Kurzgeschichte: Früher war alles besser
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Ich würde in der Steinzeit leben wollen. Warum? Erklär ich euch.
Es war eine einfachere Zeit als heute. Ist das persönliche Glück heute von unzähligen Faktoren abhängig, war es das früher noch nicht.
Früher war es schon Glück wenn man nicht von einem Säbelzahntiger dahingerafft wurde. Gut, dass das heutzutage eine nicht ernst zu nehmende Gefahr ist liegt nicht zuletzt daran, dass der Säbelzahntiger weitestgehend bis vollständig ausgestorben ist.
Doch heute ist Glück nicht mehr so simpel definiert wie damals. Mittlerweile bestimmen Dinge wie Partnerschaft, ein guter Arbeitsplatz oder eine Tasse Kaffee am Morgen unsere Zufriedenheit. Und es gibt jetzt weit mehr Dinge, die einen umbringen, als so eine schnöde Wildkatze mit dentalen Besonderheiten. Die Liste erstreckt sich ja von "A" wie "Amalgamvergiftung" bis "Z" wie "Zombievirus".
Natürlich, da steckt viel Panikmache der Presse hinter. Aber die gab's damals ja nicht, weswegen das Leben durchaus sorgenfreier war.
Und selbstverständlich gab es damals auch Krankheiten, die einen mal ganz bequem eine Etage tiefer haben schlafen lassen. Allerdings war das früher unwichtig, da schützte einen die Unwissenheit vor eventueller Hysterie.
Es war auch in vielen anderen Bereichen einfacher.
Beispielsweise war es viel einfacher eine Frau kennen zu lernen. Versuchen viele heutzutage in Diskotheken und auf Partys die Damenwelt durch gekonnte Tanzmoves, die oftmals eher nach ungewollten Muskelkontraktionen aussehen, zu imponieren, hat man es damals noch viel simpler gehalten.
Denn statt verschwitzt vor der Angebeteten zu stehen und Stuss zu reden, nahm man früher einfach eine Keule und haute sie der Frau liebevoll und zärtlich mit Schmackes auf den Kopf. Fiel diese dann wohlig entspannt um wie ein Sack Kartoffeln, schleifte der Vertreter der männliches Spezies das Weibchen dann einfach an den Haaren in die Höhle.
So einfach geht das. Das ist Dating im Zenit seiner Leistungsfähigkeit.
Und wollte man die Frau dann vorher noch von sich begeistern, erlegte man einfach ein Mammut mit der flachen Hand.
Klar, das war dementsprechend aufwendig, aber was tut man nicht alles für die Frau.
Man musste auch nicht arbeiten gehen. Denn jeder hatte seine Aufgabe. Die einen sammelten Beeren und alles, was sonst noch nötig war, die anderen erlegten Mammuts. Oder wurden von Säbelzahntigern abgemurkst.
Gut, das war keine festgelegte Aufgabe in den Verbänden von Steinzeitlern aber auch dieser Posten wurde oft genug besetzt.
Und weil man keine feste Arbeit hatte, musste man sich auch keine Gedanken um Berufshaftpflichtversicherungen oder Unfallverhütungsvorschriften zu machen.
Und um Renten sowieso nicht. Man starb mit etwa 30, da konnte man gar nicht so viel in die Rentenkasse einzahlen, dass man hinterher mit Zinsen davon leben konnte. Gut, das geht auch heute nicht, aber das ist ein anderes Thema.
Auch modisch war es damals wesentlich einfacher als heute. Da kannte man Begriffe wie "overdressed" oder "Markenkleidung" nicht.
Da hatte man nur sein Tigerfell, das man sich umwarf, im besten Fall noch einen Lendenschurz.
Das einzige Statussymbol das es gab, war die Größe des erlegten Mammuts.
Faustregel damals war: Je größer das erlegte Mammut, umso krasser der Typ.
Doch das Beste an der Zeit war: Bärte gehörten einfach dazu. Firmen wie Gilette oder Wilkinson kamen nur mit Müh und Not über die Runden.
Deswegen trug jeder Bart. Auch die Frauen. Das war so und das wurde akzeptiert.
Und wer den längsten Bart hatte, war automatisch Vorstandsvorsitzender des Steinzeitlerortsverbandes. (*1)
Man musste sich auch nicht groß mit Politik beschäftigen. Vor Wahlen musste man sich keine elendig langen Wahlprogramme durchlesen (gut, muss man heute auch nicht aber schön, wenn man es tut) und es hingen nicht in jedem Wahlkampf Parteiplakate an den Straßenlaternen, was nicht zuletzt auf das Fehlen jeglicher Laternen in der Steinzeit zurückzuführen ist.
Natürlich gab es in der Prähistorie auch Dinge, die wesentlich schlechter waren als heutzutage. Zum Beispiel konnte man damals nicht einfach mal verreisen. Also prinzipiell gesehen hätte es klappen können aber man hätte den ganzen Weg laufen müssen. Und ich sag mal so: Für mich wäre das nichts gewesen. Mir reicht es ja schon, wenn ich zur Bahnhaltestelle laufen muss, da bin ich ja schon fast fertig mit der Welt.
Daraus resultiert noch ein anderes Problem, denn man musste jagen. Und ich bin ganz ehrlich: Hinter so einem Mammut herzurennen wäre nicht so unbedingt mein Ding gewesen.
Außerdem möchte ich später, wenn ich mal alt bin, Dinge sagen können wie "Das hätte es früher nicht gegeben!". Hätte damals sicherlich auch funktioniert, wenn man schon eine vernünftige Sprache entwickelt hätte. Und weil ich ja gerne viel rede und vor allem viel dummes Zeug von mir gebe, würde ich die Sprache auch sehr vermissen.
Schlichte Grunzlaute und Verständigung durch Gesten funktionieren zwar einigermaßen, doch ich bin dann doch lieber ein Vertreter der sprechenden Zunft.
Ganz davon abgesehen, dass mir Elektrizität sehr fehlen würde. Mein Handyakku hält nämlich auch nicht ewig. Auch nicht von meinem alten Nokia.
Und wenn ich mir dann noch überlege, dass ich nicht mal am Wochenende ein Bier trinken könnte, dann überdenke ich meine Entscheidung wohl doch noch mal.
(*1) Dieser Text ist aus persönlichen Erinnerungen heraus geschrieben. Für eventuelle Ungenauigkeiten übernehme ich keine Verantwortung
Schöner Text.
AntwortenLöschenAber warum werde ich das Gefühl nicht los, dass ich hier bald eine Stellungnahme schreiben darf, weil mensch dein Augenzwinkern nicht sehen kann, wenn du ein bißchen altmodischen Sexismus im Scherz verwendest? Oder besser gesagt überholte Geschlechterklischees?
Ich meine, ich weiß, wie du das meinst, aber ich hoffe die anderen Leser merken das auch.
Die Stellungsnahme kann ich auch schreiben. Ich habs ja verzapft ;-)
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