Gesprächsstoff #010: Gene vs. Umwelt

Was hat deiner Meinung nach mehr Einfluss auf den Charakter eines Menschen - die Gene oder die äußeren Einflüsse? 

Fatima sagt:
Ich denke, dass beides viel Einfluss haben kann, aber nicht muss. Jede*r ist seines/ihres Glückes Schmied, klingt zwar abgedroschen und verstaubt, stimmt aber in vielen Fällen. Man kann mit den schlimmsten äußeren Umständen, Großartiges bewirken und mit den Besten, alles in den Sand setzen. Gegen die Gene kann sich niemand wehren, die Umstände können nur bis zu einem gewissen Punkt selbst gestaltet werden. Aber meine Einstellung und meine Handlungen kann ich selbst beeinflussen.

Miriam denkt:
Ohne wissenschaftliche Studien dazu zu kennen (die es sicher gibt), denke ich, dass der Charakter eines Menschen sich eher durch äußere Einflüsse als durch die Gene entwickelt. Und dieses entwickelt ist in meinen Augen schon ein erstes Indiez für dieses Annahme.  Ein Charakter ist nicht von Anfang an da, er entwickelt sich genauso wie unsere Fähigkeit zu laufen oder zu sprechen. Ein weiterer Gedanke: Geschwister haben zumindestens eine ähnliche DNA, werden aber in der Regel zu unterschiedlichen Charakteren. Sie haben sicher einige Grund-Charakterzüge gemeinsam, diese ergeben sich aber wahrscheinlich eher durch das Aufwachsen im gleichen Elternhaus, als durch Gene. Und selbst diese Grund-Charakterzüge sind schließlich durch äußere Einflüsse unterschiedlich stark ausgeprägt. Durch bestimmte Erlebnisse und Erfahrungen, kommen weitere Charaktereigenschaften hinzu. Zack - ein individueller Charakter entsteht.

Jan denkt:
Gene sind so ein lächerlich geringer Anteil des eigenen Lebens. Klar, sie sind relevant, aber sie machen erstmal nur aus, wieviel Talent wozu mensch hat.

Da das eigene Potential aber so ziemlich unbegrenzt ist, sind die äußeren Einflüsse und Möglichkeiten deutlich stärker. Besonders auch, weil diese Einflüsse nicht nur förderlich sein können. Die Hürden, die uns die Welt von Außen auferlegen kann, können so ekelhaft hoch sein, dass es mir oft die Wut hochtreibt. Da müssen wir dringend etwas dran tun.

Tobi findet: 
Über diese Frage habe ich mir tatsächlich noch nie Gedanken gemacht.
Spontan würde ich sagen, dass es vermutlich etwa ein 30/ 70- Dingen ist. 30% die Gene und 70% der äußere Einfluss.
Ich merke es ja an mir selbst, wie meine Umwelt mich beeinflusst und wie ich mich in meinen nun 25 Lebensjahren verändert habe.
Ich wurde älter und reifer, was sich natürlich im Charakter wiederspiegelt, aber grade Einflüsse wie Freunde, Respektspersonen und Erfahrungen haben mich nachhaltig geprägt und zu dem gemacht, was ich heute bin.
Aber ich denke, dass die Gene die Basis dafür liefern. Wenn jemand genetisch quasi völlig in die Tonne gepackt hat, sind vermutlich die möglichen Richtungen der Charakterbildung eingeschränkt. Dasselbe gilt meiner Vermutung nach auch für Menschen, die in ihrer Intelligenz auf dem Stand von einem Hektar Mischwald sind.
Nagelt mich jetzt aber bitte auf diesen Aussagen nicht fest, ich hab von sowas keinen Schimmer ;-)

Daniel meint:
Puh. Sicherlich haben Gene Einfluss auf unser Leben. Hat man akute Gendefekte, so kann einem das Leben schon schwer gemacht werden, aber es kommt dann oft auf das soziale Umfeld an. Ich treffe häufig auf Kinder mit sehr geringen Lebenschancen und es ist erstaunlich wie stark diese sind und ich freue mich immer zu sehen wie sehr diese Unterstützung erhalten. Anderer Fall ist Stephen Hawking - genetisch gebeutelt ist er ein großartiger Mann geworden. Oftmal dauert es glaube ich bei Menschen einfach bis sie ihre Potenziale erkennen und entfalten können. Manche kommen vielleicht nie dahin. Aber Gene tragen imho nur in besonderen Fällen dazu bei. Durch meine Studien im Bereich Mimik kam natürlich oft das Thema der Genetik auf, aber das meiste der sog. Physiognomik halte ich für nicht haltbar.

Carmen äußert:
Der Einfluss von Außen prägt uns sehr, vor allem Dinge, die uns früh im Leben passieren. In der Schule, im Elternhaus, im Kindergarten, überall begegnen uns schöne und ggf. auch nicht so schöne Entfaltungsmöglichkeiten und Vorbilder. Charaktere sind in meinen Augen auch sehr wandelbar. Das unterstreicht auch. dass eher unser Umfeld und welche Resonanz wir darauf haben, uns prägt, als genetische Grundvoraussetzungen. Sonst würde ja jeder so bleiben, wie sie/er auf die Welt gekommen wäre (nicht klein und sabbernd, sondern charakterlich ;) ). Dazu kommt natürlich auch. dass wir selbst eigenständige Wesen sind, die zusätzlich zum externen Umfeld intrinsische Entscheidungen fällen können. Daraus resultiert, dass wir ein Mix aus unseren Erfahrungen, Wünschen, Träumen, Freunden, Verwandten, Begegnungen und ein bisschen unserer DNA sind.

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