Lemniskate

Die Augen gehen nur schwer auf, nach einer heftigen Ohnmacht.
Sand. Dünen überschlagen sich auf ihren Vorvätern. Überrollen und zerwerfen ihre alten Strukturen, als brennend heißes Meer. Und wenn ihre Ideen sich gerade gesetzt haben, schlägt wieder eine jugendliche Düne auf, den Umstoß zu wagen.
Unruhe herrscht, in einem schnellen Lebenszyklus, geprägt von heftigster Erneuerung. Der Körper, altert mit jedem Wellenschlag, ist er eine andere Zeitrechnung gewöhnt.
Durst, tiefster und aufrichtigster, der nicht nur die Kehle trocken, sondern auch den Geist flüssig zurücklässt. Jeder Gedanke verdunstet an der glühenden Schädeldecke, doch bevor sich Wolken bilden könnten, holt sich die Wüste, was sie als ihres betrachtet.
Einzig die Sehnsucht nach nur etwas Kühle, nach einem einzigen winzigen bedeutungslosen Tropfen mag bestehen. Was der Geist nur als Sehnsucht greifen kann, da ihm für alles andere die Kraft fehlt, sind in Wahrheit glühende Eisenspitze in den Adern. Flammenpfeile, das innere Auge verdunkelnd, aber gelagertes Erinnerungsgut verbrennend.
Wenn der innerste Wunsch die Instinkte überholt, der Körper und der Geist dafür die ganze Welt opfern würden, dann ist es Zeit zu gehen. Nur einen Tropfen Wasser, nur etwas mehr Kühle.
Der Wunsch schläft ein.

Die Augen gehen nur schwer auf, nach einer heftigen Ohnmacht.
Eis. Gletscher halten sich innigst ineinander. Halten und Verankern, mit Standpunkten aus Granit an ihrem Konzepten fest. Was neu ist, wird über die Jahre hinweg vom Eis eingefressen, die Zeit ist hier der gnädigste Herrscher, beständig und zuverlässig, so gleichförmig wie der Lauf der Planeten.
Stillstand regiert, auf einem Lebenslauf, eingestellt auf vollendete Gleichförmigkeit. Der Körper, stirbt langsamer als er soll, bekommt mehr Zeit, als ihm zu steht.
Der Verlust der Zeit, nimmt dem Gedächtnis seinen Boden, jedes einzelne Abbild gefriert im Inneren, unveränderbar und konserviert für die Ewigkeit, über den Körper hinaus. Kein Wort des Widerspruchs verlässt die Lippen, die in ihrem eigenen Blut einander verfroren sind.
Versteckt regt sich der Wunsch, etwas leichte Wärme zu erfahren, die Hände aneinander zu reiben, warmen Atem hinein zu werfen. Aber der Verstand prophezeit die Finger brechend und den Atem zu dünn. Gläsern und durchsichtig wirken Haut und Haar, hungrig der Verstand nach warmen Gedanken. Doch zu tief ist alles vereist, als dass man es zu sich nehmen könnte.
Wenn der innerste Wunsch die Instinkte nicht beleben kann, der Körper und Geist die Welt nicht mehr erkennen, dann ist es Zeit zu gehen. Nur etwas mehr Wärme, nur einen warmen Bissen.
Der Wunsch schläft ein.

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