Kommentar: Hört auf, Fotos im Gleisbereich zu machen!

Plakat der Deutschen Bundesbahn
"§ 62 - Eisenbahn- Bau- und Betriebsordnung

(2) Der Aufenthalt innerhalb der Gleise ist nicht gestattet, es sei denn, daß dies zur Erfüllung amtlicher Aufgaben erforderlich oder im Rahmen eines Nutzungsverhältnisses zugelassen worden ist."

Ich bin viel in den sozialen Medien unterwegs und sehe es immer wieder: Leute, die sich im Gleisbereich aufhalten, um sich fotografieren zu lassen, oder sich mit Freunden dort in Form eines Selfies bildlich festhalten. 
Wenn ich solche Fotos sehe, werde ich stinkwütend, woraufhin ich solche Bilder dann kommentiere und klar mache, dass das nicht in Ordnung ist. Ich werde von meinen Freunden dafür zwar belächelt, aber so etwas geht gar nicht.
Es fängt schon damit an, dass betriebsfremde Personen im Gleisbereich nichts verloren haben. Selbst ich als Eisenbahner im Betriebsdienst, der regelmäßig Unfallverhütungsunterweisungen bekommt und genau weiß, wie man sich auf Bahnanlagen zu verhalten hat, darf mich nicht ohne Grund im Gleisbereich aufhalten. Es muss zur Erfüllung meiner dienstlichen Tätigkeit dienen. 
Bei betriebsfremden Personen ist das ganze noch eine ganze Ecke schwieriger, denn diese Leute wissen nicht, was für Gefahren dort lauern können. 
Es gibt zum Beispiel viele Fälle, in denen Personen auf Schienenköpfe getreten sind, weggerutscht sind oder das Gleichgewicht verloren haben, und sich das Genick gebrochen haben. Die Gefahr lauert im Gleisbereich überall. Selbst so etwas Banales wie das Schuhwerk, kann dazu führen, dass man sich schwerste Verletzungen zuzieht, oder sein Leben verliert.
Die allgemein bekannte Gefahr ist natürlich die, die von fahrenden Zügen ausgeht. 
Oft bekomme ich dann zu lesen, dass man die herrannahenden Züge ja hören würde und man die Strecke ja auch einsehen könne. 
Und das ist ein Irrglaube, der viele junge Menschen das Leben gekostet hat.

Ja, es mag sein, dass man die Strecke einsehen kann. Doch wer Fotos im Gleisbereich macht, ist schlicht abgelenkt und achtet nicht darauf, was vielleicht hinter einem passiert.
Und ich kann versichern, dass man Züge heutzutage oft nicht hören kann. Besonders Leichtbautriebwagen, wie zum Beispiel die der S- Bahnen, sind mittlerweile so dermaßen leise, dass man selbst, wenn man daneben steht, diese Züge oft kaum wahrnimmt.
Man hört vielleicht das Surren des Stroms, den der Zug aufnimmt aber man hört sicher nicht die Antriebe.
Und auch Altbauloks hört man nicht immer. Selbst wenn der laute Lüfter dröhnt, sobald der Wind ungünstig steht, hört man auch dieses Getöse erst, wenn es zu spät ist. 

Auch das Argument der stillgelegten Strecken lasse ich nicht gelten. Es gibt viele Strecken, die zwar nach Stilllegung aussehen aber immer noch befahren werden. Sei es planmäßig oder bei Sonderfahrten ist dabei vollkommen egal.
Ich habe in den Stellbereich meines Stellwerkes auch so eine Strecke. Eine eingleisige Hauptbahn von Ratingen nach Wülfrath. Diese Strecke führt durch einen Wald und sieht nicht aus, als würde sie regelmäßig befahren. Doch das täuscht, die Strecke ist sehr wohl noch aktiv und wird täglich einige Male befahren.
Auf dieser Strecke ist es zum Glück bisher nur zu Blechschäden gekommen, weil Leute ihre Autos auf Bahnübergängen geparkt haben aber solche Strecken gibt es deutschlandweit. Und oft sind Jugendliche davon ausgegangen, dass die Strecke tot sei. Ein Irrglaube, den viele mit dem Leben bezahlt haben.

Ich kann den Reiz dahinter verstehen. Ich verstehe, dass es ein besonderes Motiv ist und dass es vielleicht ganz schön ist, wenn man auf dem Foto sieht, wie die Strecke im hinteren Bildteil immer kleiner wird und verschwindet.
Aber das ist bei weitem keine Legitimation dafür, dass man sich und andere in Gefahr bringt. Es sind schon zu viele Menschen wegen so einer wirklich dummen Idee gestorben, meistens Jugendliche oder junge Erwachsene.
Die DB hat Zahlen veröffentlicht, die zeigen, dass in den ersten sechs Monaten des Jahres 2018 bereits 38 Menschen starben, weil sie sich unbefugt im Gleisbereich aufgehalten haben. Im Jahr 2017 waren es knapp 200 Personen, die durch leichtsinnige Aktionen wie Schienenselfies oder Erklimmen von Güterwagen ihr Leben verloren haben.

Deswegen mein Appell:
Begebt euch nicht unnötig in Gefahr. Bleibt aus dem Gleisbereich raus und macht keinen Unfug. Damit tut ihr euch, euren Freunden und Familien, den Lokführerinnen und Lokführern und den Rettungskräften einen großen Gefallen.

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