Nachtgewisper: Ein Slam ohne Slammen







Poetry Slam am 11.12.2009 im Spunk in Gelsenkirchen. Beginn 19:00 Uhr. Es treten auf: Sven-Andre Dreyer, Sami Omar, Lucien Deprijck und Jay Nightwind. So stand es also auf dem Flyer, im Detail war es aber ein wenig anders.
Ein Poetry Slam als solcher ist ja eigentlich ein Wettbewerb zwischen mehreren verschiedenen Lyrikern, Autoren oder auch einfach Sprachkünstlern. Ein Text darf dabei traditionell 3 Minuten dauern und man geht ohne Requisiten auf die Bühne. Text und Autor sollen für sich stehen, aber sparen wir uns diese Details, denn so ist es ja nicht gelaufen.
Philipp, der Organisator auf Seiten des Spunks hat im Vorlauf (zum Glück) keine besonderen Spielregeln für uns aufgestellt und die Entscheidung wie es laufen soll in unsere Hände gelegt. Nachdem wir Künstler also nach und nach eingetroffen waren, entschieden wir uns für eine gemütliche gemeinschaftliche Lesung in wechselnder Reihenfolge.
Sami machte den Anfang und übernahm somit auch ein wenig die Moderation. Er lies uns alle an schönen Anekdoten aus (s)einer Jugend teilhaben, erzählte von tollen Sportlehrerinnen und den Hierachien in einer Jungsclique.
Danach war ich dran und ich muss ehrlich zugeben, ich war vollkommen durcheinander. Vor den "Profis" lesen und auftreten zu dürfen hat einen sehr hohen Druck in mir aufgebaut. Ich wollte nicht nur ganz gut sein, sondern meine besten Texte bringen. Ganz nebenbei wollte ich für alle, die bei meiner ersten Lesung waren auch neues bieten. Ich hatte mir den ganzen Tag eine Art "Programm" überlegt und es auf der Fahrt nach Gelsenkirchen überarbeitet, aber als ich in dem Sessel saß und mit dem Blick durch das Publikum fuhr, hab ich einen Fehler gemacht: Ich hab mein Programm verworfen und die Texte spontan zusammen gesucht. Nach Sami dachte ich: "Du musst jetzt ganz dringend auch witzig sein." Ich befürchte, man konnte meine Ver- und Anspannung deutlich spüren.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, beim Lesen nicht richtig in den Tritt zu kommen und musste unwahrscheinlich oft schlucken. Im nachhinein habe ich für mich herausgefunden, dass ich erstmal nicht mehr aus irgendenwelchen "Opas-Märchenstunde-Ohrensesseln" lesen werde, da ich darin den Brustkorb beuge und somit gar nicht sauber atmen konnte. Genug der "Spieltagsanalyse", zurück zur Lesung.
Nach mir war Sven dran und überzeugte auf ganzer Linie. Da stimmte wirklich alles, Augenkontakt zum Publikum, freier Vortrag, jede Atempause war gewollt und hatte stilistischen Nutzen. Sein Eröffnungstext, darüber wieso sich "SO ein Buch" wie seines nicht verkauft war witzig und machte neugierig auf darauf, was sich denn jetzt wohl nicht verkaufen lässt.
Lucien war, von den Texten her, mein persönlicher Favorit, denn er hatte viele schöne Momente, bei denen man gelacht hat, obwohl es ganz schön makaber/böse war. Oder gerade weil es böse war. Er selbst war allerdings "altersbedingt" besorgt, dass nicht alles worüber er schreibt noch bekannt ist, aber das Publikum war bestens im Bilde.
In der Pause habe ich mich bemüht möglichst viel Selbstsicherheit aus zu strahlen, war aber innerlich wirklich ein wenig durcheinander. Ich habe über die Texte der anderen nachgedacht und spontan entschieden, dass bestimmte Texte von mir gut zu denen der anderen passen. Für den zweiten Durchgang haben wir uns auf kürzere Lesezeiten geeinigt, um den Abend nicht zu lang und die Aufnahmefähigkeit des Publikums nicht zu klein werden zu lassen.
In selber Reihenfolge haben wir nocheinmal los gelegt und jeder von uns hatte ein wenig seine Textauswahl auf das Vorhergegangende bezogen. Das Publikum schien bis zum Ende zufrieden und gut unterhalten, gerade weil hier vier verschiedene Stile und auch Charaktere aufeinander getroffen sind.
Das ich am Ende sogar gefragt wurde, ob ich denn eine Karte oder ähnliches hätte, hat mich dann richtig überrascht und auch gefreut. Es war ein toller Freitagabend, für den ich mich bei allen Beteiligten, Helfern und Gästen bedanken möchte.

Ich hoffe auch in Zukunft Sami, Sven und Lucien wieder zu treffen und mit ihnen zusammen auftreten zu dürfen, dann nicht mehr so gelähmt wie dieses mal. Für die Lesung am 19ten habe ich mir jetzt vorgenommen aus meinen kleinen Fehlern zu lernen und ein wenig besser zu werden, vorallem da es mein erstes "Heimspiel" wird. Wenn du Zeit und Lust hast auch zu kommen, dann würde ich mich sehr freuen.
Für weitere Informationen melde dich einfach per Mail:
JayNightwind @ gmx . de
(ohne Leerzeichen, die sind Spamschutz)

Kommentare

  1. Chrissi13.12.09

    Schade, dass ich nicht dabei war. Ich hab ja echt einiges verpasst. Aber dafür freu ich mich ganz doll auf deine Lesung am Samstag, auch wenn die anderen dann nicht lesen werden.

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  2. Anonym13.12.09

    Welche Texte hast du vorgetragen?

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  3. An Anonym:
    Mit "Übermenscht" und "Erinnerst du dich?" habe ich zwei neue Texte gelesen. Bei den "schon bekannten" waren "Enten im Herzen", "Antietymologie: Entwurf", "Rauch auch im Bauch", "Eisen 1" und "Keine schillernde Persönlichkeit" dabei.

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  4. Wie sagt man so schön: Aus Fehler lernt man. Ohne Fehler kann man nicht besser werden.
    Wäre gerne dabei gewesen. ;-)

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  5. Schade, dass ich so weit weg wohne - oder du. Wenn ich dann in den Gefilden des Imperators wohne, vieleicht kannst du dann mal eine Lesung in der Nähe halten? So als Gast im Osten? ;)

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  6. An Mary:
    Das ist durchaus möglich. ;)

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  7. Cool! Das würde mich wirklich freuen! Bitte unbedingt Bescheid sagen! :))

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