HowToSlam: Verbessern II - Körper
Willkommen zurück bei "HowToSlam"
und der guten Frage, was kann ich denn eigentlich verbessern? Hier
ein paar Vorschläge.
Körper I - Realitäten:
Körper I - Realitäten:
Direkt als erstes: Es geht nie darum,
einem Schönheitsideal zu entsprechen, sondern immer darum, sich mit
sich selbst wohlzufühlen. Das kommt in bestem Fall nicht dadurch,
dass mensch sich einem Schema, Ideal der Gesellschaft oder Lookism
beugt, sondern sich mächtig fühlt. Mächtig steht hier im Gegensatz
zu "Ohnmacht" und nicht als die Anzeige repressiver
körperlicher Optionen.
Der Körper ist deshalb eine Sache, mit der wir uns aktiv auseinander setzen können, weil wir ihn auf der Bühne und im Text immer dabei haben. Der Fleischklumpen ist nunmal Hülle unserer Seele, ohne geht es nicht. Unser Körper beinhaltet Wahrheiten, wenn wir ihn betrachten. Fakten, die wir nicht verstecken können, die jeder Mensch, der uns betrachtet, sofort sieht. Auf der Bühne spielen diese Fakten (leider) auch in die Wahrnehmung dessen, was die Zuschauer*Innen von uns mitbekommen. Wenn wir diese Fakten über uns bewusst haben, gewinnen wir Macht und Kontrolle über uns, können Fakten unseres Körpers zur Verstärkung unserer Argumente im Text nutzen.
Der Körper ist deshalb eine Sache, mit der wir uns aktiv auseinander setzen können, weil wir ihn auf der Bühne und im Text immer dabei haben. Der Fleischklumpen ist nunmal Hülle unserer Seele, ohne geht es nicht. Unser Körper beinhaltet Wahrheiten, wenn wir ihn betrachten. Fakten, die wir nicht verstecken können, die jeder Mensch, der uns betrachtet, sofort sieht. Auf der Bühne spielen diese Fakten (leider) auch in die Wahrnehmung dessen, was die Zuschauer*Innen von uns mitbekommen. Wenn wir diese Fakten über uns bewusst haben, gewinnen wir Macht und Kontrolle über uns, können Fakten unseres Körpers zur Verstärkung unserer Argumente im Text nutzen.
Im Bild: Fatima Talalini, Quelle: Weststadtstory |
Ein Beispiel:
Fatima Talalini sagt in ihrem Text "Aufs Maul, Terrorist", dass sie mit 1,62m Körpergröße sich nicht traut Putin zu schlagen. Alle Menschen im Raum können das sehen und bewerten, dass sie im Verhältnis zum russischen Staatschef klein ist. Dadurch stehen Aussage und Sichtbares im Verhältnis zueinander. Die zusätzliche Ebene verleiht zusätzliches Gewicht in der Aussage.
Fatima Talalini sagt in ihrem Text "Aufs Maul, Terrorist", dass sie mit 1,62m Körpergröße sich nicht traut Putin zu schlagen. Alle Menschen im Raum können das sehen und bewerten, dass sie im Verhältnis zum russischen Staatschef klein ist. Dadurch stehen Aussage und Sichtbares im Verhältnis zueinander. Die zusätzliche Ebene verleiht zusätzliches Gewicht in der Aussage.
Sich mit den Realitäten seines Körpers
zu beschäftigen setzt dringend neutrale Beobachtung vorraus. Es geht
nicht darum, sich zu bewerten, sein Aussehen in einen Vergleich zu
stellen, sondern Merkmale aufzutun, die beweisbar sind. "Ich bin
blond, habe Locken, bin 1,74m groß und wiege 72 Kilo." ist
beweisbar. "Ich habe schöne Haare und bin zu dick.", liegt
in der Bewertung des Betrachters und ist nicht definitiv beweisbar.
Versucht euch euch bewusst zu machen und schaut, ob es euch in der
Erzählung eurer Texte nutzt.
Körper II - Optionen:
Wegen der erwähnten gesellschaftlichen
Bewertungskackscheiße ist es oft wirklich knifflig, sich in seinem
Körper wohlzufühlen. Häufig werden wir auf Formen und Merkmale
trainiert, die eine Attraktivität erfüllen, die eine Gruppe mal
irgendwann so definiert hat. Wichtige Sache: Auch trotz statistischem
Mittelwert was attraktiv ist, gibt es keine objektive Attraktivität.
Ich zum Beispiel mag Narben und Tattoos an Menschen, würde aber
vermuten, dass es durchaus Leute gibt, die hier schon widersprechen
würden.
Was aber messbar und erfassbar ist,
sind die Dinge, die wir mit unserem Körper können. Ein Bereich, der
auch für Slam interessant sein kann. Es geht dabei nicht mal um
spektakuläre Stunts für die Bühne, sondern ein Bewusstsein dessen,
was alles möglich ist. Und wenn wir feststellen, dass etwas, das wir
können wollen, nicht möglich ist, können wir Impulse und Ideen
suchen, wie wir es lernen können.
Um zu erfassen, welche Optionen zur Verfügung stehen, kann es sich in einem ersten Schritt lohnen "Verben" zu sammeln. Das gute an Verben ist, dass sie ebenfalls frei von Wertungen sind. Die Frage zur Orientierung lautet: "Was kann ich mit meinem Körper auf der Bühne machen?" Diese Verben können gerne als Liste gesammelt werden. Das könnte dann so aussehen: "Ich kann rennen, springen, hüpfen, sitzen, stehen, liegen, hocken, knien, trotten, tanzen, schreien, brüllen, flüstern, dabben, stampfen und noch so vieles mehr." Diese Liste kann gerne offen angelegt werden, denn immer mal wieder lernt mensch etwas dazu und verbreitert sein Können. Und es geht dabei um den gesamten Körper. Dazu gehören natürlich auch die stimmgebenden Bauteile unseres Körpers, die mensch sich gerne bewusst machen kann.
In einem zweiten Schritt können wir jetzt auf unsere Texte schauen und uns fragen "Welches der Verben kann ich wie mit dem Text verbinden?" Ganz pragmatisch kann mensch Liste und Text nebeneinander legen und sich anschauen, ob es eine Stelle gibt, die sich inhaltlich unterstreichen lässt, wenn eine bestimmte Handlung hinzugenommen wird. Unterstreichen kann dabei auch dadurch entstehen, dass ein Bruch bemüht wird. Da ist es wichtig zu überlegen, was bei Zuschauer*Innen passieren soll. Es ist auch nicht für jeden Text sinnvoll, unbedingt viele eigene Handlungen und Bewegungen zu verbauen. Hier kann und darf experimentiert werden.
Um zu erfassen, welche Optionen zur Verfügung stehen, kann es sich in einem ersten Schritt lohnen "Verben" zu sammeln. Das gute an Verben ist, dass sie ebenfalls frei von Wertungen sind. Die Frage zur Orientierung lautet: "Was kann ich mit meinem Körper auf der Bühne machen?" Diese Verben können gerne als Liste gesammelt werden. Das könnte dann so aussehen: "Ich kann rennen, springen, hüpfen, sitzen, stehen, liegen, hocken, knien, trotten, tanzen, schreien, brüllen, flüstern, dabben, stampfen und noch so vieles mehr." Diese Liste kann gerne offen angelegt werden, denn immer mal wieder lernt mensch etwas dazu und verbreitert sein Können. Und es geht dabei um den gesamten Körper. Dazu gehören natürlich auch die stimmgebenden Bauteile unseres Körpers, die mensch sich gerne bewusst machen kann.
In einem zweiten Schritt können wir jetzt auf unsere Texte schauen und uns fragen "Welches der Verben kann ich wie mit dem Text verbinden?" Ganz pragmatisch kann mensch Liste und Text nebeneinander legen und sich anschauen, ob es eine Stelle gibt, die sich inhaltlich unterstreichen lässt, wenn eine bestimmte Handlung hinzugenommen wird. Unterstreichen kann dabei auch dadurch entstehen, dass ein Bruch bemüht wird. Da ist es wichtig zu überlegen, was bei Zuschauer*Innen passieren soll. Es ist auch nicht für jeden Text sinnvoll, unbedingt viele eigene Handlungen und Bewegungen zu verbauen. Hier kann und darf experimentiert werden.
Solltet ihr euch bei einigen der
Handlungen nicht sicher fühlen, hilft es manchmal einfach zu üben.
Gleichgewicht, Ausdauer, Kraft, Lungenvolumen, Stimme, Tempo und so
weiter, sind Eigenschaften, die durch Übung und Training verbessert
werden können. Dabei ist es gerade nicht meine Empfehlung unbedingt
Sport zu machen, trotzdem aber der Verbesserung dieser Eigenschaften
etwas Zeit im Alltag zu zu schreiben.
Übrigens: Wenn ihr später mal viel
auf Tour seid, in Zügen & Fernbussen sitzt, häufig Slams
moderiert und auch sonst bei der "Arbeit" hauptsächlich
steht und sitzt, seid ihr für ein paar Übungen zur Ent- und
Belastung des Rückens ganz dankbar. Es kann nicht schaden, sie früh
ins Repertoire zu nehmen. Auch Übungen die den Körper aktivieren
und erlauben Zug- und/oder Backstage-Trägheit vor dem Auftritt
abzulegen können sehr sehr nützlich sein, um vor einem intensiven
Auftritt in Wallung zu geraten.
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