Buchempfehlung: Steven Pressfield - The War of Art
Steven Pressfield gibt gerade seine letzte Tour mit Seminaren in den USA. Dort gilt er als sowas wie der Papst des Geschichtenerzählens. Autor von diversen erfolgreichen Büchern und Drehbüchern, dann auch noch absoluter Powerhouse-Dozent überall auf der Welt. Aber eben auch der Autor von "The War of Art". Der Titel schon ein Spiel auf den englischen Titeln von Sun Tsus historischem Werk "The Art of War" / "Die Kunst des Krieges". In letzterem wird vom General beschrieben, wie mensch seine Feinde möglichst effektiv besiegt. Und wer es gelesen hat weiß, wie überraschend wenig es dabei tatsächlich um kriegerische und viel mehr um menschliche Akte geht.
Pressfield geht jetzt also mit einem Buch übers Kunstmachen den Weg des Krieges. So beschreibt er es selbst, er wollte eigentlich eine Geschichte eines Soldaten schreiben, dann musste es aber um Kunst gehen, weil ihm das - seiner Meinung nach - doch recht ähnlich ist. So geht es ins Feld gegen die "inneren Widerstände". Großmächte, die uns davon abhalten sollen, unsere Ideen und Projekte umzusetzen. Einzelaspekte aus Ängsten und Dingen, die uns in die Knie zwingen. Die gesammelte negative und anzweifelnder Energie. Da werden dann auch manchmal Freizeit und Freund*innen als Probleme beschrieben und drastische Sprache gegen sie gewählt. Auch Therapie kommt in einigen Sätzen als Zeitverschwendung daher, auch wenn Pressfield das noch besser einordnet. Zu lesen, dass es Leute gibt, die das wirklich brauchen und Menschen die simulieren, fühlt sich bei aller möglicher Wahrheit dahinter trotzdem äußerst brutal an.
Und das ist der erste Teil des Buches auch. Als jemand, der gerade selbst zunehmend darauf achten möchte den "Kampf" und das militärische aus der eigenen Sprache zu entfernen, hat Pressfield mich ins Sperrfeuer genommen und ich mich erst gar nicht mehr aus der Deckung getraut. Denn das erste Drittel warnt einen nicht nur vor möglichen inneren Widerständen, sondern benennt so viele, dass es auch eine tolle Gelegenheit ist paranoid mit seiner eigenen Kunst zu werden. "Oh nein, habe ich diese Angewohnheit nicht auch?" taucht als Frage plötzlich im Kopf auf und auch andere Zweifel machen sich direkt in einem breit. Wer nach Kapitel Eins bzw. Buch eins mit "The War of Art" aufhört, hört vermutlich auch mit der Kunst auf und wird nur ein Bündel aus Angst.
Vielleicht habe ich es aber auch "falsch" gelesen. Denn Pressfield lässt manchmal einen einzelnen Gedanken alleine auf einer Seite stehen die ansonsten leer ist. Vielleicht hätte ich ihn also kleiner dosieren sollen. Aber ich glaube auch dann hätte es auch sehr lange gedauert, bis zum ersten Mal die Hoffnung und die produktive Perspektive auftreten.
Denn das Buch bekommt noch gut den Bogen, bis es überraschenderweise sogar zu den mystischen Aspekten vom Kunstmachen übergeht. Am Ende geht es dann nämlich darum an die Musen zu glauben und darauf zu vertrauen, dass schon etwas passieren wird, wenn mensch sich nur hinsetzt und sich die Zeit für seine Kunst nimmt. Da wandelt sich dann das Bild und auch meine Motivation beim Lesen. Denn während ich mich anfangs in meinem Ego als Künstler angegriffen gefühlt habe, glaubte ich dann später, dass genau das das Ziel ist. Auf den Unterschied zwischen dem Ego und dem Selbst bezieht er sich sogar ganz deutlich.
Was Pressfield wenig anbietet, sind konkrete Aufgaben und Werkzeuge. Das meiste wirkt eher wie ein passives Streigespräch, das ich auch am liebsten mit ihm losgebrochen hätte. Ein konstruktives und produktives, ganz ohne Frage, aber eben auch ein hartes kritisches. Für Handwerker*innen auf der Suche nach Füllung für den Werkzeugkasten ist dieses Buch eher nichts. Aber wer gerne in seiner Haltung korrigiert werden mag, der findet in Pressfield einen sehr guten strengen Lehrer.
Für wen ist also dieses Buch? Wer ist die Zielgruppe? Leute, die einen Tritt in den Arsch brauchen und sich gerne für harte Hunde halten wollen. Menschen, die mit Kampfrhetorik etwas anfangen können und statt Inspiration einen Marschbefehl erhalten wollen. Aber wohl auch für Künstler*innen, die blockiert geblieben sind, nachdem sie es auf die sanfte Tour schon probiert haben. Vielleicht auch Leute, die glauben, dass sie keine Angst hätten. Keine Sorge, Pressfield findet was passendes für euch. Und gibt euch dann die Chance, daran zu arbeiten.
Für wen ist dieses Buch nicht? Menschen die Kreativität in der Freizeit machen wollen oder nur mal "just for fun". Denn Pressfield will die Profis und die Hobbyisten voneinander trennen. Was nicht bedeutet, dass er nicht erklärt, was es braucht um die Seiten zu wechseln. Den Weg vom Amateur zum Profi beschreibt er gut und klar. Aber wer jetzt schon weiß, dass das Kreative nur ein Ausgleich für die wirkliche Leidenschaft im Leben ist, darf dieses Buch guten Gewissens einfach auslassen.
Was denkt ihr, was sind (eure) inneren Widerstände? Und ist es ein Kampf oder gibt es doch ein besseres Bild?
Zur Homepage des Autors: Steven Pressfield
Pressfield geht jetzt also mit einem Buch übers Kunstmachen den Weg des Krieges. So beschreibt er es selbst, er wollte eigentlich eine Geschichte eines Soldaten schreiben, dann musste es aber um Kunst gehen, weil ihm das - seiner Meinung nach - doch recht ähnlich ist. So geht es ins Feld gegen die "inneren Widerstände". Großmächte, die uns davon abhalten sollen, unsere Ideen und Projekte umzusetzen. Einzelaspekte aus Ängsten und Dingen, die uns in die Knie zwingen. Die gesammelte negative und anzweifelnder Energie. Da werden dann auch manchmal Freizeit und Freund*innen als Probleme beschrieben und drastische Sprache gegen sie gewählt. Auch Therapie kommt in einigen Sätzen als Zeitverschwendung daher, auch wenn Pressfield das noch besser einordnet. Zu lesen, dass es Leute gibt, die das wirklich brauchen und Menschen die simulieren, fühlt sich bei aller möglicher Wahrheit dahinter trotzdem äußerst brutal an.
Und das ist der erste Teil des Buches auch. Als jemand, der gerade selbst zunehmend darauf achten möchte den "Kampf" und das militärische aus der eigenen Sprache zu entfernen, hat Pressfield mich ins Sperrfeuer genommen und ich mich erst gar nicht mehr aus der Deckung getraut. Denn das erste Drittel warnt einen nicht nur vor möglichen inneren Widerständen, sondern benennt so viele, dass es auch eine tolle Gelegenheit ist paranoid mit seiner eigenen Kunst zu werden. "Oh nein, habe ich diese Angewohnheit nicht auch?" taucht als Frage plötzlich im Kopf auf und auch andere Zweifel machen sich direkt in einem breit. Wer nach Kapitel Eins bzw. Buch eins mit "The War of Art" aufhört, hört vermutlich auch mit der Kunst auf und wird nur ein Bündel aus Angst.
Vielleicht habe ich es aber auch "falsch" gelesen. Denn Pressfield lässt manchmal einen einzelnen Gedanken alleine auf einer Seite stehen die ansonsten leer ist. Vielleicht hätte ich ihn also kleiner dosieren sollen. Aber ich glaube auch dann hätte es auch sehr lange gedauert, bis zum ersten Mal die Hoffnung und die produktive Perspektive auftreten.
Denn das Buch bekommt noch gut den Bogen, bis es überraschenderweise sogar zu den mystischen Aspekten vom Kunstmachen übergeht. Am Ende geht es dann nämlich darum an die Musen zu glauben und darauf zu vertrauen, dass schon etwas passieren wird, wenn mensch sich nur hinsetzt und sich die Zeit für seine Kunst nimmt. Da wandelt sich dann das Bild und auch meine Motivation beim Lesen. Denn während ich mich anfangs in meinem Ego als Künstler angegriffen gefühlt habe, glaubte ich dann später, dass genau das das Ziel ist. Auf den Unterschied zwischen dem Ego und dem Selbst bezieht er sich sogar ganz deutlich.
Was Pressfield wenig anbietet, sind konkrete Aufgaben und Werkzeuge. Das meiste wirkt eher wie ein passives Streigespräch, das ich auch am liebsten mit ihm losgebrochen hätte. Ein konstruktives und produktives, ganz ohne Frage, aber eben auch ein hartes kritisches. Für Handwerker*innen auf der Suche nach Füllung für den Werkzeugkasten ist dieses Buch eher nichts. Aber wer gerne in seiner Haltung korrigiert werden mag, der findet in Pressfield einen sehr guten strengen Lehrer.
Für wen ist also dieses Buch? Wer ist die Zielgruppe? Leute, die einen Tritt in den Arsch brauchen und sich gerne für harte Hunde halten wollen. Menschen, die mit Kampfrhetorik etwas anfangen können und statt Inspiration einen Marschbefehl erhalten wollen. Aber wohl auch für Künstler*innen, die blockiert geblieben sind, nachdem sie es auf die sanfte Tour schon probiert haben. Vielleicht auch Leute, die glauben, dass sie keine Angst hätten. Keine Sorge, Pressfield findet was passendes für euch. Und gibt euch dann die Chance, daran zu arbeiten.
Für wen ist dieses Buch nicht? Menschen die Kreativität in der Freizeit machen wollen oder nur mal "just for fun". Denn Pressfield will die Profis und die Hobbyisten voneinander trennen. Was nicht bedeutet, dass er nicht erklärt, was es braucht um die Seiten zu wechseln. Den Weg vom Amateur zum Profi beschreibt er gut und klar. Aber wer jetzt schon weiß, dass das Kreative nur ein Ausgleich für die wirkliche Leidenschaft im Leben ist, darf dieses Buch guten Gewissens einfach auslassen.
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