Der kleine Orden

Ich male ein Schild, verkleide mich und drücke dann Aufnahme. Mir ist langweilig und ich vermisse. Sonst ist die WG voll, jetzt sind alle unterwegs und weit weg. Urlaub, Arbeit, sowas. Auch das Kind macht Ferien bei Familie. Freund*innen sind auch unterwegs. Mir ist langweilig. Ich bin alleine. 

Meine Routinen halten irgendwie. Sonst sind sie zerfallen. Ich brauchte Gründe. Jetzt nicht mehr. Die Routine war der Grund für die Routine. Ich kümmere mich gut um alles. Ich bin zufrieden. Ich akzeptiere, dass ich nicht den Kontakt zu Leuten erzwingen kann. Ein paar Leuchtfeuer schicke ich ab, benenne wie es mir geht, bleibe aber entspannt. Mache keine Dummheiten. Das ist früher mal passiert wenn ich einsam war. 

Die große Ironie an meiner Einsamkeit ist, dass ich lernen musste mit mir alleine auszukommen. Mit mir gute Zeit verbringen zu können. Mir selbst Sinn geben. Mir selbst Erfüllung geben. Und versöhnlich sein, wenn das mal nicht klappt. Alle werden ja zurück kommen. Es ist noch unendlich viel Zeit mit allen. 

Ich gebe mir selbst einen kleinen Orden. Dafür, dass es besser geworden ist. Dafür dass ich keine Verlustserscheinungen mehr habe. Für die Freiheit, die mir eine gute Struktur und Beschäftigung mit dem Selbst gegeben hat. Das habe ich gut geschafft. 

Und ich habe die Langeweile genutzt. Bin kreativ geworden. Habe Medien genutzt, die ich vermisst habe. Und bei offener Zimmertür die ganze Wohnung voll geschnarcht. Das war auch nett. 

Es ist ein Beweis fürs Lernen und heilen. Ein kleiner Orden. Nur für mich. 

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