Immerath, der Preis für billigen Strom


Etwa 20 Minuten braucht man mit dem Auto von Mönchengladbach nach Immerath.
Immerath ist ein Stadtteil von Erkelenz im Rheinland. Besser gesagt, war ein Stadtteil von Erkelenz, denn seit 2006 hat sich hier einiges verändert. Kurz hinter Immerath befindet sich der Tagebau von Garzweiler II, einem riesigen Abbaugebiet von Braunkohle, das vor keinem Hindernis Halt macht.

15 Ortschaften wurden bereits von Bewohnern geräumt und weitestgehend dem Erdboden gleichgemacht, zwei sind aktuell kurz davor. Immerath gehört dazu. Noch leben hier vereinzelt Menschen, ein kleines Unternehmen findet sich noch vor Ort, ein Schafhirte ebenfalls.

Allerdings läuft man, wenn man dort ist, an unzähligen verbarrikadierten und verlassenen Häusern vorbei. Es ist ruhig in dieser Ortschaft. Man hört die Fahrzeuge auf der nahe gelegenen Autobahn A61 dröhnen, die Baumaschinen auf dem Dorfplatz und ab und zu fahren noch Autos durch den Ort.

Auf dem Friedhof von Immerath stehen noch ein paar Grabmäler aber der Großteil ist leer. Es ist zwar nur eine kleine Anlage aber man schaut in einige verwaiste Grabreihen, bei denen man erkennen kann, dass es schon länger her ist, dass jemand dort seine vermeintlich letzte Ruhe gefunden hatte.

Die Bewohner Immeraths wurden in andere Ortschaften umgesiedelt, es entstand auch ein neuer Stadtteil in Erkelenz. Immerath (neu) heißt das neue Gebiet, wo Menschen aus verschiedenen Dörfern nach der Umsiedelung eine neue Bleibe gefunden haben.


Ich war zwei Mal dort. Das erste Mal war Mitte 2017, das zweite Mal war Ende 2017. In dieser doch eigentlich recht kurzen Zeit hat sich so einiges getan. Mehrere Häuserreihen wurden abgerissen, weitere Straßen wurden abgesperrt und die Atmosphäre war noch bedrückender.

Und jetzt, Anfang 2018 geht es mit dem Abriss des Ortes weiter.

RWE hat nun, am 08.01.2018 trotz Protesten von Greenpeace und ehemaligen Anwohnern angefangen, den "Immerather Dom" abzureißen. Der vermeintliche Dom war die St. Lambertus- Kirche und verdankte diesen Spitznamen seiner enormen Größe.

Es war ein wirklich schönes Bauwerk mit zwei Türmen und einer großen Basilika. Bei der Einfahrt nach Immerath konnte man im linken Turm allerdings schon sehen, dass an den oberen Fenstern mehrere Steine fehlten.

Seit 2013 ist der "Dom" entwidmet und wurde an RWE übergeben, die diesem Bauwerk nun ein Ende setzt.

Lange wird es wohl nicht mehr dauern, bis der Rest von Immerath folgt und komplett verschwindet, bevor die Schaufelradbagger kommen.

Alles für die Braunkohle.


Kirche St. Lambertus ("Immerather Dom")
Brankohletagebau "Garzweiler II"



Kommentare

  1. Anonym10.1.18

    Ja,der Dom wurde jetzt gesprengt, obwohl man bis zuletzt versuchte, dass zu verhindern,stand in den Nachrichten, hier im Netz gelesen, nicht weil mich alles interessiert und ich von allem was wüßte, dieses Immerath liegt bei Bedurg an der Erft, war früher ein sehr schönes Städtchen, obwohl die Geschäftsstrasse immer noch besteht,ist der gewisse Charme, wie so fast in allen kleinen Städtchen, durch Schließung von Geschäften nicht mehr so gegeben,kommt mir persönlich so vor,diese Orte wie Frimmersdorf, ist das nicht das frühere Garzweiler, jedenfalls auch Niederaußem, Kaster,sind alles noch Begriffe, die ich kenne,es sind ja bereits 16 Orte mittlerweile, die das betroffen hat,da ich sehr viel recherchiere und auch Verwandte,sogar die Schwiegermutter meines Mannes dort geboren und dann als kleines Kind ins Rheinland mit den Eltern kam, hab ich nach all diesen Orten immer gesucht, so hab ich festgestellt, dass dieses Frimersdorf, Reichsdorf all diese kleineren Orte umbenannt wurden,kann man nur hoffen,wenn man seine Umgebung verlassen muß, dass eine angemessene Entschädigung, zumindest finanziell erfolgt ist, ich hab schon mal gelesen, dass nicht alle umziehen konnten,da ihnen das entsprechende Geld dazu fehlte, mag es anfangs vielleicht so gewesen sein,denn schon das Verlassen seines Eigentums oder auch seiner Mietswohnung hat viele Menschen getroffen, 11000,wenn nicht noch mehr, da läßt es sich leicht drüber reden, wenn es einen nicht selbst betrifft, auch der Friedhof in Bedburg, wenn man nach den Spuren der Ahnen unterwegs ist, ist immer wieder für uns eine Bereicherung, es stehen vorne rechts hinterm Eingang noch alte, große Marmor Grabmale, wo wir sogar Namen wiedergefunden haben, die zum Stammbaum von meinem Mann gehörten, schade,dass auf dem Friedhof von Immerath nur noch wenige Grabmäler stehen,ja wieviele Menschen interessiert das in der schnellebigen Zeit noch und wer sucht auf Friedhöfen noch nach Spuren seiner Vorfahren,aber der Bericht zeigt, dass es ja noch Menschen gibt, die sich Gedanken machen,und was soll das bringen,ja, dass soll bringen, das es nicht immer nur ein hier und jetzt gibt, die Historiker,die Menschen, die Chronik über ihre Heimat schreiben, die ganzen Familienforscher, sie alle treten dafür ein,das unsere Nachkommen auch wieder eine Überlieferung erhalten werden, ich finde es immer schön, solche Gedanken für uns Leser auf's Papier zu bringen,schöne Grüße wünscht A1

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