Die Sache mit dem Kunstbegriff

So lange wie ich in irgendeiner Form meiner "Kunst" folge, stoße ich mich halt immer wieder an genau diesem Wort. Die "Kunst" ist ja für viele nur genau das, was im Museum hängt. Und vorallem was schön ist und gefällt. Sogar in einer Redewendung hat es genau dieses Aussage geschafft "Das ist ja keine Kunst" sagen wir, wenn jemand etwas macht, was jede*r könnte.

In einem sehr spannenden Podcast-Interview von Rich Roll mit Heidi Zuckerman, hat diese dann eine Aussage getroffen, die mich seitdem nicht mehr los lässt. "If the person making it says it's art, it's art" Die Idee dahinter ist, dass was wir Erschaffen aus verschiedenen Motivationen entstehen kann. Sicher kann ich einen Löffel gestalten, weil ich einen Löffel benötige, aber es kann eben auch aus meinem inneren Antrieb heraus passieren, Kunst schaffen zu wollen, die Form der Löffels ist dabei nur eine gewählte für mein Werk.

Das bedeutet dann aber auch, dass wir erkennen müssen, dass nicht jedes Gedicht Kunst ist, nicht jede Kurzgeschichte und eben auch, dass wir manche Menschen nicht mehr fragen können werden, ob sie Kunst gemacht haben oder nur Dinge erschafften. Es ist die Frage nach dem Unterschied zwischen "Art" und "Artefakt", die auch Heidi Zuckerman in dieser Podcastfolge bespricht. Und natürlich ist es auch die Frage nach unserem eigenen Kunstbegriff, jedes Mal.

Weil auch bei einem Graffiti, Protest oder Straßenkunst werden wir nicht immer fragen können, ob das jetzt künstlerische oder kämpferische Intention hat. Und da jede kunstschaffende Person eh über ihre Kunst die Macht verliert, sobald wir sie loslassen, wird es da auch immer große Fragen geben, bei denen es mehr um Haltung, als um wirkliche Definition geht.

Mich für meinen Teil stört, wenn Kunst nur das Teure, das Hochwertige, das Anerkannte sein darf. Und für mich in meiner eigenen Definition, ist es inzwischen wichtig und fest, dass ich meine Werke als Kunst sehe. Das ist für mich Widerstand gegen meine Biografie. Denn sinngemäß wie Yannick Steinkellner es in seinem Stück im Finale der deutschsprachigen Meisterschaften im Poetry Slam gesagt hat: Als Arbeiter*innen-Kind im Theater mit eigenem Werk auf der Bühne zu stehen, das war nicht der Plan dieser Welt für uns.

Was immer bleibt, dass Kunst spannend und interessant und überlebenswichtig ist. Ein Grund mehr, warum sie jede*r zu sich nehmen können sollte und jede*r machen dürfen sollte.

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