Perfect Game: Die Badass-Ränge aus Borderlands 2


Ich denke, dass wir keine besonders passende Übersetzung für "Badass" im Deutschen haben. Knallharter Typ spucken diverse Wörtbücher und Online-Hilfsmittel aus. Das mag inhaltlich den Kern treffen, aber im sprachlichen Klangbild gar nicht. Bösarsch klingt aber auch katastrophal, daher behalten wir Badass einfach im englischen Original.

Wann ist ein Videospieler, wann ist eine Videospielerin ein Badass? Das ist einfach! Wenn sie etwas besonders cooles geschafft hat. Ob mit Absicht, Skills, Plan oder durch Zufall, ist dabei eigentlich schon egal. Hauptsache es war extrem ansehnlich, extrem radikal und extrem extrem. Zum Beispiel von einer Ölplattform zu springen, die über einem ausgetrockeneten Meer liegt und deshalb eher einem Hochhaus gleicht, ohne sich dabei zu verletzen. Lass das alte rostige Ding dabei noch explodieren und wir sind im härtesten Kern der Kunst der Badass-erei. Aber auch kleinere Dinge können ganz schön Badass sein, werden sie konstant betrieben. Zum Beispiel Kopfschüsse mit Schrotflinten.

So, oder so ähnlich muss die Definition für die Badassränge bei Borderlands aussehen. Da gibt es nämlich Stufenanstiege als Badass, wenn der Spieler ganz unterschiedliche Dinge mit seiner Figur im Spiel erledigt. Ob es dabei Aufgaben der Erkundung, Fertigkeiten oder versteckte Gimmicks sind, ist ganz egal. Wichtig ist, dass Badassränge in Borderlands eine sehr wichtige Funktion erfüllen, die vielen aktuellen Spielen von großem Nutzen sein könnte.

Früher war das irgendwie ein größeres Thema, vielleicht weil die Hersteller von ihren Erfolgsserien nicht jedes Jahr einen neuen Ableger veröffentlicht haben, aber was ist eigentlich aus der Wiederspielbarkeit von Videospielen geworden?
Nicht viel, wie es scheint. Ich merke es ja bei mir. Noch nie zuvor habe ich soviele Spiele nach dem Beenden in Zahlung gegeben, wie in den letzten Zwölf Monaten. Und das liegt nicht an den üppigeren Gelegenheiten die Spiele los zu werden. Die gab es schon immer reichlich für mich. Es liegt einfach daran, dass mir klar war, dass ich Assasin's Creed Black Flag oder auch Sunset Overdrive nach einmaligem bewältigen der Geschichte nicht mehr anrühre.

Und das waren extrem gute Spiele. Sensationell gut. Spielerlebnisse, die ich nicht missen wollen würde. Aber halt auch Scheiben, die ich im Regal nicht ver-missen werden, weil ich sie so bald nicht wieder eingelegt hätte. Der Mehrwert im Einzelspieler hatte sich aufgebraucht. Und der indikative Spaß im Multiplayer hatte sich einfach nicht eingestellt, so dass die Bindung ans Spiel einfach zu gering war. Ich kann nicht mal genau sagen, warum das passiert ist, aber es muss einen Grund geben, warum ich ja andere Spiele doch nochmal an mache, obwohl ich sie schon beendet habe!

Borderlands 2 war eines dieser Spiele, die mich immer wieder zurück geholt haben. Vielleicht war der Trick, dass es mehrere spannende Spielerklassen gab, die ich mal ausprobieren wollte? Obwohl die Wahl der Figur an der Geschichte nichts ändert. Und die hatte ich sehr sehr ausführlich mit Zer0, dem coolen Auftragskiller, erkundet. Aber irgendwie hat es mir nichts ausgemacht, das Ganze nochmal in Angriff zu nehmen. Erklären wir also nochmal, was die Badassränge eigentlich bewirken.

Die Ränge selbst sind nur ein beliebiger Sammlerwert. Eine Hilfe für Leistungs- und Achievement-Jäger. Für diese Ränge gibt es aber immer mal wieder Punkte, die investiert werden können. Und zwar in Verbesserungen der Spielfigur. Allerdings nicht in deren Fertigkeitenbaum, sondern prozentuale Aufwertungen typischer Standardfertigkeiten. Zum Beispiel der Betrag des Nahmkampfschadens. Oder die Chance auf kritische Treffer. Oder die Laufgeschwindigkeit.

Was cool war, denn so konnten ein paar Schwachstellen ausgemerzt, Stärken weiter ausgebaut und die Figur dem eigenen Stil angepasst werden. Zu mindest in Teilen, denn es gab da einen Haken: Welche Fertigkeit erhöht werden kann, suchte sich nicht der Spieler aus. Es gab eine zufällige Auswahl aus fünf Eigenschaften, aus der eine dann gewählt werden musste. Eine Garantie, dass beim nächsten Mal die gewünschte Fertigkeit dabei ist, gab es also nicht.

Ein Manko, dass ich aber gut und gerne verkraften konnte, da ein Vorteil der Badassränge überwog: Die gesammelten Verbesserungen galten nicht nur für die Figur, mit der die Ränge verdient worden waren, sondern für alle Charaktere, die einem Spieler zugeordnet sind. Anders gesagt: Erhöhe ich den Nahkampfschaden für eine Figur, werden alle meine Charaktere darin besser. Und das ist vielleicht nicht der Schlüssel zur Wiederspielbarkeit, aber es ist nachhaltig.

Meine unzähligen investierten Spielstunden sind nämlich nicht umsonst gewesen, sondern tragen zu meinem Gesamtspielerlebnis bei. Und so lohnt sich plötzlich jede Minute in jedem Spielstand. Selbst der angebröselte sporadische Zock bei einem Freund brachte mir ein paar Boni ein, da durch die online Anbindung auch die Spielstände dort für mich arbeiteten. Es war also eigentlich unmöglich Borderlands zu spielen, ohne nicht auch meine Figuren zu verbessern.

Natürlich würde dieser Effekt nicht für alle Spiele auf die gleiche Art funktionieren, aber witzigerweise hat eines meiner Sorgenkinder, die Sportsparte, schon mal ein ähnliches System bemüht. Und zwar im Bundesligamanager. In der Zahlen und Statistiken-Schubserei für absolute Fußballnerds, konnte der selbst benannte und erstellte Trainer immer und immer wieder für neue Spielstände gewählt werden. Seine erworbenen Level - deren Erwerb deutlich heimlicher Ablief, als die Badassränge - behielt er aber. Wenn ich also in einem Spielstand den FC Castrop-Rauxel in die erste Bundesliga geschoben hatte, war ich für Fussballverhältnisse ein ganz schöner Badass. Und wenn ich dann in einem neuen Spielstand eher Lust auf die spanische Liga hatte, eilten meine Fertigkeiten mir als Ruf vorraus.

Eine wichtige Sache: Nicht meine Figur wird wertvoll gemacht, sondern ich und meine Leistung werden veredelt bzw. anerkannt. Und vergangene Spielzeit und Leistungen in ihrer Wertigkeit zu verlängern kann ich mir für viele viele Spiele vorstellen. Sei es in Rollenspielen, wo der Start in einen neuen Spielstand halt dadurch begünstigt wird, dass Effekte von vorherigen Durchgängen zu tragen kommen oder auch in Rennspielen, wo ich es durchaus dankbar fände, wenn erworbene Fahrzeuge gerade in fortlaufenden Rennserien weitergetragen werden könnten oder zum Beispiel wenigstens Rabatte geboten werden. Ja Forza, ich schaue da streng in deine Richtung!

Natürlich müsste eine solche Option für faire ebenbürtige Multiplayermatches abschaltbar sein, aber auch das war sie bei Borderlands 2, auch wenn hier eher auf die Speedrunner geschaut wurde, bei denen natürlich nur die Leistungen innerhalb eines einzelnen Laufs berücksichtigt werden können.

Badassränge gehören in alle Videospiele, denn wer in einem Spiel ein Badass ist, egal wie kurz, sollte dafür honoriert werden. Sei es mit kosmetischen Gegenständen oder Leistungsverbesserungen, hauptsache Spielleistung wird nicht entwertet.

Alle Bauteile fürs perfekte Spiel:

Kommentare

  1. Gibt es diese Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit durch Festhalten von (alten) Erfolgen durch Achievements allerortens oder Ränge auf Plattformen wie Steam nicht schon? Da fehlt halt nur die Belohnung dafür, von eben dem Level bei Steam habe ich nichts, ausser dass Andere erkennen können, wie lange und was ich spiele.

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    1. Das ist aber keine Spielnachhaltigkeit. Es sind halt nur Orden. Außer der Ausstellung haben sie keinen Nutzen. Und genau darum geht es mir: Verbrachte Spielzeit sollte auch in der Spielzeit einen Nutzen erbringen.
      Steam bietet ja auch diese "Karten" an, die an die Achievements geknüpft sind und bei vollständigen Sets Rabatte auf Spiele bieten etc. Aber das ist halt eine Qualität des Anbieters und nicht der Spielwelt.

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  2. Das könnte ja etwas für mich sein. Ich mag es ja, wenn ich irgendwann als "Held" oder was auch immer, relativ leicht durch die Welt stapfen kann, ohne das mich was umhauen kann... (Fallout... *hust*)

    Annähernd ist es in Diablo 3 ja auch so... die Paragon Stufe dort, können alle Chars nutzen. Wenn ich einen neuen erstelle, bekommt er schon ordentlich Punkte um diverse Eigenschaften aufzuputschen... Somit ist es irgendwann möglich gleich mit einem neuen Char in schwierigeren Stufen zu beginnen.

    Bei Star Trek Online gibt es für jeden Furz irgendeine Auszeichnung. Und oft einen Titel. Ich habe soviele teils Absurde Titel zur Auswahl, das es schon leicht unüberschaubar wird. Oft auch mit kleinen Boni verbunden, die aber festgelegt sind. Leider nicht auf andere Chars wirkend, was in dem Spiel wohl aber auch fehl am Platz wäre...

    Bin ja mal gespannt, ob irgendwann DAS perfekte Spiel herauskommt... :-)

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