Meerwolf

Wenn der Mond nach seinen Kindern ruft
Und die Nacht sich unter deine Decke sucht
Da stockt nicht der Aderschlag
Das raubt weder Traum noch Schlaf

Doch wird die Luft salzig und auch kühl
Und hör ich Pflanzenpeitschen pfeifen
Da kommt es, das Gefühl
Um ein kaltes Herz zu greifen
Dann braust es auf
Es tost und rauscht
Das schäumt es auf
Man rennt
Man braucht
Man rast und rennt
Weil man es kennt
Weil man es kennt und doch nicht fassen kann
Und du bleibst und heulst es an

Meerwolf

Die Verwandlung kommt
Wenn nur eine Welle rauscht
Das Haar, die Sinne
Aufgebauscht
Saftig salzige Seelenlosigkeit
Du bist endlich
Doch die See ist weit
Du bist nur kurz
Doch das Meer hat alle Zeit
Salzig saftige Formlosigkeit
Bekommst du noch so große raue Hände
Sie werden niemals Meereswände
Man rennt
Man braucht
Und man sehnt
Will in die Tiefe steigen
Auf den Schaumkronen schreiten
Nie wieder mit den Pferden reiten
Denn das Salz spült deine Adern aus
Deine Biografie steigt aus dir auf

Meerwolf

Es greift am Knie mit sanfter Hand
Du vergisst Familie und Freunde
Muttersprache und Vaterland
Du weißt nicht was dich gegriffen
Was dich ergriffen hat
Was hält dich denn
Vermisst dich deine Heimatstadt
Vermisst mich eigentlich irgendwer
Wo kommt denn sonst deine Meersucht her
Man rennt
Man braucht
Man rast und brennt
Weil das Herz sonst keine Ruhe kennt

Meerwolf

Anmerkungen: Habe ich in diesem Sommer geschrieben, als ich meine Freundin auf Föhr besucht habe. Seitdem hatte ich es nicht mehr überarbeitet.