Chrissi: A Star is still not born

Er ging die Straße entlang und bemerkte, dass es still war, zu still. Er bog um die Ecke und da, da waren sie. Sie knipsten und blitzten und schrieen. Er versuchte zu entkommen. Doch daraus würde sowieso Nichts. Sie ließen ihn nie in Ruhe. 
Aber er hatte sich dran gewöhnt, obwohl er noch nicht allzu lange im Geschäft war, gemessen an seinem Alter. Es war immer dasselbe. Sie würden nie aufhören, ihn zu beobachten. Erst letzte Woche hatte er im Radio gehört, wie toll er doch sei. Der Moderator war sich ganz sicher er sei die Nummer eins und alle wollten ihn. 
Eine Umfrage hatte ergeben, dass 98% der Menschheit ihn sofort zum Präsidenten wählen würden, obwohl sie doch gar nicht so genau wussten wer er war. Also er war immer da, hatten sie gehört. Doch wo genau konnten sie nicht sagen. Sie wussten nur, dass sie ihn Alle irgendwie brauchten. 
Ihn. Er verstand es gar nicht. Diesen Hype. Sie behandelten ihn wie ein jungen Gott. Dabei fühlte er sich gar nicht jung, eher alt und vermodert, verbraucht, schmierig und schwer. Aber das ist eine andere Geschichte. 
Und wie viel sie über ihn und sein Privatleben wussten. Wie er am liebsten reiste, mit dem Schiff. Wie er sich am liebsten entspannte, in der Sauna. Und das Vater würde, irgendwann. Seine Frau war schwanger. Er las in einem Klatschblatt davon, mit Lesermeinungen. Sie freuten sich Alle riesig auf das Kind. Endlich Jemand Neues den sie brauchten, denn sie wussten, dass er nicht mehr lange zu leben hatte. 
Er war sehr krank. Er fühlte sich ausgelaugt und zerrissen. Die vielen Auftritte und Shows und die vielen Menschen, die immer an ihm zerrten. Das war zu viel für ihn. Er würde vergehen. Das wussten Alle. Aber da war ja sein Kind und sie wollten es. Doch wie lange es dauern würden bis sie etwas von ihm hätten weiß Niemand.
Denn wie lange dauert es wohl bis Öl nachwächst?


Anmerkungen:
Diesen Text hat Chrissi (Nicht mit Christopher zu verwechseln) im Rahmen eines Poetry Workshop auf der Winterschule 2010 geschrieben und vorgetragen. Wie auch im letzten Jahr sind die Texte aus diesem Workshop so gut, dass ich sie euch nicht vorenthalten möchte. Leider liegen mir noch nicht alle Texte vor, daher kann es gut sein, dass sie sich etwas mehr verteilen als im letzten Jahr.
Diesen Text habe ich nicht nachträglich korrigiert.
Unerwartete Blickwinkelwechsel sind immer gut und hier ist das aus super umgesetzt. Ich weiß nicht ob Chrissi es sehen wird, aber last ihm mal ruhig eure Meinungen hier.

Nachtrag:


Kommentare

  1. Der Blickwinkel und die vermittelte Stimmung ist toll, insbesondere, wenn es über sich spricht.
    Die Analogie mit Frau und Kind... Hm, schwierig. Nachwachsen ist für mich ungleich Kinder bekommen, auch im übertragenen Sinn, Das tut dem passend vermittelten Grundtenor natürlich keinen Abbruch.

    Weniger als die paar Schreibfehler stören allerdings die zerfledderten Zeilen (ich nehme mal an, dass es nicht beabsichtigt war?).

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  2. Ich habe es mal so überarbeitet, dass es nicht mehr so zerfetzt aussieht. Ist nun also nicht mehr im Originalzustand.

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