Rezension: Dark Souls
Ein Erfahrungsbericht:
Da saß ich, Janosch, den sie den Vagabunden nennen. Gefangen auf alle Ewigkeit, mit dem Fluch belegt, sein Leben als Untoter zu fristen, aber wenigstens ist mir meine Seele geblieben.
Durch das strahlende Licht im zerschlagenen Zellendach erschien plötzlich ein Ritter, gesten- und stimmlos warf er mir eine Leiche in dieses finstere Loch. Einen Schlüssel trug sie bei sich, einen Schlüssel, der mir natürlich die Freiheit bedeutete.
Ich schlich verhalten die Gänge entlang, in denen hohle Kreaturen weinend und zweifelnd an den Wänden standen. Ein Ort von großen Unheimlichkeit. Und Gefahr, denn kaum war ich ein paar Gänge weiter gelaufen, überrascht mich ein riesiger Dämon, eine Botschaft am Boden mahnte mich zu flüchten, doch noch bevor ich begriff, schleuderte der Dämon mich in die umstehenden Vasen, die krachend zerbersteten. Und dann, dann bin ich gerannt.
Limitierte Edition mit Artbook |
Dark Souls ist ein Abenteuerspiel, auf XBox360 und Playstation 3 erschienen, dem der Ruf vorraus eilt, unwahrscheinlich schwer zu sein. Demon Souls, der geistige Vorgänger, der damals nur exklusiv auf der PS3 erschien, schaffte mit einer straffen Schwierigkeitsstruktur das Fundament für diesen Ruf.
Und tatsächlich, Dark Souls hat einen hohen Schwierigkeitsgrad. Und das beginnt schon vor dem Spiel:
Um es zu erwerben, bin ich zum Videospielehändler meines Vertrauens gegangen und fragte, was denn die Basis-Version des Spiels kosten sollte, hatte ich in der Werbung doch nur die limitierte Version gesehen. Es sollte sich herausstellen, dass Dark Souls nur in der limitierten Version veröffentlicht wurde und es somit unmöglich war, eine andere Variante zu kaufen. Vermutlich wird es diese später noch geben, aber im ersten Moment fühlt man sich ob der Bedeutung von "limitiert" doch etwas hinters Licht geführt. Aber zurück zum Spiel.
Janosch hat es geschafft das Gefängnis zu verlassen und ist inzwischen in Lordran gelandet, dem Land der Untoten. Die mächtigen Wesen hier sind unverhofft an die Macht der Feuer des Lebens gekommen und haben damit die Herrschaft der Drachen beendet. Die Balance gerät vollkommen aus den Fugen und nun wird man selbst hierher geschickt, ist man doch einer der wenigen Untoten, der seine Seele noch trägt. Und da man kein "Hohler" ist, wie es hier lautet und das Zeichen der Dunkelheit trägt, ist man im Stande, das bisschen Restseele seiner Feinde auf zu nehmen, das sie noch in sich tragen.
Einen genauen Auftrag bekommt man nicht. Am ersten Lagerfeuer trifft man nur einen Genossen, der im Spott über den Spieler sagt, dass es die zwei Glocken der Erweckung zu schlagen gilt, man ihn aber auch nicht weiter behelligen braucht.
Lordran zeigt sich deutlich unbesiedelt, geht es um gesprächige Einwohner. Und wenn es doch welche gibt, dann muss man sich zum einen bemühen sie zu finden, zum anderen sind diese alle aber auch nicht sonderlich sozial. Im ersten Ansprechen wird man meist davon geschickt oder ermahnt, gerne auch mal verlacht.
Janosch macht sich nun auf den Weg zur ersten Glocke und sehr schnell stellt sich dieser als äußerst steinig heraus. Auf einer Treppe lauern zwei Gegner, flankiert von einem Brandbomben werfenden Dritten, mit einem besser gerüsteten Untoten im Hintergrund, der nur darauf wartet auch ein Stück von mir zu bekommen. Selbst wenn ich mich bemühe die Gegner einzeln zu bekämpfen, stellt jeder eine Herausforderung dar. Mit fester Deckung und geschicktem Ausweichen agieren sie sehr intelligent und schnell merkt man, das einfaches Einknüppeln nichts bringt. Das "offen" in Offensive steht nämlich für die eigene Deckung, welche die Feinde gerne für fatale Treffer nutzen. Fatale Treffer, zu denen man aber auch selbst im Stande ist, vermag man den Gegner zu lesen.
Kleiner Tipp aus dem Kampfsport: Schaut auf die Schultern, die bewegen sich oft zu erst und deuten die kommenden Angriffe an.
Ich war noch eine kleines Stück weiter gekommen, aber mit dem Krummsäbel des Vagabunden bin ich kaum zu recht gekommen, mit einer anderen Waffe ist er aber nicht zu recht gekommen. Also:
Da saß ich, Joschua, den sie den Ritter nennen wieder im Tutorial des Spiels. Jetzt mit höherer Einstiegsstufe und besserem Rüstzeug, dafür aber langsam und behäbig. Dark Souls macht jede Veränderung am Charakter merklich, sei es nun Ausrüstung oder Werte. Wer wenig Standkraft hat und schwere Rüstung trägt, der fällt wie eine Bahnschranke und ohne ordentlichen Wumms im Arm, da kann man auch keine Stahlaxt einhändig führen. Und wenn es doch so gerade geht, dann kommt man beim Schlag ins Taumeln. Die Waffen unterscheiden sich dabei alle merklich, selbst zwei verschiedene Schwerter kämpfen sich nicht gleich. Zu dem bieten alle Waffen durchaus variantenreiche Kampfstile, kann man doch auf Knopfdruck zwischen einhändigem und zweihändigem Kampf wechseln.
Die Steuerung im Kampf gibt sich dabei ziemlich intuitiv, die Schultertasten steuern entsprechend die Hände, welche man frei nach eigenen Vorstellungen ausstatten kann. Auch Rennen, Springen und Sonderaktionen gehen ganz gut von der Hand, nur das Anvisieren der Gegner, das dringend notwendig ist, führt sich etwas umständlich aus und der Zielwechsel hätte deutlich intuitiver sein können.
Der Song "Bartholomew" von The Silent Comedy ist leider nicht auf der Soundtrack CD der limitierten Edition
Im zweiten Anlauf für dieses Spiel fange ich an mich auf die Philosophie des Spieles ein zu lassen. Der Schwierigkeitsgrad ist hoch, aber auch sehr ansprechend. Wenn man stirbt, dann gibt man nur selten dem Spiel und meist sich selbst die Schuld. Es gilt immer nötige Kosten und möglichen Nutzen gegeneinander auf zu wiegen, wenn man einen unbekannten Weg einschlägt, in einen offensichtlichen Hinterhalt läuft oder versucht seine eigene Leiche zu bergen.
Mit dem Sterben ist es nämlich so: Die Währung bei Händlern und sowohl für den Stufenaufstieg, das sind die anfangs erwähnten Seelen. Diese bekommt man von besiegten Gegner, wobei es egal ist, ob sie durch eigene Hand oder Umwelteinwirkungen sterben. Diese Seelen lässt man fallen, sollte man selbst sterben. Während der Körper nun mit vollständiger Ausrüstung zum letzten Lagerfeuer gebracht wird, liegen am Todesort noch die Seelen. Wird man so zum Lagerfeuer zurück gebracht oder verwendet es zum Stufenaufstieg und zum Auffüllen der Heiltränke, werden aber auch die Gegner wiederbelebt. Sollte man nun erneut sterben, zum Beispiel bei der Rettungsaktion der ersten Seelen, so wird der alte Todespunkt ersetzt und ein neuer erscheint. Alles aus dem ersten Gang ist unweigerlich verloren. Die Seelen anders zu speichern, war mir bisher nicht möglich.
Und auch hier meldet sich die Philosophie: Während man in anderen Spielen manchmal gedankenlos experimentieren kann, sich an schwierigen Sprüngen mehrfach verausgabt oder stumpf in Gegnerhorden rennt und es auf gut Glück versuchen kann, muss jede Handlung in Dark Souls durchdacht werden. Die Sinne müssen aktiviert werden, der kommende Abschnitt beobachtet und erforscht werden.
Verwende ich meine Seelen zum nächsten Aufstieg? Verändere ich meinen Ritter immer mehr zu einem Magier oder kaufe ich doch einfach das bessere Schwert? Selten wirken die Entscheidungen, noch so kleiner Natur, so fatal wie in Dark Souls. Jede Unkonzentriertheit wird brutal bestraft, Risikobereitschaft kann sowohl Fluch als auch Tugend sein. Die Offenheit der Spielumwelt und der Charakterentwicklung lädt hierbei verführerisch zu jedem Fehler ein.
Inzwischen ist Joschua übrigens auch Geschichte, Jasper, ein Jäger ist mein dritter und bisher erfolgreichster Anlauf. Mit Bogen und leichter Rüstung, bin ich aus der Distanz zwar nicht tödlich, aber gefährlich und im Notfall aber auch schnell zu Fuss. Was nur in der Flucht ratsam ist, denn in der Vorwärtsbewegung begeht man gerne große Fehler und langsam laufen lohnt sich, denn Dark Souls sieht auch fantastisch aus. Die europäisch wirkende Burgenlandschaften überzeugt und kann mit malerischen Momenten begeistern; der von mir gesehende Geistersumpf bietet fantastische Atmosphäre.
Die mitgelieferten Dreingaben der limitierten Edition sind mit Artbook, Soundtrack und Making of DVD zwar absoluter Standard, sind aber gern gesehenen Zugaben, die sich hoher Qualität erfreuen. Vorallem der starke Soundtrack weiß zu gefallen. Das Artbook ist besonders dazu geeignet, sich selbst vor möglichen kommenden Gegnern zu verängstigen.
Die mitgelieferten Dreingaben der limitierten Edition sind mit Artbook, Soundtrack und Making of DVD zwar absoluter Standard, sind aber gern gesehenen Zugaben, die sich hoher Qualität erfreuen. Vorallem der starke Soundtrack weiß zu gefallen. Das Artbook ist besonders dazu geeignet, sich selbst vor möglichen kommenden Gegnern zu verängstigen.
Es ist schwer nun noch etwas zu erwähnen, was die großen Online-Spielemagazine noch nicht getan haben und alles zu erzählen und zu erklären, was das Spiel alleine in den ersten Spielstunden an Eindrücken hergibt würde zu weit gehen. Aber mein Fazit möchte ich mit einem kleinen Ausflug beginnen:
Vor vielen vielen Jahren, wenn ich es so großväterlich sagen darf: Als ich noch jung war, da kamen Spiele ohne Tutorials und ohne große Hilfen. Welche Taste was bewirkte, das musste selbst getestet werden. Wenn ich an Fortress of Fear (GameBoy), Turtles 3 (GameBoy), Mega Man 2 (NES) oder auch zum Beispiel das allererste Resident Evil (PlayStation und PC) denke, da erinnere ich mich an schwere Zeiten in Spielen, die mich nicht loslassen wollten.
Das "das muss doch irgendwie gehen"-Gefühl war damals für mich geboren. Der Ehrgeiz eine Aufgabe zu schaffen, ohne die vorhandenen Ressourcen auf zu brauchen, immernoch für die kommende schwierigere Aufgabe gerüstet zu sein und etwas zu bewältigen, was die Programmierer aus blanker Böswilligkeit verwendet haben. Videospiele waren damals ein Test der Fertigkeiten und das oft auf absoluten Höchstniveau.
Vielleicht ist es nur mein Eindruck, aber zu letzt hatte ich doch das Gefühl, dass Spiele gerade im Vergleich zu früher deutlich leichter geworden sind, bei technisch deutlich höherem Niveau. Wenn ich an die Guide-Funktion in NewSuperMarioBros für die Wii denke, bei der einem gezeigt wird, wie man den Level spielen muss und das in einem Spiel, das im Vergleich zu alten Mario-Spielen unwahrscheinlich einfach ist, dann vermisse ich die schwere alte Zeit.
Und Dark Souls richtet sich da genau an uns: An den Spieler, der nicht gefordert, sondern geprüft werden will. An den, der sich selbst immer wieder gerne verbessern will und der weiß, dass die eigentlichen Fertigkeiten beim Menschen am Controller verbessert werden müssen und nicht nur die Werte irgendeiner Figur. An Spieler, die keine Lust auf die Samthandschuhe mehr haben. An Spieler, die sich wieder erfolgreich und erfüllt fühlen wollen, wenn sie einen Abschnitt geschafft haben. Liebe Freunde mit selbstzerstörerischen Tendenzen, dieses Spiel ist für uns.
Nur hier offenbart sich auch die wohl größte Schwachstelle dieses großartigen Werkes: Einsteiger in diese Art Spiel, werden dank Dark Souls schon an der Eingangstür abgeschmettert. Das Tutorial ist kaum aussagekräftig, sollte man nicht mit Stufenaufstiegen, Rüstungswerten, Resistenzen und anderem Fachjargon bereits vertraut sein. Und die Abwesenheit von offensichtlichen Erzählstrukturen kann schnell die Frage nach dem Sinn aufkommen lassen.
Die Frusttrationsgrenze war schnell erreicht, bei Ronny, dem Dieb, den ein guter Freund von mir ins Rennen schickte. Nachdem die zwei Sätze kurze Erklärung der Charkterklasse nicht besonders hilfreich war, entschied er sich nach Aussehen der Figur für eine Klasse - mein persönliches Rollenspieltutorial war durch ihn abgeschaltet worden- und so vermutlich für eine Klasse, die seinem Spielstil nicht entsprach.
Bald reihte sich ein Spielertod neben dem anderen ein und die Frage stand im Raum, weshalb man eigentlich immer wieder den gleichen, anstrengenden Weg bestreiten musste.
Dark Souls ist nichts für Anfänger und das ist sehr schade, denn so bleibt vielen die großartige Atmosphäre dieses Spiels verschlossen. Einen hohen ansprechenden Härtegrad an zu bieten ist toll, dadurch manche Spieler auszuschließen vielleicht aber nicht die klügste Strategie.
Zusammenfassend sei nun zu sagen, dass Dark Souls ein großartiges Spiel ist, das endlich mal wieder frischen, wenn auch extrem stürmischen, Wind aufkommen lässt. Wer sich selbst mal wieder prüfen möchte, dem sei es ans Herz gelegt. Wir sehen uns dann in Lordran. Ich bin leicht zu erkennen, ich bin der, der tot irgendwo rumliegt.
Die Frusttrationsgrenze war schnell erreicht, bei Ronny, dem Dieb, den ein guter Freund von mir ins Rennen schickte. Nachdem die zwei Sätze kurze Erklärung der Charkterklasse nicht besonders hilfreich war, entschied er sich nach Aussehen der Figur für eine Klasse - mein persönliches Rollenspieltutorial war durch ihn abgeschaltet worden- und so vermutlich für eine Klasse, die seinem Spielstil nicht entsprach.
Bald reihte sich ein Spielertod neben dem anderen ein und die Frage stand im Raum, weshalb man eigentlich immer wieder den gleichen, anstrengenden Weg bestreiten musste.
Dark Souls ist nichts für Anfänger und das ist sehr schade, denn so bleibt vielen die großartige Atmosphäre dieses Spiels verschlossen. Einen hohen ansprechenden Härtegrad an zu bieten ist toll, dadurch manche Spieler auszuschließen vielleicht aber nicht die klügste Strategie.
Zusammenfassend sei nun zu sagen, dass Dark Souls ein großartiges Spiel ist, das endlich mal wieder frischen, wenn auch extrem stürmischen, Wind aufkommen lässt. Wer sich selbst mal wieder prüfen möchte, dem sei es ans Herz gelegt. Wir sehen uns dann in Lordran. Ich bin leicht zu erkennen, ich bin der, der tot irgendwo rumliegt.
Schön geschriebene Rezension =)
AntwortenLöschenÜber Dark Souls hab ich letztens erst einen "Bericht" gesehen (mal wieder bei GameOne)... Und das Spiel ist mir wegen 2 Details im Gedächtnis geblieben:
1.: Mir wär es eindeutig zu schwer (Spiele sind für mich wie interaktive Bücher - es geht mir um die Geschichte. Wie ätzend wäre denn bitte ein Buch, bei dem du alle 2 Seiten wieder ganz von vorne anfangen und jedes Wort nochmal lesen musst?!)
2.: Es wurde erwähnt, dass der "eigentlich-nicht-aber-trotzdem-irgendwie-schon-Vorgänger" Demon Souls erstmal nur für den japanischen Markt rausgekommen ist. Er entwickelte sich dann zum Geheimtipp, wurde etliche male nach USA und Europa bestellt, und irgendwann beschlossen die Spielemacher, eine "Stop importing it" Edition für USA und Europa rauszubringen. Fand ich süß ^^
... Würdest du das Spiel denn als Weihnachtsgeschenk für jemanden, der kein Neueinsteiger ist, empfehlen? Jemandem, der WoW, MassEffect, FallOut, Fable 3, etc gerne spielt...
Eine tolle Rezension.
AntwortenLöschenDie mich unschlüssig macht.
Denn grundsätzlich ist mir die zunehmende Vereinfachung, gerade in den letzten Jahren, auch aufgefallen und ich vermisse die "gute alte Zeit".
Aber ob ich mich an einem wahnsinnigmachenden Spiel versuchen soll, schaun wir mal.
An Karen:
AntwortenLöschenDanke sehr.
Ob ich es Weihnachtsgeschenk empfehle, hängt eindeutig davon ab, wie die Frusttrationsgrenze aufgestellt ist. Wenn da jemand schnell verzweifelt oder wütend wird, dann ist es vermutlich eher Strafe als Geschenk, aber für einen Spieler mit Ehrgeiz, Neugierde und auch Offenheit für neue Ansätze, dem kann ich das Spiel empfehlen.
An Citara:
Diesen Zweifel kann ich auch sehr gut verstehen und ich glaube auch, dass deshalb der große finanzielle Erfolg für From Software (Hersteller) ausbleiben wird, wenn auch kein Spiel so oft in Japan vorbestellt wurde wie dieses. (Quelle: 4Players.de)
Zum nächsten Gildentreffen bringst du deine Box mit Jay falls es sich Citara nicht bis dahin für die PS3 geholt hat. Ich will das Spiel unbedingt mal antesten. ;)
AntwortenLöschen