Gesprächsstoff #002 - Das Essen mit einem Klon
"Angenommen du würdest mit einem
exakten Klon deiner selbst zu Abend essen – glaubst du ihr würdet
eure Gesellschaft genießen?"
Jan:
Nicht, weil ich irgendwie ein schlimmer
Mensch wäre – Ich glaube beobachten zu können, dass ich die
meiste Zeit am Tag ziemlich erträglich bin – Sondern weil ich
befürchte, dass mir meine eigene Medizin nicht schmecken würde.
Seit einiger Zeit hat sich meine Art zu kommunizieren verändert. Ich bemühe mich viel stärker, empathisch zu sein. Das bedeutet die eigene Meinung in den Hintergrund zu stellen und sich auf die Gefühlslage und die Gedanken seines gegenüber einzulassen. Dabei hilft es nicht, Ratschläge zu geben und Anekdoten zu erzählen, am besten geht es, wenn mensch offene Fragen stellt, die das Gegenüber auch zur Auseinandersetzung mit sich selbst bringen.
So gut das ganze aber auch gemacht und gemeint sein mag, bekomme ich immer mal wieder das – freundschaftlich vorgetragene – Feedback, dass mein Gegenüber ausrastet, wenn ich jetzt noch eine Frage stelle. Das hinterlässt mich oft etwas ohnmächtig. Wenn ich nun am Tisch mir selbst gegenüber sitzen würde, wäre ich ebenfalls der Mauer aus Fragen ausgeliefert, während ich vermutlich selbst auch versuchen würde, per Fragen empathisch das Gespräch zu führen. Natürlich ist Interesse gut, aber wenn wir uns Beide dann nichts Erzählerisches anbieten können, verschiebt sich alles in ein schiefes und seltsames Verhör.
Seit einiger Zeit hat sich meine Art zu kommunizieren verändert. Ich bemühe mich viel stärker, empathisch zu sein. Das bedeutet die eigene Meinung in den Hintergrund zu stellen und sich auf die Gefühlslage und die Gedanken seines gegenüber einzulassen. Dabei hilft es nicht, Ratschläge zu geben und Anekdoten zu erzählen, am besten geht es, wenn mensch offene Fragen stellt, die das Gegenüber auch zur Auseinandersetzung mit sich selbst bringen.
So gut das ganze aber auch gemacht und gemeint sein mag, bekomme ich immer mal wieder das – freundschaftlich vorgetragene – Feedback, dass mein Gegenüber ausrastet, wenn ich jetzt noch eine Frage stelle. Das hinterlässt mich oft etwas ohnmächtig. Wenn ich nun am Tisch mir selbst gegenüber sitzen würde, wäre ich ebenfalls der Mauer aus Fragen ausgeliefert, während ich vermutlich selbst auch versuchen würde, per Fragen empathisch das Gespräch zu führen. Natürlich ist Interesse gut, aber wenn wir uns Beide dann nichts Erzählerisches anbieten können, verschiebt sich alles in ein schiefes und seltsames Verhör.
Dazu würde es auch sehr von meiner
Tagesbestform abhängen. Denn ich habe immer mal wieder Phasen, in
denen ich mich selbst überhaupt nicht ausstehen kann. Es ist mir
dann unverständlich, wie Menschen mich mögen oder vielleicht sogar
lieben können. Meine Eigenschaften und Launen empfinde ich dann als
störend und bemühe mich darum, den größtmöglichen Abstand zu
meinem Umfeld einzuhalten, weil ich Angst habe, etwas Verletztendes
zu sagen oder aufrichtig von ganzem Herzen panne zu sein. Ich kann
mir nicht vorstellen, dass an so einem Tag ein Treffen mit meinem
exakten Klon gut ausgehen würde, selbst wenn er bessere Laune als
ich hätte. Klar, er würde mir empathisch zu hören, aber ob ich
mich darauf dann einlassen könnte, steht auf einem ganz anderen
Blatt. Vermutlich fände ich es aber dann deshalb trotzdem sehr
spannend, mit mir am Tisch zu sitzen: Ich würde gerne mal unter
realen Bedingungen sehen, ob ich mich selbst aus diesen Launen und
Phasen herausziehen kann.
Malte:
Ich glaube, ein Abendessen mit einem mir völlig identischen Klon wäre unfassbar langweilig. Ich bin ein Mensch, der es sehr zu schätzen weiß, sich anschweigen zu können, ohne dass es unangenehm wird.
Ein Abendessen zwischen zwei Maltes würde also so aussehen, dass wir schweigend unser Essen vertilgen, danach vielleicht noch gemeinsam etwas zocken und dabei weiterhin einfach die Klappe halten. Es fällt mir manchmal sehr schwer, aus eigenem Antrieb von meinem Tag zu berichten, wenn nicht irgendein besonderes Stichwort gegeben wird. Wäre mein gegenüber ich selber, würde dieses Stichwort allerdings nicht kommen. Die Wahrscheinlichkeit, große Erkenntnisse über mich selbst zu erlangen, schätze ich also als sehr gering ein.
Konfliktpotential würde es höchstens dabei geben, dass wir nicht Beide den selben Charakter bei Mario Kart auswählen könnten und irgendeiner von uns würde sich enorm aufregen, mal nicht zu gewinnen. Vielleicht wäre es also eine ziemlich blöde Idee, nach dem Essen noch gemeinsam vor der Konsole zu hocken, auch wenn das Unterhaltungspotential für andere Menschen nur so auf ein erträgliches Level gehoben werden würde.
Konkret gesagt: Würde ich so einen Abend genießen? Ich glaube, es wäre mir egal, ob ich alleine oder mit einem zweiten Ich im Zimmer wäre. Genuss würde da nicht aufkommen. Dazu sind mir ein paar Unterschiede im zwischenmenschlichen Kontakt einfach zu wichtig.
Tobi:
Kommt drauf an, was es zu Essen gibt ;-)
Nein, keine Ahnung. Ich kann natürlich nur mutmaßen. Allerdings bin ich zwiegespalten.
Auf der einen Seite glaube ich, dass es angenehm ist mit jemandem unterwegs zu sein, bei dem ich kein schlechtes Gewissen haben muss, dass ich zu viel von meiner Arbeit und der Bahn rede.
Auf der anderen Seite: Wenn ich mit meinem Klon rede (also mit mir selbst), dann weiß ich das ja schon alles und kann mir nichts Neues erzählen.
Und wer mich kennt weiß: Ich bin unfassbar schlecht was Smalltalk angeht. Dieses unangenehme Schweigen passiert mir jetzt schon zu oft. Kaum vorzustellen wie es wäre, wenn ich dann mit mir reden müsste.
Es würde wohl so enden, dass wir beide uns so lange Bier reinschrauben, bis wir Beide voll sind, wie ein Schwamm. Dann könnte es wohl ganz lustig sein, auch wenn ich mich spätestens am nächsten Morgen schlecht fühle, weil ich so viel getrunken habe und bestimmt wieder irgendeine Scheiße gebaut habe. Und sei es nur, dass ich noch lauter rede, als so schon.
Oder, was auch gut sein könnte, dass wir Beide uns einfach aufs Sofa klatschen und beim genüsslichen Bier entspannt eine Runde Reggae hören.
Ergo: So lange nicht geredet wird, ist's bestimmt ganz nett. Aber kein Vergleich zum Essengehen mit Leuten, die ich wirklich gern habe. Wie etwa dem restlichen Team des Blogs ( <3 )
Andy:
Ehrlich gesagt, glaube ich: ja. Ich müsste mir keine Gedanken machen, ob es meinem Gegenüber tatsächlich schmeckt oder er sich wegen etwas unwohl fühlt.
Außerdem wäre es fürchterlich interessant mich selbst dabei zu beobachten, wie ich esse oder mich im Gespräch verhalte. Wie ist meine Gestik? Wie meine Mimik?
Und das heißt mein Klon würde das genau so sehr genießen wie ich und niemand müsste ein schlechtes Gewissen haben. Außerdem wäre das eine perfekte Möglichkeit ein paar Punkte auszudiskutieren, bei dennen ich mir noch nicht sicher bin. Ich sehe meistens beide Seiten der Medalien und so eine Diskussion wäre bestimmt hilfreich um ein paar Dinge einmal richtig zu durchdenken. Ich habe gerade darüber nachgedacht, ob das ein guter Podcast wäre, aber wahrscheinlich würden wir so schnell reden, das niemand anders etwas verstehen würde. Wahrscheinlich würden wir uns irgendwann auch im Kreis drehen. Ich brauche in Diskussionen auch eine andere Sichtweise und neuen Input, in zu einem wirklich validen Ergebnis zu kommen.
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"Gesprächsstoff"
ist eigentlich eine so genannte Talkbox. Mit Fragen, die zum Gespräch
anregen, weil sie nicht so aufgebraucht sind wie andere. Wir nutzen ein
paar der Fragen des Basis-Sets, um unsere Gespräche hier im Blog
anzuregen. Denn als Blogteam sind wir eigentlich in einer
Kennenlernphase, wo es natürlich darum geht, herauszufinden, wer die
anderen so sind. Aber wir wollen natürlich auch gerne mit euch sprechen
und diskutieren, die Anreize nutzen und von euch neue Impulse bekommen.
Also geht die Eingangsfrage natürlich auch an euch und wir freuen uns
auf eure Kommentare.
Ja, das ist sehr interessant und lustig zugleich,auf solche Gedanken musst du zuerst einmal kommen,ich bin erstaunt, wie jeder Einzelne von ihnen, so glasklar Stellung dazu beziehen kann, während ich hier sitze und am Abwägen bin,obwohl, wenn es nur um ein Abendessen mit mir ginge, ohne das Teilen meiner Freunde, sie hat ja dieselben Freunde, Kinder, Ehemann, oder hat man uns wirklich geklont, wie das Schaf Dolly, ihr merkt, ich bin unsicher, also jetzt gehe ich davon aus,mich gibt es genauso für einen Abend zweimal, ich geh mit mir essen, ja, eindeutig lustig, ja, stellt sich schon mal die Frage, wer lädt wen ein,mit mir essen gehen, kann teuer werden,dann kommt ja schon das erste Problem, wer hōrt mir zu, halte ich dann wenigstens mal meinen Mund, weil ich mich ja kenne und alles von mir weiß, langweiliger Abend, aber Moment, ich weiß, das ich ich bin, also, kann ich mich wenigstens mal genauer ansehen, verfälscht allerdings meine Begegnung mit mir,ich wirke auf mich ja ganz anders, wenn ich stillschweigend zweimal am Tisch sitze, also ja,zu meinem persõnlichen Date,aber ein genussvoller Abend mit mir selbst,doch eher nein,je mehr ich überlege desto sicherer werde ich, aber, sollten wir, {also ich mit mir},uns gegenseitig unterhalten,könnten wir uns ja nicht zuhören,also mitnehmen zum Essen, das würde ich mich auf jeden Fall, da ich nicht gut alleine sein kann, quasi als Notlösung, was ist das interesant,danke für solch ein schönes Thema. Lb. Grüße A1
AntwortenLöschenSehr gerne. Wie du siehst, waren wir selbst ja auch nicht eindeutig im Klaren darüber. Es gibt sehr vieles zu erwägen.
LöschenHui die Vorstellung ist interessant. Ich glaube ein Gespräch mit mir, einem Menschen mit ohnehin schon sehr hohem Wortanteil, wäre etwas anstrengend. Da würde ja keiner von uns beiden zu Wort kommen :D Andererseits sehe ich das ähnlich wie Andy: Die Vorstellung, mich selbst mal analysieren zu können, mich mal neutral von außen zu sehen, das fände ich sehr spannend. Dennoch würde mir ein fremder Input fehlen. Ich finde es zwar mitunter toll, über die Themen reden zu können, die mich interessieren, aber auf Dauer ist das bestimmt furchtbar langweilig.
AntwortenLöschenWorauf man wohl kommt, wenn mensch nur mit sich selbst reden kann? Wir sind ja von Natur her auch kreativ.
LöschenJa,da ist wirklich noch Vieles im Unklaren,zumal das Treffen mit seinem jeweiligen Gegenüber unterschiedlich verstanden wird,wo Einige denken, sie könnten sich miteinander unterhalten,dachte ich, dass mein Gegenüber mein echtes Spiegelbild von mir sei, ganz im Reinen mit seinem Gegenüber findet sich Tobi,vertraut in sich, im Einklang mit seinem Beruf und sein Gegenüber unterhält sich doch dann auch nicht so viel,gemütlich, noch ein Bierchen,was will man mehr, so einfach in sich ruhen, das ist eine Eigenschaft, die ich zum Beispiel beneide,die hat nicht jeder, Jan,so empfinde ich, macht sich vor seinem eigenen Date richtig Gedanken, er geht sogar nicht nur mit sich selbst ins Gericht,er möchte nicht nur vor sich selbst bestehen, er bereitet sich schon sehr sorgfältig vor, und wägt schon ganz genau ab,fühlt man sich sicher,da sein Gegenüber es ihm ja gleich tut,Andy freut sich, sich selbst einmal beim Essen und Trinken zuzusehen, ja,lustig, das würde ich gerne auch mal bei mir sehen,wäre ja mit einem echten Spiegel machbar,komisch, hat man sich in der Realität doch noch nicht getraut, ja aber Malte fühlt sich doch wohl mit Malte, er schweigt doch genauso gerne,ich sehe Vieles oder Manches manchmal falsch oder anders, sicher aber ich denke, dass eigentlich jetzt schon ein erstes Resumee zu erkennen ist,so unbedingt begeistert von seiner eigenen Einladung ist doch niemand von uns,so ganz toll finden wir das doch alle nicht, dass unser Date langweilig würde,war die eigentliche Befürchtung, dennoch folgen wir alle unserer eigenen Einladung,wir geben ums keinen Korb,und wenn wir auch manchmal uns selbst nicht mehr verstehen, geben wir unsuns doch selbst alle eine Chance, zeugt schon mal von Anstand, den wir besitzen,jeder von uns hat hier mehr oder weniger seine fûr sich geglaubten Unarten geäußert,macht sympatisch, zeugt von Offenheit und Ehrlichkeit,Menschlichkeit,und verdammt
AntwortenLöschenIn diesem Blog die Überheblichkeit und man erkennt dadurch, darin das Schöne im Menschen, und
das Thema ist interessant,der Gedanke lustig,spannend und dennoch nachdenklich, aber trotzallem sehr lehrreich,,es wäre doch denkbar, daß in Gedanken unser Gegenüber sich zumindest im Tramum einmal bemerkbar macht und uns in die jeweilige Richtung bei unseren alltäglichen Sorgen lenkt,wäre vielleicht ein kleines Dankeschön für unsere großzügige Einladung mit uns selbst, so als kleine Anerkennung eben.lb.Grüße A1 Macht weiter so!
Danke sehr! Wir bemühen uns selbst, einfach nur über die Dinge zu reden, die wir spannend finden. Auch für uns ist das immer Einblick in die Seele der anderen, die wir gar nicht mal soooo gut kennen. Und wenn doch, dann festigt sich eine Facette oder eine neue entsteht. Das macht es spannend für uns.
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