Der innere Schweinemonk

Ich bin nun wirklich kein ordentlicher Mensch. Wenn man sich mein Zimmer vorstellen möchte, dann habe ich abgetönte Scheiben, was an meinem sehr langspannigem Putzturnus liegt und an den Rändern meiner Möbel werden die Wollmäuse von Wollkatzen gejagt. Keine Sorge, ich putze relativ regelmäßig und bin kein Messi, aber ich nehme es halt nicht so genau, wenn ich mal etwas übersehen habe.
Bei meinem Besitz, bevorzugt meinen Hunderten von CDs, meinen Videospielen, Büchern und auch zum Beispiel meiner Computertastatur bin ich da anders. Alles hat seinen festen Platz und seine feste Ordnung, die ich sogar auswendig kenne. So bin ich hier ein kleiner Ordnungsfreak, aber so was hat ja bestimmt jeder.
Geschichte Ende.

Geschichte Anfang.
Denn: Meine zauberhafte Herzdame hat, ohne mein Wissen, eine kleine Feldstudie mit/an mir durchgeführt. Zu erst ist es ihr beim Spielen von Gesellschaftsspielen aufgefallen, dann an meinen Fernbedienungen auf dem Wohnzimmertisch. Ich "monke", größtenteils unbewusst.
Da bei einigen unserer Spiele Karten eine Rolle spielen, die viel in Bewegung raten, kann es schon mal passieren, dass die Karten estwas unordentlich liegen; schwupps, ich habe sie zu einem ordentlichen Stapel zusammen geschoben. Das ist der Teil, den ich noch bewußt bemerkt habe.
Anschließend schiebe ich aber den ganzen Stapel so, dass der Abstand im Augenmaß doch bitte auch zwischen allen Karten gleich ist. Dafür sind die anderen Stapel aber nicht ordentlich genug, also müssen die auch zusammen geschoben werden. Und zwar noch ein Stück nach rechts.
Erst als es mir gesagt wurde, ist es mir aufgefallen. Nicht, dass ich einen Sinn für symetrische Aufteilungen habe, sondern, dass ich scheinbar einen unterbewußten Zwang habe, diese Dinge zu ordnen. 
Bei Fernbedienungen ist es noch eine Sache, aber wenn man darauf hingewiesen wird, dass man in den Wohnungen von Fremden gerade die Kerzen im Regal verschoben hat, mitten im Gespräch, ohne darauf auch nur in einem Wort ein zu gehen, dann beginnt man, sich um seinen geistigen Zustand doch schon etwas Sorgen zu machen.
Gerade der Vergleich mit dem Fersehdetektiv "Monk" wirkt dann doch eher etwas beunruhigend. Als es anfangs hieß "Du monkst wieder", da habe ich es zum Teil mit Humor genommen und konnte darüber lachen mich selbst zu ertappen. Als ich dann aber zu letzt dringend einen Teller der auf dem Boden stand auf den Tisch stellen musste, weil es mir sonst keine Ruhe ließ, da bekam ich schon ein wenig Panik.
Bin ich hier noch der Herr in diesem Körper? Hat mein, immernoch rapide ansteigendes, Alter mich zu einem Kauz werden lassen? Oder habe ich sogar tatsächlich Ticks, mit denen ich eventuell zu einem Psychologen sollte? Wann steht es denn wie schlimm um die eigene Psyche?
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, startete ich also mit intensiver Selbstbeobachtung. Erst habe ich versucht die Momente zu erkennen, dann habe ich versucht Dinge nicht um zu räumen oder sie an ihren Platz zu stellen. Plötzlich ist mir bewußt geworden, wo ich überall aufräume: Meine Arbeitskolleginnen im Büro hatten ihr beiden, bis auf das aufgeschriebene Namenskürzel, identischen Locher vertauscht; kein Problem, als beide nicht da waren, habe ich zurück getauscht. Da liegt eine Gabel bei den Messern im Besteckkasten. Da liegt eine Zeitung im Supermarkt auf dem falschen Stapel und ein Saft im falschen Regal.
Meist habe ich nur aufgeräumt, wenn die Dinge auch an einen Platz in Handreichweite gebracht werden mussten, dem Wieso bin ich aber bis jetzt noch nicht auf die Spur gekommen.
Die einzige Sache, die mir wirklich aufgefallen ist: Es ist äußerst anstrengend sich selbst zu beobachten und zu prüfen. Also kam ich für mich zu dem Schluss, diese Fragen unbeantwortet zu lassen und einfach weiter Dinge zu sortieren, egal ob bewußt oder unbewußt. Es mag zwar komisch und kauzig sein, wenn ich monke, aber seit dem ich es akzeptiere, ist es in meinem Kopf wieder deutlich aufgeräumter.

Kommentare

  1. Tröste dich einfach damit, nicht alleine damit zu sein. Ich habe die zwanghafte Angewohnheit, Dinge auf meinem Schreibtisch parallel zueinander auszurichten zu müssen, und ich verzweifle regelrecht an Dingen wie Tesa-Rollen ...

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  2. Oh.. Zeitungen ordne ich beim Kiosk auch... Allerdings nur die, die ich auch anschaue.
    Besteck muß sortiert sein, sonst kann ich nicht Blind reingreifen.
    Wenn ich irgendwas Programmiere, dann achte ich besonders auf gleiche Abstände, auch wenn ein Pixel mehr oder weniger optisch gar nicht auffallen. Es muß gleich sein! ^^
    Nur ich scheine es doch mehr bewusst zu machen, und ärgere mich z.B. darüber, das irgendeiner die Zeitung falsch ins Regal zurückgelegt hat.

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  3. Ich glaub ich kann dich wirklich beruhigen, ich bin schlimmer... Zwar bewusst, aber trotzdem sinnlos. Hier ein paar Beispiele, die mir wirklich spontan auf- und einfallen:

    Ich sortiere nicht nur falsch eingeräumte Sachen in Geschäften, ich richte auch die Dosen etc. so aus, dass das Etikett nach vorne Zeigt.

    In unserem Badezimmer haben wir hell- und dunkelgrüne Handtücher. Die Reihenfolge MUSS immer vom Gästehandtuch über die kleinen zu den Duschhandtüchern dunkel-hell-dunkel-hell-dunkel sein, wobei die Duschhandtücher auf eine bestimmte Art zusammengelegt über den Handtuchhalter hängen und mit der Kante einer bestimmten Fliese abschließen müssen. Das wegen der Handtuchhalter unnütze Aufhängeschläufchen der kleinen Handtücher muss nach hinten-unten zeigen.

    Beim Wäsche aufhängen kommen die Socken (schon vorsortiert) auf die unterste Ebene nach vorne, die Öffnung hängt vorne, die Zehenspitzen hinten über, sonstige Unterwäsche kommt nach hinten. Auf der mittleren Ebene sind Tops und Shirts, oben Pullis. Und Wehe es wurde ein Shirt oder Pulli nicht mit der Oberseite nach oben aufgehängt.

    Im Gewürzregal hat jedes einzelne blöde Gewürz seinen festen Platz, das Etikett hat immer genau mittig nach vorne zu zeigen.

    Wenn's Kartoffeln mit Spinat gibt, matsche ich die Kartoffeln mit dem Spinat zusammen - aber WEHE der Spinat wurde schon von vornherein auf die Kartoffeln gekippt, statt schön säuberlich daneben!

    Bei Handtaschen bin ich die Ausnahme in der Regel, ich weiß immer genau, was ich darin habe, und wo es darin ist - deswegen brauchen Handtaschen immer mindestens 3 Miniaturfächer neben dem Hauptfach.

    ... es gibt sicherlich noch mehr Sachen... Diese Pedanterie sorgt zwar dafür, dass ich mich auch blind in der Wohnung auskenne, aber dass mein Freund mich so aushält (ich SAG ihm ja immer, dass er die Wäsche total falsch aufgehängt hat), grenzt an ein Wunder ^^

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