Stadt ohne Drachen

Im Bus stehen morgens immer nur triste Gesichter. Leere Augen, ohne Glanz. Nicht mal ein wärmendes Feuer glüht in ihnen auf. Ein Blick zum Fenster heraus, zwischen Wolken, in den Himmel. Ein kleiner Schatten saust vorbei.

Wäre es doch nur ein Drache.

Im Senkflug will er das Stahlross der so genannten Zivilisation zerstören. Fauchend und brennend stürzt er auf den Bus zu. Dicke Verwaltungsangestellte spannen Armbrüste und eine Putzfrau stößt schwertschwingend ihren Kampfschrei aus. Die Augen brennen infernal und todesmutiges Lächeln steht ihnen im Gesicht.

Im Büro wieder nur Aktenberge und ständig ruft das Telefon mit belanglosen Fragen. Mails mit Problemen, die eigentlich keine sind. Das Blut in den Adern kribbelt nur, weil sie eingeschlafen sind. Ein lautes Seufzen zieht vorbei.

Wäre es doch nur ein Drache.

Im Keller seid Jahren eingesperrt, frisst er jeden der ihm begegnet. Sein Feuer heizt im Winter auf. Ein rollender Donner knurrt aus seinem Magen. Ein Azubi greift zum Speer, ruft seine Freunde mit zum Kampf. Der Keller wird von dieser Bestie wohl befreit. Adrenalin spült durch die Adern und die Kampfeslust klingelt im Herzen.

Der Fernseher spricht und der Computer summt. Das flackernde Bild brennt unwichtige Informationen in den Kopf. Der Körper liegt schwer im Polster, fest verkeilt. Ein stumpfer Blick geht die Mattscheiben entlang. Ein kleiner Lichtblitz zieht vorbei.

Wäre es doch nur ein Drache.

Lauert glühend vor der Tür; will die Welt im Feuer sehen. Schnaubt Funken in den Raum und freut sich auf das Lichterspiel der Zerstörung. Ehepaare greifen Äxte und steigen aus ihren Garnituren. Mit Schild und Stab dem Unheilbringer entgegen. Lachend begrüßt der Drachen die gerüsteten Streiter.

Der Fernseher und die Lichter gehen aus. Es geht raus, in eine Stadt ohne Drachen.