LeBro-Steine

Ich habe zu Weihnachten Lego geschenkt bekommen. Ich bin 27 Jahre alt. Diese beiden Fakten lasse ich einfach mal einen Moment nebeneinander stehen. Alles fing damit an, dass ich bei einem guten Freund vor dem Wohnzimmerregal stand und voller Neid auf seinen brandneuen Legobagger schaute. Wobei, das ist so eigentlich nicht richtig.

Alles fing damit an, dass er wieder staunend vor etwas Lego stand und seine Freundin spontan beschloss, es ihm zu schenken. Er hatte also wieder Lego, denn eigentlich hatten die meisten in unserem Alter sowieso schon irgendwann in ihrem Leben mal welches.
Kurz darauf stand ich also bei ihm vor dem Regal und staunte nicht schlecht, freute mich für ihn und spürte tief in meinem Inneren, dass da jemand nach mir rief: Jay als Kind. Ich fragte meine Freundin, ob ich nicht auch Lego haben dürfte.
Bevor das hier falsch verstanden wird, ich habe nicht um Erlaubnis gefragt, sondern finde es nur richtig, dass wenn Mensch sich die Wohnung und die Regale darin teilt, es zu prüfen gilt, womit man die so zu stellen darf.
Ohne auch nur einen einzigen Hinweis darauf zu geben, brachte mich meine Freundin aber auf den Gedanken, dass jetzt, wo ich doch ein volles Gehalt bekam und nicht mehr studentischen (Ver-)Hungerlohn bezog, ich wohl eine Art Kontrollsystem gebrauchen könnte. Für mich lag die Lösung schnell auf der Hand, ich machte aus einer Situation eine Regel:
Lego kauft Mensch nicht für sich selbst, sondern bekommt es nur.
Also lag es nun in den Händen meiner Herzdame zu entscheiden wann und welches Lego es geben sollte. Ähnlich vielen anderen Ereignissen die zwischen meinem guten Freund und mir passieren, wird aus einem Einzelfall oft ein Hype. Inzwischen sind unsere Legosammlungen schon angewachsen und auch einige weitere Freunde sind unter die Sammler gegangen.
Es geht sogar so weit, dass auch die anderen ihr Lego nicht selbst kaufen dürfen. Es ist aus der Einzelregelung ein Gesetz geworden, das sogar, ich zitiere, Teil unseres eigenen "Bro-dex" ist. Sprich: Wer sich nicht an das Gesetz hält, hat mit Schelte zu rechnen.

Zu Weihnachten gab es jetzt, entgegen meiner bisherigen Sammlung, einfach eine Kiste mit diversen Steinen, sonst gab es aber nur Modelle. Wir (Alle Anwesenden) haben immer wieder gebastelt und gebaut und......ich spare mir lang Umwege: Lego ist toll, das haben alle begriffen. Ich schreibe das hier aus einem anderen Grund:
Auch mit zarten 27 Jahren, ist es wertvoll, in seiner Vergangenheit zu graben, zu wühlen und zu kramen - So ist es mir aufgefallen, als ich in der großen Legokiste gekramt habe, auf der Suche nach einem roten flachen Einer, also 'ne Bremsleuchte für ein Auto. Ich habe sie einfach nicht finden können und dann, ganz schlagartig, war mir wieder eingefallen, wie ich als Kind meine Steine sortiert hatte. Meine Tricks, meine Kniffe, die zu letzt alle verschwunden waren, tauchten alle gleichzeitig wieder auf. Und es war genau das Gefühl, das Mensch beim Legobauen hat, wenn nach langer Suche der vermisste Stein plötzlich auftaucht.
Lego ist in diesem Fall natürlich nur der Aufhänger. Vermutlich hätte ich auch mit dem Fahrrad die selben Parks wie früher abfahren können oder in einen meiner alten Kletterbäume steigen können, das Ergebnis wäre gleichwertig gewesen: Den Kontakt zu sich selbst auffrischen.
Und meine Konsequenz, keine besondere, keine überraschende, auch in Zukunft das eigene Alter nicht zu ernst zu nehmen, nicht zu sehr dem zu entsprechen, was die Gesellschaft erwartet, ist mir auch wichtig. Nicht, dass mein Umfeld es erfordern würde, aber es ist um so erfreulicher feststellen zu können, dass das eigene Umfeld es sogar begünstigt, mit sich selbst, als Kind, in Kontakt zu bleiben.

Kommentare

  1. So ein Gefühl hatte ich im September, als ich bei meinen Eltern in Franken war. Der Garten war voller Eicheln, und schon saß ich in der herbstsonne und hab die Eicheln mit den schönsten Mustern und der glattesten Haut rausgesucht. Wie früher.

    Im Oktober war ich dann auf einem Kindergeburtstag eingeladen und bin spontan vom Glauben abgefallen. Der Geburtstagsjunge (7 Jahre) hat ein total geiles Lego-Auto-Dingens geschenkt bekommen. Ich hätte den restlichen Abend die Welt ausgeblendet und meine Mutter nur um Hilfe gebeten, wenn ich 2 Steine, die fälschlich zusammen waren, nicht mehr auseinander bekommen hätte. Besagter Junge aber ging zu seiner Tante, gab ihr das ungeöffnete Lego-Paket und sagte: "Bau das mal zusammen, damit ich damit spielen kann."

    Das zusammenbauen IST doch (das tollste am) spielen!!! o.O

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    1. Ob Spielen oder Bauen am tollsten ist, kann ich nur schwer vergleichen. Ich war eigentlich auch immer mehr ein Spieler, aber da die vorgegebenen Modelle meinen Ansprüchen nie genügten, gab es oft Modifikationen und Umbauten, die unausweichlich waren.
      Das ist heute anders. Heute bin ich mehr Sammler.

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  2. TheMeyer29.3.13

    Nicht umsonst sammle ich seit dem Erscheinen des ersten Legospiels eben genau diese. Aktuell habe ich alle bisher erschienen Legospiele hier herumstehen. Ich meine die "Gesellschaftsspiele" die Lego herausgebracht hat, nicht normale Sets. Ach ja und wer auch immer sich diese "Minifiguren" in ihren Wundertüten ausgedacht hat, er sei verflucht...

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