Weshalb ich Videospiele mag – Ein Quell der Inspiration
Quelle: https://splice.com/blog/super-mario-odyssey-bassline/ |
Wenn
ihr diesen Blog regelmäßig verfolgt, seid ihr bestimmt schonmal über einen Beitrag
gestoßen, der euch Tipps und Tricks vermittelt, wie mit Schreibblockaden
umzugehen ist. Ich möchte folgenden Artikel allerdings nicht nur darauf fixieren,
sondern kreative Blockaden im Allgemeinen mit einbeziehen. Unabhängig von der
Art des kreativen Auslebens höre ich nämlich immer wieder aufs Neue von Phasen,
in denen einfach keine Ideen mehr fließen, keine Ansätze gefunden werden und
keine Anfänge gemacht werden.
Auch
ich habe immer wieder Momente, in denen ich entweder völlig ahnungslos bin, was
ich schreiben soll oder aber nicht weiß, wie ich ein Thema angehen könnte, um
es gut darzustellen, so dass auch ich damit zufrieden bin. Die eigenen
Ansprüche sind dann oftmals der große Endgegner. An erster Stelle sollte
natürlich stehen, sich von diesen Gedanken zu lösen und nichts zu bewerten, was
noch gar nicht entstanden ist. Den Schaffensprozess wieder in den Vordergrund rücken.
Sich vom Druck befreien. Mir persönlich hilft es aber, zuerst etwas Abstand zu
nehmen und den Kopf zu leeren.
Quelle: https://www.giga.de/spiele/world-of-warcraft/ |
"Was soll schon schief gehen?"
Und so
kommen wir auch zum Thema dieses Beitrags. Videospiele haben ein riesiges
Potential, wenn es darum geht, den Kopf frei zu bekommen. Die bieten
Möglichkeiten zum Eskapismus, frischen Wind aus neuen und fremden Welten oder
wohlige Gefühle beim Durchstreifen altbekannter Titel, die einen schon seit
Jahren begleiten. Dabei ist es egal, ob ihr einfach mehrere Runden bunte
Bonbons auf dem Smartphone verschiebt, vier-gliedrige Blöcke aneinanderreiht
oder mit Dr. Kawashima euer Gehirn joggen lasst. Es ist egal, ob ihr in die
weite Welt von Azeroth abtaucht, das Pilzkönigreich befreit oder als Spiderman
durch Häuserschluchten schwingt. Wichtig ist, dass ihr euch ablenken könnt und
Distanz zu euren destruktiven Gedanken bekommt. Denn hier habt ihr die
Möglichkeit, Sachen zu schaffen, Erfolge zu generieren und Herausforderungen zu
meistern.
Standet
ihr vorher wie der Ochs vorm Berge, werden nun Hürden in kürzester Zeit
genommen und ihr wachst an euren Aufgaben. Mir persönlich hilft es immer, innerhalb
kurzer Zeit zu spüren, wie ich vorankomme, wie meine Fertigkeiten wachsen oder ich
die Geschichte vorantreibe. Wie schon in meinem früheren Artikel zum Lernen mit
Videospielen beschrieben, haben diese Titel oftmals einen starken Fokus darauf,
Belohnungen zu geben. Klassisch nach den Prinzipien des Behaviorismus werden
anfangs Erfolge mit hoher Frequenz belohnt, während später mehr von euch
verlangt wird. Und auch hier werdet ihr dazu ermutigt, euch einfach in eine
Herausforderung zu stürzen und einfach zu machen. Was soll schon schief gehen?
Im schlimmsten Fall fangt ihr von vorne an und bekommt einen neuen Versuch.
Wieso sollte euch ein leeres Blatt, eine leere Leinwand oder eine leere Tonspur
aufhalten, wenn ihr gerade Ganon, Mother Brain oder Bowser in die ewigen
Jagdgründe geschickt habt? Holt euch kleine Erfolge, atmet durch und setzt euch
mit diesem guten Gefühl des Erfolgs einfach nochmal in den kreativen Prozess.
Und macht hier das gleiche wie im Spiel: Stürzt ein hinein, macht einfach und
wenn noch immer nichts wird, bleibt der nächste Versuch.
Quelle: https://www.polygon.com/2019/3/4/18250581/super-mario-64-no-joystick-bowser |
"Plötzlich waren dort neue Probleme, mit denen ich mich schriftlich auseinandersetzen wollte."
Meine
Motivation dazu, diesen Beitrag zu schreiben, hatte allerdings einen
konkreteren Anlass. Ja, Videospiele können ein gutes Vorbild sein, wie man mit
Blockaden umgeht. Sie können eure Stimmung beeinflussen und weiteres Vorgehen vorgeben.
Der große Schlüsselmoment für mich kam allerdings, als mir die Welten der
Spiele ganz konkrete und neue Ideen in den Kopf pflanzten. Die Interaktion zwischen
mir als Spieler und den Charakteren im Spiel selbst haben mich in Situationen
gebracht, die mir vorher nicht durch den Kopf wollten. Sie haben Szenarien
geschaffen, die in meiner Fantasie weiter gewachsen sind. Es entstanden neue
Geschichten, neue Wendungen. Plötzlich waren dort neue Probleme, mit denen ich
mich schriftlich auseinandersetzen wollte.
Die
neuen und fremden Welten der Videospiele waren für mich nicht nur reiner
Eskapismus, der mir den nötigen Abstand für einen Neuanfang geboten hat.
Vielmehr waren die fremden Welten Gärten neuer Ideen, die ich ohne diese
spezifischen Spiele nie gehabt hätte. Ohne diese Spiele wäre ich nie in eine
Situation gekommen, die bestimmte Gedanken überhaupt erst angeregt hat. Sie
waren wortwörtlich die im Titel des Beitrags beschriebene Quelle meiner
Inspiration.
Quelle: https://life-is-strange.fandom.com/wiki/Max%27s_Journal |
Let's call some names!
Ich bin mir hierbei zwar bewusst, dass dieses Potential, welches
in Spielen steckt, nicht für jeden Menschen gleich funktioniert. Wer keinerlei
Zugang zu diesem Medium hat und vor allem mit Steuerung und generellen
Mechaniken zu kämpfen hat, wird nur schwer so tief in einem Spiel versinken,
dass es seine volle Wirkung entfalten kann. Trotzdem möchte ich hier einige
Empfehlungen aussprechen, die einen Blick wert sein könnten, um den eigenen
Denkapparat mit Ideen zu füllen.
The
Lion’s Song:
Quelle: https://www.nintendo.de/Spiele/Nintendo-Switch-Download-Software/The-Lion-s-Song-1400842.html |
Fangen wir
doch direkt mit dem Spiel an, welches mich diesen Beitrag hier hat schreiben
lassen. The Lion’s Song handelt nämlich genau vom Thema der kreativen
Blockaden. In diesem in kurze Episoden eingeteilten Adventure spielt ihr
nämlich eine Musikerin, einen Maler, eine Mathematikerin und einen
Journalisten, die im Wien des frühen 20. Jahrhunderts alle vor dem Problem
stehen, eine große Blockade zu haben. Für jeden Charakter findet ihr andere
Herangehensweisen, ihr Schaffen zu vollenden. Dabei müsst ihr auf Kleinigkeiten
in eurer Umgebung achten, Gespräche führen, Sachen ausprobieren und immer
wieder aufkommende Zweifel überwinden. Das alles ist eingepackt in eine schöne,
übergreifende Geschichte, die langsam alle vier Episoden miteinander verknüpft.
The Lion’s Song hat mir geholfen, die Breite an Möglichkeiten gegen eine
Blockade zu erkennen. Durch dieses Spiel habe ich angefangen, mir mit
Mitmenschen geführte Gespräche zu notieren, Beobachtungen festzuhalten und das
Setting zu wechseln, wenn alles vergebens scheint. Und gleichzeitig spricht es gesellschaftliche
Probleme und Situationen an, zu denen man auch etwas zu sagen hat, etwas
darstellen will oder die einfach die nötigen Gefühle in einem auslösen. Gerade
Kunstschaffende sollten meiner Meinung nach UNBEDINGT einen Blick in dieses
Spiel werfen.
Red
Dead Redemption 2:
Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=jTlIo8SFIPY |
Einer der
größten Videospielblockbuster überhaupt bietet eine riesige Welt, in der ihr
als Outlaw und Cowboy umherreiten könnt, um für eure Bande das nötige Geld zu
erbeuten, welches nötig ist, um ein neues Leben weit weg von allen Verfolgern
und Gesetzeshütern zu beginnen. Die gigantische Prärie voller wilder Tiere,
kleinen Städtchen und skurrilen Figuren bietet unzählige Stunden an möglichen
Beschäftigungen und eine großartig geschriebene Geschichte, die euch am Ball
hält. Inspiriert haben mich hier allerdings vor allem die vielen Charaktere,
auf die ihr einfach beiläufig stoßen könnt. Immer wieder bemerkt ihr
Kleinigkeiten am Wegesrand, die ihr komplett ignorieren könntet. Tut ihr das
allerdings nicht, eröffnen sich euch herzliche, kleine Geschichten fernab der
großen, epischen Erzählung. Zwei Brüder, die immer waghalsigere Aktionen
durchziehen wollen, um eine Frau zu beeindrucken. Ein Tierfotograf, der auf der
Suche nach dem perfekten Bild jegliche Vorsicht vermissen lässt. Charaktere,
die in mir die Motivation geweckt haben, ihre Geschichten weiterzuerzählen. Ihr
kurzes Auftauchen im Spiel gab mir genug Futter, sie liebzugewinnen und
überlegen zu wollen, wie sie die Person wurden, die sie sind oder wo sie später
landen werden. So auch die Figur, welche zum Quell meiner Inspiration wurde:
Ein umherirrender Mann, der seinen alten Freund Gavin sucht. Bisher wurde von
keinem Menschen ein Charakter namens „Gavin“ im Spiel gefunden. Es ist also
völlig offen, ob er überhaupt existiert oder unser rufender Geselle einem
Gespenst hinterherläuft. Mich hat es jedenfalls dazu gebracht, Recherchen
anzustellen und selber darüber zu fantasieren, was mit Gavin passiert ist und
wieso er seinen Freund verlassen hat.
Pokémon:
Quelle: https://www.goombastomp.com/story-behind-pokemon-yellow/ |
Sollte es Menschen geben, die keine Ahnung von Pokémon haben, hier eine ganz kurze Erklärung. Als Kind zieht ihr in die weite Welt hinaus, um so viele der mittlerweile über 800 kleinen Monster wie möglich zu sammeln. Ihr fangt sie, trainiert sie und lasst sie gegen andere Monster kämpfen, um so der beste Pokémon-Trainer des Landes zu werden. Abgesehen von diversen Fanfictions, also von Fans erzählte Geschichten aus diesem Universum, von denen es zu diversen Spielen und Serien unzählige gibt, nenne ich dieses Spiel aus einem anderen Grund (auch wenn ihr den Fan-Manga „Festival of Champions“ online lesen MÜSST!). Pokémon ist für mich das perfekte Beispiel dafür, eine Spielmechanik als Inspiration zu nehmen, um sie auf andere Situationen im Alltag anzuwenden. Dank dieser Spiele hatte ich unzählige Anreize und Ideen, Geschichten zu schreiben, wie ein solches Konzept in unserer Welt aussehen könnte. Zählen Hahnenkämpfe schon dazu? Könnte ich meinen Goldfisch gegen einen Dobermann antreten lassen? Was würde das Jugendamt sagen, wenn meine Mutter mich als zehnjährigen Jungen alleine durch das Land hätte wandern lassen, nur mit einem Frettchen im Gepäck? Videospiele werfen uns oftmals in Settings, die wir in diesem Kontext akzeptieren, die aber in unserem Alltag völlig skurril bis absolut unmöglich wären. Eine perfekte Voraussetzung also, das in seinem kreativen Schaffen einfach mal weiterzudenken.
Ich hoffe, dass die ein oder andere Person mit diesem Beitrag vielleicht auch wieder dazu kommt, sich kreativ auszuleben. Schreibt gerne auch in die Kommentare, auf welche Ideen euch so manch Spiel gebracht hat. Vielleicht entstehen so noch mehr Ideen für andere, die sich lohnen, ausgeführt zu werden.
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