenteuer vor uns haben. Spätestens wenn es Ryu aus Streetfighter auch als Amiibo gibt, wird es einen neuen Herausforderer und Freund in meinem Regal geben, der gepumpt, gefördert und geschlagen werden will. Bis dahin habe ich Zeit, mir einen weiteren dämlichen Namen für die Registrierung zu überlegen. 

Kommentare

  1. Das System ist cool, funktioniert aber warscheinlich nur in der geschlossenen Umwelt von Nintento, mit den einzelnen Konsolen und Spielereihen. Trotzdem applaudiere ich Nintendo dafür, irgendwie doch ihre Fans vor das Geld zu stellen. Das macht sympathisch.

    AntwortenLöschen
  2. Also wegen des geschlossenen Systems wäre ich mir nicht ganz sicher. Zum einen hat ja auch Nintendo Figuren von Drittanbietern drin, die sogar ziemlich Systemfremd sind. Ryu aus Streetfighter (Letztes Mal mit Capcom Vs. SNK auf dem Gamecube bei Nintendo), Cloud aus Final Fantasy 7 (Noch nie bei Nintendo) werden auch als Amiibos erscheinen, es ist also überraschend offen, die Fans stehen sogar weit vor eigener System-Loyalität.

    Aber andersherum bietet Microsoft zusammen mit Drittherstellern gerade Cross-Content wenigstens in einem Titel an. Bei Killer Instinct wird Rash von den Battle Toads spielbar, wenn du Besitzer von Rare-Replay bist und so wie es angekündigt wurde für Staffel Drei des Spiels, wird für Halo 5 Besitzer einer der Covenant als Spielfigur freigeschaltet. Der Mehrwert Spielübergreifender Inhalte wird also auch schon von anderen erkannt. Spannend ist die Frage, was sie daraus machen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass Nintendo eine Innovation begründet, die andere dann kopieren und verfeinern.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Anmerkungen? Fragen? Wünsche? Schreib gerne einen Kommentar. Ich schaue regelmäßig rein, moderiere die Kommentare aber auch, also bleibt nett.

Vielleicht auch spannend: