Vorbereitung ist für Faule

Ich bin unfassbar faul. Wenn ich kann, mache ich so wenig wie möglich. Das ist super gut und absolutes Gift für einen Kreativarbeitenden. Denn wer nichts tut, ist auch nicht sichtbar, wer nicht sichtbar ist, kann seine Kunst nicht der Welt, seine Projekte nicht möglichen Sponsor*innen oder Auftraggebenden zeigen, wer nichts tut, ist dieser Baum im Wald der umfällt wenn keine*r da ist und dann Philosoph*innen nicht wissen, ob es wirklich passiert ist.

Es gibt zum Glück einen Weg, seine Faulheit zu verteidigen und schwere Dinge leicht zu machen. Der Titel des Beitrages gibt es schon her: Vorbereitung. Wie kann ich mich aber gut vorbereiten? In welche Dinge lohnt es sich - auch als Anfänger*in - etwas Vorbereitung zu stecken, damit mensch später etwas faul sein darf?

Hier eine Sammlung mit möglichen Startpunkten:

Presseordner
Dass die Presse anfragt um über uns oder ein Projekt von uns zu berichten, kommt oft eher überraschend. Was berichtenswert ist für Journalist*innen unterliegt den mystischen dunklen Künsten der Relevanz und dem verfügbaren Platz in den journalistischen Erzeugnissen. Wenn wir uns aber sicher sind, dass wir bestimmt mal einen Bericht wert sein werden, dann können wir dafür alles vorbereiten, denn bestimmte Sachen wünscht sich die Presse eigentlich immer.

Wir legen uns einen Ordner auf unseren Arbeitsgeräten an, in dem wir folgende Dinge ablegen oder erstellen:

Einen (künstlerischen) Lebenslauf.
Wichtig: Er ist ehrlich, zeigt positiv auf Errungenschaften auf die wir stolz sind oder die wir mögen. Auch Skills die wir haben dürfen darin erwähnt werden. Ein paar Eckdaten wie Heimatstadt, gelernter Beruf und Alter können auch wichtig sein. Schreibt auch rein, wo mensch eure Sachen im Internet und/oder in echt finden kann. Wenn ihr wollt, könnt ihr diese Vita auch zum Beispiel zur Bewerbung bei Stipendien und/oder Kunstpreisen verwenden. Mehrfach Arbeit gespart.

Eine kürzere Version dieses Lebenslaufes.
Nicht alle Pressetexte gehen an die Presse. Manchmal braucht es auch eine kurze Beschreibung für eine Projektseite im Netz oder ein Posting in den sozialen Medien. Empfehlung meinerseits: Kürzere Sätze schreiben, die so angelegt sind, dass wenn einer gestricher wird, das andere in sich weiter Sinn ergibt. Das gibt allen die Chance mit dem Text gut zu arbeiten und ihn an die Anforderungen an zu passen.

Fotos:
Drei Stück mindestens, Fünf maximal. Einige davon neutral vor irgendeinem Hintergrund, der lebendig ist, aber nicht über deutlich zu erkennen. Keine anderen Menschen darauf. Dann Fotos in denen eure Arbeit auch vorkommt. Am Mirkofon z.B. oder neben einem eurer Gemälde. Mit eurem Instrument, beim Auftritt. Sowas.
Schwarz/Weiß-Bilder sind super toll. So rein optisch, aber blöd für Presse und Werbung, denn Farbe rausnehmen kann mensch immer hinterher, aber nicht nachträglich reinpacken.
In den Namen der Datei schreibt ihr immer den Namen der Person, die die Fotos gemacht hat. So könnt ihr ihn nicht vergessen, die Empfänger*innen sehen ihn auch direkt und ihr schützt euch auch rechtlich, denn Fotocredit ist verpflichtend. Daher lasst euch schriftlich (z.B. per Mail) bestätigen, dass ihr die Fotos verwenden dürft, wenn das noch nicht bisher geklärt war.

Diesen Presseordner pflegen wir regelmäßig. Mindestens ein mal im Jahr, ansonsten so oft ihr wollt.

Absprachen mit Kolleg*innen
Manche Projekte und Aufträge machen wir besonders gerne mit bestimmten Menschen. Mit einigen Leuten ist es einfacher zu arbeiten, manchmal bringen andere eine Expertise mit, die wir benötigen um etwas zu verwirklichen. In anderen Kunstformen gibt es auch Menschen, mit denen wir besonders gerne zusammen gebucht werden und auftreten. Es ist sinnvoll mit diesen Menschen mal Absprachen zu treffen und genau das zu benennen.
Der Profi-Wrestler Danhausen hat in einem Interview mit Podcast-Journalist Chris Van Vliet gesagt: "When i eat, my friends eat." Das ist nicht nur sehr nett, sondern auch sehr gesund. Denn anstatt sich selbst an zu großen Aufträgen auszubrennen, ist es klug sich Sachen aufzuteilen. Und wenn ihr ein gutes Umfeld habt und schafft, dann kommt diese Mentalität auch zurück. Nehmt euch die Zeit mit Leuten zu besprechen, ob ihr gerne zusammen auf Tour fahren wollte oder ihr euch bei Workshops weiter empfehlt. Diese Gespräche arbeiten lange für euch weiter, ohne das ihr dann immer wieder neu von vorne anfangen müsst.


Ziele, Pläne und Wünsche verkünden
Wenn wir auf irgendwelche Wirtschaftsoptimierungsdullies hören, dann sollten wir alles geheim halten und mit niemandem sprechen. Niemandem darf vertraut werden, alles sollte aus Ellbogen bestehen und noch viel mehr toxischer Bullshit. Ja, es ist sinnvoll nicht allen alles zu erzählen. Aber es lohnt sich, sich bewusst zu machen, welchen Menschen wir, was unsere Projekte angeht, vertrauen. Das kann mensch sogar gut mit Methode machen:

Zeichne einen Kreis auf ein Blatt Papier. Schreib alle deine Projekte/Ideen/Kunst rein, lass aber noch Platz. In den selben Kreis schreibt ihr jetzt alle Menschen mit denen ihre gerne und positiv über eure Projekte reden könnt und auch wollt. Außerhalb des Kreises schreibt ihr auf, mit wem ihr nicht gerne sprechen wollt. Das müssen nicht mal konkrete Namen sein, sondern können auch Rollen sein. (Arbeitskolleg*innen im Brotjob z.B.) Wer im Kreis steht, sind die Leute die uns wohlgesonnen sind und uns helfen (können), vor den anderen halten wir uns zurück.

Und dann machen wir das wirklich: Wir reden über unsere Ideen und Pläne. Wir bekommen wertvolles Feedback, aber wir bekommen auch Menschen die vielleicht an uns denken, wenn sich irgendwo eine Gelegenheit eröffnet. Manchmal finden wir auch Verbündete und Mitwirkende für unsere Projekte. Und das ist zum einen sehr gut für die Bewegungsenergie, denn zusammen glaubt es sich immer leichter an eine gemeinsame Sache. Gleichzeitig arbeitet unser Projekt aber auch hier weiter, selbst wenn wir gerade mal nichts dafür tun.
Darüber hinaus machen wir uns aber auch verantwortbar. Denn selbst wenn unser Projekt wäre, dass wir mit dem Rauchen aufhören wollen, je mehr Leuten wir davon erzählen, desto mehr Leute werden uns kritisch hinterfragen oder anschauen, wenn wir doch mal mit einer Zigarette zu sehen sind. Ja, das ist sozialer Druck, aber wenn wir seinen Startpunkt selbst gewählt haben, ist er zu unseren Gunsten.

Arbeitsplätze & Material
Es muss ja nicht mal ordentlich sein. Aber wir sollten nicht als Ausrede haben "Ich kann hier nicht anfangen, weil ich erst noch ......" Wenn wir eine Kunst machen, die Material verbraucht, dann lohnt sich ein kleiner Vorrat. Müssen wir Material bewegen für unsere Performance, können wir alles so vorbereiten, dass wir spontan los könnten. Die Textblätter? Das Kostüm? Das Instrument? Immer so aufgebaut oder verpackt, dass wir jetzt anfangen oder los könnten. Die Farben? Das Papier? Die Arbeitsfläche? Immer ausreichend, dass wir sofort starten können. Um herauszufinden, was wir vorbereiten müssen, kann es sich also lohnen, ein eigenes Inventar zu schreiben und diese Liste präsent aufzuhängen. Ändert sich etwas an unserer Kunst, können wir auch die Liste nochmal überprüfen.
Übrigens: Auch einen Ort für sein eigenes Chaos vorzubereiten kann sich lohnen. Denn Chaos kann natürlich inspirierend sein. Wenn wir also einen sauberen Schreibtisch für z.B. Homeoffice und Uni brauchen, aber Chaos für die Kunst, kann schon eine Kiste oder Schublade reichen, in die einfach alles reingeschmissen werden kann. Und sollten wir uns mit der Kiste mal blockiert fühlen, vielleicht doch mal aufräumen und ausmisten ausprobieren. Sollte uns die Ordnung lähmen, mal Chaos ausprobieren. So oder so: Diese Vorbereitung spart Zeit und Energie.


Sicher gibt es noch viele andere Dinge, die wir vorbereiten können. Wenn ihr Ideen oder Fragen habt, schreibt sie gerne in die Kommentare oder mir eine Nachricht. Dann beschäftige ich mich gerne damit und schaue, dass ich euch bald einen guten Impuls dazu geben kann.

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