Mein Schiff ist nicht schön

Die Planken morsch, vom Salz der Meere angerostet,
Auf dass es viele Nächte kostet,
Sie mit neuem Holz zu verschlagen.
Neues Holz gibt es nur an besseren Tagen.

Wenn die Winde stark im Rücken stehen
Und voll in gemachte Segel wehen,
Doch der Stoff ist vom Sturm zerfressen.
Mein Schiff ist nicht schön, einsam und vergessen.

Kein Hafen ist am Horizont im Blick,
Das Ruder verklemmt im Schlick
Und alles was noch fließt und bleibt,
Ist salziges Wasser, das sich am Bug aufreibt.

Mein Schiff ist nicht schön, schmucklos schlicht geschaffen
Gevatter Tod war lang gekommen, die Mannschaft hinzuraffen.
Ein Geschöpf aus Wald und Hammerschlag
Wartet mit seinem Kapitän auf einen besseren Tag.

Mein Schiff ist nicht schön, der Kiel schlägt Leck.
Vor dem Sinken schützt uns nur stopfender Dreck,
Der auch mir tief in den Poren sitzt.
Die Reling und das Deck zerschlagen und zerritzt.

Wenn wir untergehen, nehme ich es hin.
Das Meer hat seinen eigenen Sinn,
Dem es nicht lohnt zu wehren.
Mein Schiff ist nicht schön; lässt sich von der Flut verzehren.

Kommentare

  1. Hm, das Gedicht lässt viel Spielraum für eigenes Denken, gefällt mir gut. Ganz besonders die 5. Strophe. Gut gelungen.

    Die besonders langen Verse wirken wie immer ein wenig störend.

    „Planken morsch, vom Salz der Meere angerostet“ – Planken können rosten? Da sie offenbar aus Holz sind, stell ich mir das schwierig vor ;)

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  2. Anonym17.3.11

    im der poesie kann alles rosten.. ansonsten gebe ich Dir recht, Citara.
    in der kürze liegt die würze, arbeite ich als oberste maxime immer dran, aber erst in der überarbeitung; man glaubt nicht, was man alles "verkürzen" / präzisieren kann, das ist das schöne an der deutschen sprache; ist aber nicht immer so einfach und sollte ja auch nicht auf kosten des rythmus/inhalts gehen

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  3. Anonym17.3.11

    obere nachricht hat

    Carsten

    geschrieben (hab halt nur kein "bock" mich noch irgendwo anzumelden..)

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  4. Danke für eure Anmerkungen.

    Ich bleibe bei rosten, einfach weil ich Rost mag.

    Zu den langen Zeilen: Ich lege ja nicht so viel Wert auf sauberen Rhytmus, was daran liegen könnte, dass ich so viele "klassische" Gedichte lese/gelesen habe, dass ic mich gegen diese Formen ein wenig wehre. Was auch nichts neues bei mir ist.

    an Carsten:
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  5. Ich schließe mich meinen Vorrednern an ;-)
    Dein Gedicht hat sehr viele schöne und atmosphärisch dichte Elemente. Die teils allzu unterschiedlich langen Verszeilen lassen mich manchmal stolpern. Vielleicht liegt es daran, dass du dennoch mit Endreimen arbeitest, und ich deine Zeilen daher automatisch versuche, der erwarteten Metrik zu unterwerfen. Die letzte Zeile ist m. E. am besten gelungen und hinterlässt einen guten Gesamteindruck.

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