Rezension: Mouseguard Herbst 1152





"Mice struggle to live safely and prosper among all of the world's harsh conditions and predators." 
aus dem Klappentext








Über David Petersen ist nicht besonders viel bekannt. Wenn man ihn in Suchmaschinen oder auch im Klappentext seiner Bücher recherchiert, dann kommen meist die selben wenigen Informationen heraus: Ein 77er Jahrgang, der Kunst studiert hat und aus Liebe zu seiner Frau Kinderbücher gezeichnet hat, aber auch das preisgekrönte Mouse Guard. Und das in dieser Reihe viel Liebe steckt, dass kann Leser schon im ersten Band "Autumn 1152" merken, der auch im deutschen als "Herbst 1152" erhältlich ist.
Die Welt in Mouse Guard wird oft und schnell als Fantasy bezeichnet, was aufgrund der tierischen Akteuere mit Sicherheit seine Berechtigung hat, aber diese Fantasy ist mindestens genauso finster, wie es wohl auch das historische Mittelalter war.
Die Mäuse, in den meisten Nahrungsketten am unteren Ende zu finden, leben, um den allgegenwärtigen Gefahren trotzen zu können, in versteckten Städten. Städte, die alle für sich selbst stehen, ohne einheitliche Regierung über ihnen, aber durch die Notwendigkeit der Unterstützung in der Versorgung an einander gebunden.
Sicherheit ist eines der wichtigstes, aber vorallem auch teuersten Güter und so ist das Leben der Mäuse an äußerst strenge Regeln gebunden. So dürfen zum Beispiel keine Karten der Städte und Terretorien aus Städten heraus getragen werden und Arbeit ist eine absolute Notwendigkeit. Als Töpfer, Pflechter, Schmied, Heiler oder auch Zeichner wird jede Maus in die Pflicht genommen. 
Um den bürgerlichen Mäusen aber das Leben zu erleichtern gibt es die Garde. Eine Vereinigung von Mäusen, die durch besondere Fertigkeit, Mut und Moral ausgezeichnet sind und sich in der Pflicht sehen die Mäuse vor allen Formen der Gefahr zu schützen. Dabei sind sie aber viel weniger Soldaten und viel mehr Boten, Späher, Beobachter und Helfer in der Not.

Ich könnte hier viele viele Absätze lang über die Lebensart der Mäuse berichten, was nur Zeugnis der Tiefe der von Petersen erschaffenen Welt ist. Lebhaft, durchdacht und regelrecht vollständig präsentiert sich das Umfeld, aber worum genau geht es in Autumn 1152?
Lieam, Kenzie und Saxon

Drei Mäuse der Garde werden damit beauftragt eine Bauernmaus zu suchen, die Getreide von einer Stadt zur nächsten bringen sollte, dort aber weder an, noch zurück gekommen ist.
Lieam, ein Frischling der Garde, Saxon, eine kampferprobte Maus und Kenzie, der Anführer des Trupps machen sich also auf die Suche, um dann nicht nur in Form einer Schlange das fatale Ende des Bauern, sondern auch in Form des Bauern einen Verräter unter den Mäusen finden, denn in seinem Getreide befindet sich eine Karte von Lockhaven, Hauptsitz der Garde und somit auch irgendwie Hauptstadt der Mäuseterretorien.
Wer diese Karte nun bekommen sollte und was er damit vorhatte, gilt es nun also heraus zu finden, in einem Rennen gegen einen Unbekannten Widersacher, zu dem aber durch aus mehrere Spuren führen. Denn auch Sadie, eine weibliche Gardenmaus stößt bei der Suche nach einem anderen Gardisten auf Hinweise, die zum Verräter führen könnten. Als dann im Laufe der Geschichte noch die "schwarze Axt" wieder auftaucht, eine legendäre Maus die längst gestorben sein müsste, da steht man schon längst im Bann dieser herausragend entworfenden Geschichte.

Die schwarze Axt
Der Zeichenstil erinnert zu erst an Kinderbilderbücher, doch eine Kindergeschichte ist Mouse Guard bei weitem nicht. Detaillierte Zeichnungen geben den Akteuren eine starke Gestik und Mimik, die ihre Charaktere besonders glaubhaft machen. 
Kräftige Farben bauen eine tolle Atmosphäre auf und erschaffen einmalige Bilder, die einem lange im Kopf bleiben.

In den Staaten ist inzwischen der vierte, hier erst der zweite Band der Reihe, "Winter 1152", erschienen. Dort ist die Serie und das Universum von Mouse Guard sogar inzwischen so beliebt, dass es sogar ein passendes Regelwerk für Pen&Paper-Rollenspieler gibt.

Auch wenn mir die englische Version vorliegt, weiß ich, dass die deutsche Übersetzung passend und sehr zufriedenstellend ist. Wortspiele und Witze werden vollständig erfasst.
Entsprechend verschiedener Druckauflagen und verschiedener Verlage können sich manche Varianten von Mouse Guard im Format etwas unterscheiden, bieten aber die gleiche gute Qualität in der Verarbeitung.

Mit ca. 25 Euro ist der Preis in Deutschland etwas hochangesetzt. Die Qualität rechtfertigt diesen Kaufpreis durchaus, aber leider ist dieser Preis auch eine Hemmschwelle, gerade für Fantasyfans, die bisher wenig Erfahrung mit Graphic Novellen gemacht haben. Die englische Version ist dafür schon oft im Versand für 18 Euro zu erhalten, kommt aber mit einem nicht ganz einfachen altertümlichen Englisch daher, welches aber meist verständlich ist.

Mein persönliches Fazit fällt dieses Mal sehr deutlich aus:
Für jeden Fantasyfan ist diese Reihe ein absoluter Pflichtkauf. Auch wer bei Fantasyromanen lieber selbst Bilder im Kopf entwirft, kann sich bei Mouse Guard gerne die Arbeit abnehmen lassen. Autumn 1152 ist auf- und anregend, macht Appetit auf mehr und wurde zu Recht mit zwei Eisner-Awards, dem Oscar der Comiczeichner, ausgezeichnet. Ich bin mehr als begeistert von dem frischen Szenario und der liebevollen Welt.
Ob "Winter 1152" qualitativ anschließen kann, dass könnt ihr dann gerne in einer weiteren Rezension erfahren. Also, nachdem ihr den ersten Band gekauft und gelesen habt.

Alle Bilder sind aus dem Band abfotografiert, gehören aber natürlich David Petersen. Die Weiterverwendung dieser Fotos ist nicht erlaubt.

Kommentare

  1. Du verstehst es wie immer, einen für Neues zu interessieren, danke für die schöne Rezension.

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  2. Schön, dass die Rezension gefällt. Danke sehr.

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