Rezension: Peter Ustinov - Ich und Ich

Menschen in wenigen Worten mit Peter Ustinov bekannt zu machen ist schwer. Man könnte in aller Kürze festhalten, das er ein erfolgreicher Schauspieler war und ganz nebenbei auch noch ein paar Theaterstücke und Romane geschrieben hat. Dass er darüber hinaus auch ein äußerst spannender Charakter war und ein begnadeter humorvoller Denker, das sollte als Obendreingabe auch noch erwähnt werden.

Unter dem Titel "Ich und Ich" hat er seine Biografie selbstgeschrieben, aber warum sollte man sie noch lesen? Leben und Wirken von Ustinov sind vorbei, die paar Schulen und hinterlassenen Zitate muss man ja nicht gleich zum Anlass nehmen sich diverse Krimiabende mit einem Buch zu ruinieren.

Und Herr Ustinov selbst macht es auch nicht besonders einladend, eben selbiges zu tun, denn vorne weg sei gesagt: Der Schreibstil ist äußerst gewöhnungsbedürftig, vielleicht sogar schlecht. Zwar ist seine Idee, Kapitel mit einem Dialog mit sich selbst zu beenden äußerst reiz- und sinnvoll, aber die meiste Zeit wirkt das Sprachbild dann doch deutlich veraltet. Das mag entweder seinem intensiven Studium der alten Dramatiker geschuldet sein oder seinen zu exquisiten Sprachkenntnissen, vielleicht auch seinem Jahrgang; macht das Erforschen seines Lebens und seiner Person aber durchaus anstrengend.
Was sehr schade ist, denn inhaltlich und sogar historisch hat diese Biografie viel zu bieten. Man kann sich sicher sein, dass sich zwischen Einblicken ins britische Schulwesen, seinen Erfahrungen aus der Zeit des zweiten Weltkrieges, Erzählungen aus seiner Militärzeit und auch den einfachen Anekdoten aus dem Alltag eines jungen (und armen) Künstlers, man dann doch etwas findet, was zu begeistern und interessieren weiß.
Zwar finden sich immer wieder Verweise auf Film- und Theater-darsteller, die spätestens mit meiner Generation nicht mehr all zu prominent sein dürften, die an ihnen angekoppelten Geschichten deuten trotzdem immer wieder von den Schwächen und Stärken des Showgeschäftes, auch wenn sich dieses inzwischen möglicherweise gewandelt hat.
Weniger gibt Ustinov tatsächlich tiefe Einblicke in sein Leben, denn die Biografie lässt viele Abschnitte einfach aus, aber viel mehr geht Ustinov auf die prägenden Ereignisse ein und erklärt zwischenzeitlich sogar, wie ein Charakter wie seiner entstehen konnte. Fast bin ich geneigt zu behaupten, dass er nicht die Biografie des Peter Ustinov geschrieben hat, sondern viel eher die, eines Peter Ustinovs.

Die Frage mit den Krimiabenden bleibt aber ungeklärt. Warum nun also diese Biografie lesen? Wer beginnt sich mit Peter Ustinov zu beschäftigen, stürzt sich in eine tiefe ausführliche Mediathek aus Zitaten, Filmen, Büchern, Interviews und auch Videos. Gebildet, wie Ustinov war, äußerte er sich zu vielen Geschehnissen und nahm verschiedene spannende Rollen ein. Möglicherweise ist die Biografie eines Künstlers nicht für jeden von Interesse, aber eine solche Biografie die so viel Einblick in die Funktionsweise der Politik, der Kultur und auch des Menschen bietet muss erstmal entdeckt werden.
Sich in Peter Ustinov zu vertiefen lohnt sich in jedem Fall und nimmt es an Spannung auch mit jedem Tatort auf. Es lohnt sich Krimi gegen Buch zu tauschen, denn diese Biografie mag vielleicht literarisch nicht sonderlich wertvoll sein, ist aber mit Sicherheit eine heiße Spur, wenn man sich an diesen Denker herantrauen mag.

Kommentare

  1. Ich mag Ustinov als Schauspiler sehr. Vor allem seine Rolle als Poirot und als Detective Fix wird mir immer in guter Erinnerung bleiben. Danke für die Rezension, ich werde mal einen Blick riskieren! Vielleicht ist das sogar die Geschenkidee für eine Bekannte von mir. ^^

    AntwortenLöschen
  2. Ich mag und kenne Peter Ustinov vor allem als Schauspieler. Die Rezension macht nun mindestens vorsichtige Neugier auf mehr.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Anmerkungen? Fragen? Wünsche? Schreib gerne einen Kommentar. Ich schaue regelmäßig rein, moderiere die Kommentare aber auch, also bleibt nett.

Vielleicht auch spannend: