Rezension: Establishmensch von Andy Strauß
Das Cover |
Andy Strauß, eine der Größen des deutschsprachigen PoetrySlam, hat 2009 sein erstes Buch veröffentlicht: "Establischmensch". Persönlich durfte ich ihn noch nicht kennenlernen, aber wer ihn schon ein Mal im Netz gesehen hat, weiß das er ein ganz besonderer sonderbarer Genosse ist.
Establishmensch ist dabei erfreulicherweise nicht nur eine Sammlung seiner Bühnentexte, ergänzt um Füllmaterial, sondern ein vollwertiges Buch, aber kein Roman. Erzählt wird in Episoden. Diese sind dabei in mehreren Kapiteln untergebracht, die eine thematische Trennung darstellen, denn inhaltlich stehen die Episoden nicht unbedingt im Zusammenhang und können auch jeweils sehr gut alleine funktionieren.
Mit Hilfe dieses Buches ist es einfacher, den Bühnenkünstler Andy Strauß zu verstehen, denn was sowohl im Buch, als auch auf der Bühne anfänglich nur als Verrücktheiten wie aus dem Drogenrausch wirkt, stellt sich bei genauer Betrachtung als subtile Analyse und Gesellschaftsspiegel heraus.
In seinen Geschichten über das Zusammenleben von Menschen, die alle weder besonders gut oder schlecht sind, findet man sich schnell selbst wieder, landet am Ende jeder in einem so heftig zugespitzten Wahnsinn, dass man dezent ins Schwanken kommt. Die Frage: "Leben wir wirklich in so einer Welt?" stellt man sich dann sehr schnell.
Und schnell verneint man auch, weil Andy Strauß mit dem Ekel spielt. Seine farbenfrohe Kreativität nutzt er nicht nur, um verfahrene Situationen zu schaffen, sondern auch um sie mit äußerst ungewöhnlichen und abwechslungsreichem Mord und Tod aufzulösen. Und das im großen Stil, den gestorben wird in diesem Buch ständig.
Zarten Gemütern, die in einer heilen naiven Welt leben, ist dieses Buch entweder zur Schocktherapie zu empfehlen oder ganz massiv davon abzuraten. Jedem anderen muss man aber auch diesen Zweispalt nahe legen: Es braucht schon etwas Toleranz gegenüber diesen Geschichten, um das Buch wirklich zu Ende zu lesen, aber es ist ein absolut einmaliges, wenn auch verstörendes Buch.
Da sei Andy Strauß aber Absicht unterstellt, denn verstören, das kann auch Stilmittel sein.
Ich persönlich habe das Buch mit großer Skeptik geöffnet, mit großer Ablehnung begonnen und dann mit genauso großer Neugierde zu Ende gebracht. Ziemlich zügig sogar, was auch am Umfang liegt, aber hauptsächlich daran, dass die doch durchaus erfrischende Schreibweise motiviert.
Auch wenn es nicht jedermenschs Fall sein dürfte, bin ich mir sicher, dass man so ein Buch noch nicht gelesen hat.
Besonders der Delphin in der Badewanne... tragisch, tragisch ;-)
AntwortenLöschenSchöne Rezension, Jay.