Friend in Need #6 - Fonfurenf

"Mister Fin, kommen Sie und setzen Sie sich, sie müssen meinen genialen Ausführungen folgen." Ich ging in mein Wohnzimmer in dem Stark falsch herum auf einem meiner Stühle saß. Also in dieser Macho-Stuhllehne-zwischen-den-Beinen-Pose. "Oder störe ich Sie gerade?" Bevor ich ja sagen konnte – Und ich hatte immer noch die Tausend Dollar in der Hand – "Ist auch egal. Hören Sie sich einfach mal meine Überlegungen an." Ich setzte mich.

"Ich bin nochmal alles durchgegangen. Ihre Handydaten, den Beobachtungsbericht der Shield-Agenten, die Videoaufzeichnung unserer Begegnung im Stark-Tower, ihre Krankenakte, ihre psychologischen Eignungstests die im Studium mit ihnen gemacht wurden, ihre Amazon-Bestellungen und ihre Browserchronik sowieso." Dann stockte er kurz- Ich glaubte, weil ihm bewußt wurde, wie ekelhaft es war, dass er all diese Daten von mir durchsehen konnte – Um einen sehr mittelmäßigen Witz zu machen: "Keine Pornographie, sehr beachtlich. Ihre Freundin wäre stolz auf sie." Ja, total. Kann ich ihr ja erzählen.
"Ja, auch ihre Kontakte habe ich überprüft. Freunde, Familie, Nachbarn, alles. Und wissen sie, was ich heraus gefunden habe."
"Vermutliff ja, ift immerhin mein Leben daff fie da auffpionieren!"
Schneid. IMMER im falschen Moment. Und so spannte ich schon wieder mein Gesicht an, um den Treffer nicht so hart zu kassieren. Tony Stark hob seine Faust, aber nur um mit dem Zeigefinger auf mich zu deuten: "Sie haben Schneid. Das gefällt mir." Das entspannte mein Gesicht, aber die Lage nicht. Vorallem nicht, da mir bewußt wurde, dass er meine Browserchronik durchsucht hatte, ich aber darin auch das Batman-Logo gesucht hatte. Das könnte ein Problem werden.

"Ich habe nichts gefunden. Sie sind vermutlich einer der normalsten Bürger, die es überhaupt gibt. Und nichts auf der Welt spricht dafür, dass sie in irgendwas seltsames verknüpft sind und schon gar keine Gefahr sind. Sie sind kein Supergenie, haben nie an einem fragwürdigen Forschungsprojekt teilgenommen, arbeiten auch nicht für eine Firma die auf unserer Beobachtungsliste steht. Alles sieht so gut aus."
Da stimmte was nicht. Er machte zwar auf Gutwetter, aber da bahnte sich etwas an. Was übrigens tatsächlich auch für das Wetter stimmte, denn es wurde draußen ein wenig grauer und rauchigerer, als New York normalerweise schon ist.

"Wissen sie noch, was ich gesagt habe, was das Geschäft belebt?" Konkurenz wollte ich sagen, aber mit meiner damaligen Kiefersituation kam nur ein klumpiges "Fonfurenf!", raus, was mir wirklich nicht half, um auch nur ein wenig Gewicht in diesem Gespräch zu gewinnen.
"Sehr richtig. Fonfurenf.", schelmte Stark über meine Situation und schaltete aber wieder auf ein recht ernstes Gesicht zurück. "Ich bin ja eher ein bescheidener Typ, aber ich sage ihnen, ich bin einer der intelligentesten Menschen der Welt. Das ist immer leicht zu erkennen, wir Genies haben meist einen sprechenden Computer und irgendein cooles mechanischer Gefährt. So wie Stephen Hawking." Für einen von den Guten, machte Tony Stark ziemlich geschmacklose Witze. "Und wir Genies gehen halt, ebenfalls vollkommen bescheiden, davon aus, dass es ein gewisses Maß an Intellekt braucht, unsere Erfindungen zu verstehen." Ich saß wie ein begossener eingeschüchterter Idiot auf meinem Sofa und ehrlich gesagt bereute ich ein wenig, dass Batman in meine Küche gekracht war. Ich wusste nichts über ihn, hatte aber schon reichlich Ärger. Wie sich heraus stellen sollte, war ein gewisser Grad an Ärger Pflicht in der Nähe von Helden.

"Da jetzt aber ihr Handy vor kurzem von meinen Überwachungsmonitoren verschwunden ist und seit dem ich diese Wohnung betreten habe und sie auf ihrer Alarmanlage rum gedrückt haben, ich keine Verbindung mehr zu meinem Computernetzwerk habe, belebt mich das auch ganz schön. Denn offensichtlich habe ich hier Konkurenz." und dabei lächelte er, vollkommen unangemessen. Ich versuchte mich in ihn zu denken, auch weil ich mich in mir gerade nicht besonders wohl fühlte.
Da saß nun dieser hochintelligente Superheld mit scheinbar unbegrenzten finanziellen Möglichkeiten und wusste nicht genau, mit wem er es zu tun hatte. Dieser Mensch da hat schon Dimensionsrisse erlebt, ist durch die Zeit gereist und hat unzählige Male unerklärbare Phänomeme untersuchen dürfen, die aus heiterem Himmel auftauchten und jetzt saß er hier und konnte eigentlich nicht wissen, ob er sich nicht auch in Gefahr befand. Es konnte ja nicht sein, dass man den Superschurken ansah, ob sie nun einer waren oder nicht.
Aber Tony Stark lächelte. Weil er ein Spieler war. Er wusste vielleicht alles über kausale Beweisführung, Statistik und war ein Mann der Wissenschaft, aber doch verlies er sich auf sowas wie Glück oder Intuition. Plötzlich fühlte ich mich gar nicht mal mehr so sicher in einer Welt, die möglicherweise aus dem Bauch heraus verteidigt wurde.

Stark wartete darauf, dass ich passend reagierte oder etwas spannendes tat, aber ich zuckte nur mit den Schulter. "Waf follen fie hören? Iff bin nur ein Piffabote.", sagte ich und beschloß Batman weiter zu schützen. Ich glaubte aber nicht, dass mich Schweigen weiter bringen würde. Ich wusste aber auch nicht so recht weiter. Was würde Batman tun? Ach, pfeiff auf diese blöde Frage. Was würde Steward Fin tun?

"Wiffen Fie, Mifter Ft...Ftark" - Der Name viel mir besonders schwer - "Fielleifft kann iff ihnen fagen waf lof ift." 

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