gamescom - Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich

Die gamescom. Treffpunkt viele Gamer Mitteleuropas, besonders aber natürlich Deutschlands. Hier wird gezockt, für mehr oder weniger nutzlosen Merch das Geld rausgeschmissen und vor allem wird gewartet und geschwitzt.

Die gamescom findet seit 2009 jährlich in Köln statt. Von Anfang an habe ich die gamescom besucht, mit Ausnahme von 2013. Ich habe also die Entwicklung dieser Messe ganz gut verfolgen können. Und diese Entwicklung bringt mich heute auch dazu zu sagen: 6 Jahre gamescom - Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich.


Mit Ausnahme vom ersten Jahr war ich dann auch jedes Jahr zumindest zeitweise auch als Pressebesucher für Next-Gamer vor Ort. Next-Gamer ist, wie der Name schon vermuten lässt eine Seite zum Thema Gaming. Pressebesucher auf der gamescom können zwar in aller Ruhe die Spiele zocken und sehen mehrals die "normalen" Besucher, schließlich müssen die Redakteure ja auch ihre Eindrücke verarbeiten und in Artikeln darüber berichten. Wer sich dann also mit allen anderen anstellt, und pro Tag 1-2 Spiele zu Gesicht bekommt, der hat nicht viel von der gamescom. Dafür benötigt man allerdings Termine beim Publisher des Spiels. Denn die Spiele werden nur in kleinen Runden gezeigt, damit es noch Zeit für Fragen gibt und jeder kurz antesten kann. Das ist der Unterschied zur Vorstellung in der Halle. Die sind zwar meistens mit viel Tamtam und Goodies, dafür kriegt man hier nur Szenen und Spielinhalte gezeigt, von dem die Publisher wollen, dass man sie sieht. Anders bei der kleineren Vorführung vor Pressemitarbeitern. Hier werden Fragen gestellt, es werden Szenen mehrmals gespielt, um verschiedene Lösungsansätze zu zeigen. Zusätzlich zu den Terminen hat man laut den Veranstaltern der gamescom am ersten Tag der Messe Zeit sich die Spiele in Ruhe, ohne Einlass der Nicht-Fachbesucher, zeigen zu lassen. Die immer weiter steigende Zahl der Fachbesucher macht das aber schon fast unmöglich. 2015 war im Vergleich zu 2009 schon die doppelte Anzahl an Fachbesuchern unterwegs, was "in Ruhe antesten" am Mittwoch vollkommen unmöglich macht.

Und die Leute, die beruflich oder ehrenamtlich vor Ort arbeiten?

Und woher die ganzen Fachbesucher? Die gamescom akzeptiert mittlerweile Akkreditierungen kleinerer Youtube- und Twitch-Kanäle sowie Podcast.Was ja durchaus eine Vielfalt an Berichterstattungen bedeuten kann, was ich als derzeit Unbeteiligter für gut befinde, ist als unter Zeitdruck stehender, einigermaßen seriös arbeitender Online-Redakteur die HÖLLE! Reine Print-Journalisten haben im Schnitt nen Monat Zeit um über die Inhalte zu schreiben, Online-Redakteure müssen sofort tätig werden, denn die Konkurrenz ist groß und schläft niemals. Youtuber und Twitch-Streamer werden in der Regel nur auf der gamescom selber tätig, indem sie Videos aufnehmen, wie sie durch die Hallen laufen. Natürlich unterscheidet sich das außerdem noch einmal zwischen Redakteuren, die Geld mit ihrer Arbeit verdienen, und denen, die ehrenamtlich arbeiten, ihren kleinen Blog haben und Artikel mit jeder Menge Herzblut schreiben.


Das aber nur zu den "Problemen" mit den Berufsgenossen. Das noch größere Problem ist an sich das Konzept der gamescom. Ich finde es cool, dass die größte europäische Spielemesse ein Zeichen "gegen" die E3 setzt und eben auch Privatbesuchern den Besuch erlaubt (auf der E3 ist der Besuch ausschließlich Fachbesuchern gestattet) und dass jeder, der ein Ticket ergattern kann, rein darf. Aber das Konzept, die Hallen und generell das Thema "Videospiel" sind nicht für solche Massen ausgelegt. Messen mit großen Panels, wo mehrere Menschen gleichzeitig etwas anschauen können, sind besser für die Massen. Zocken will aber jeder und da finde ich es schade, dass so viele das wegen stundenlanger Wartezeit, nervigen Dränglern und unmotivierten Servicepersonen am Stand nicht können. Zudem kommen noch ständige Änderungen der Laufwege hinzu.

gamescom wird von Jahr zu Jahr einfach immer voller...

Aber die gamescom war immer eine geile Zeit, rundum Action, Games und interessante Gespräche und Kontakte. Auf der einen oder anderen gamescom-Party durfte dann auch mal gefeiert werden. Mein Favorit dabei: Die Party zu Far Cry 3 von Ubisoft, wo alles im Stil des Dschungel-Diktators Vaas gehalten war. Am Eingang mit Plastikwaffen bedroht, vom irren Professor ein übles Gebräu (natürlich alkoholisch!) in die Hand gedrückt bekommen, sich mit Tattoos und Bandanas versorgen lassen und dabei noch Dschungelessen zu sich nehmen (Es gab an einem Stand wirklich Maden und Würmer in recht schmackhafter Soße. Probiert habe ich das trotzdem nicht. Gut aber, dass einige Ex-Dschungelcamp-Bewohner da waren). Garniert wurde das ganze mit einem Live-Konzert von Marteria/Marsimoto. Wer mehr darüber wissen will, mein Kollege Emanuel von Next Gamer hat hier mehr zu dieser Party geschrieben. Mein No-Go war eine groß angekündigte After Show Party auf der es neben riesigen Problemen am Einlass (wir wurden alle nachträglich akkreditiert) genau ein Freigetränk gab und die anderen Preise mit Sicherheit durchschnittliche Immobilienpreise in dieser Gegend Kölns überstiegen haben.


...aber ist auch immer geil

Natürlich gab es auch immer coole Spiele zu sehen, nette neue Kontakte und jeder Menge Stoff drüber zu schreiben. Durch die immer höheren Besuchszahlen wird das Arbeiten aller anwesenden Redakteure immer schwieriger. Wer seinen Lesern gute Arbeit liefern will wird hier durch die gigantische Masse an Leuten ausgebremst, kriegt nicht mehr viel geschrieben in den lauten Hallen, in denen man nur selten einige Minuten Ruhe findet um etwas zu schreiben. Zeitgleich kommen viele der Leute einfach nur noch wegen des Events vorbei und nicht mehr wegen ihrer eigentlichen Leidenschaft: Dem Zocken.


Bilderquellen: next-gamer.de, gamescom.de
Zahlen, Daten und Fakten findet ihr in den jährlichen gamescom-Reports die ihr euch auf der gamescom Seite runterladen könnt. 

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