Weg zum Text: Ryus Geschichte
Der Flyer zur Winterschule 2010 |
Nur weil man selbst ein Künstler ist, heißt das noch lange nicht, dass man von weiteren Künstlern umgeben ist. Erfreulicherweise gibt es in meinem Freundeskreis Sven, dessen Künstlername "Medienwald" ist, der seines Zeichens Mediendesigner und Werbemacher ist. Vorallem der graphischen Arbeit hat er sich verschrieben. Mit einem Zeichentablett und passenden Programmen am Computer hat er zum Beispiel schon Flyer für meine Lesungen oder auch die Winterschule (siehe links) gebastelt.
Ich bin immer wieder beeindruckt, welche Möglichkeiten da so bestehen und auch neidisch, denn oft habe ich auch Bilder im Kopf, die ich auch gerne optisch umgesetzt sehen würde.
Zeichnen zu lernen habe ich aber ziemlich schnell aufgegeben. Zwar gab es damals an der Schule eine Zeit, in der ich selbst kleine Comics gezeichnet habe, sogar mit großem Fleiß, aber es war schnell zu sehen, dass meine Begabungen wohl wo anders liegen mussten.
Seit längerem sehne ich mich jetzt schon nach einem kreativen Spielkameraden und ich freue mich, ihn in Sven gefunden zu haben.
Neulich haben wir uns also getroffen, um kreativ zu sein. Den Start zu finden kann dabei ziemlich schwer sein, aber ich hatte eine Methode mitgebracht, die zum einen garantiert, dass man an etwas arbeitet, was man sonst nicht manchen würde und zum anderen auch den Start deutlich erleichtern sollte:
Das Ideenmassaker.
Eine weitere Dehnübung fürs Schreiben.
Jeder von uns hat auf kleine Zettelchen Acht Begriffe geschrieben, egal ob sinnvoll oder nicht, nur Verben wurden ausgeschlossen, und nach einem kurzen Durchmischen, hat jeder von uns wieder zwei Zettel gezogen. Aus diesen beiden Begriffen sollte also auf Svens Seite ein Bild und auf meiner ein Text entstehen. Beides sollte sich in irgendeiner Form auf unsere Begriffe beziehen.
Manchmal geht bei solchen Zufallsmethoden ja die Boshaftigkeit mit einem durch, man möchte seinem Gegenüber gerne eine große Herausforderung stellen. Aber, Karma sei dank, rächen sich solche Gemeinheiten ziemlich schnell. Natürlich habe ich meine eigenen Zettel gezogen und mich sehr schnell gefragt, weshalb ich "Hadouken" und "Ballett" überhaupt aufgeschrieben hatte.
Für die Unwissenden: Der Hadouken ist ein Spezialangriff aus der Videospielreihe StreetFighter.
Dazu einen Text zu bauen sollte eine ernsthafte Herausforderung sein, aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob Sven mit "Vor Hundert Jahren" und "einbeinig" besser dran ist.
Netterweise hatte Sven einen zweiten Arbeitplatz in seinem Arbeitszimmer zur Verfügung gestellt und Internet, so dass ich einige Begriffe nachschlagen konnte. Auf Seiten der Streetfighter und des Hadouken kenne ich mich äußerst gut aus, aber über Ballett weiß ich eigentlich nichts.
So habe ich mir also einige Wikipediaartikel durchgelesen und bald festgestellt, dass das Ballett ja von vielen strengen Haltungen und Figuren lebt und damit den klassischen Kampfkünsten kaum nachsteht. Ryu, der Meister des Hadouken, hat eine Hintergrundgeschichte bei StreetFighter, die sich relativ flach darstellt, da er nur als tugendhafter fleißiger Kampfsportschüler bekannt ist, der Jahre lang in einem Dojo gelebt hat und, zusammen mit Ken, das Shotokankarate erlernt hat. Was Ryu vor seiner Kampfsportausbildung gemacht hat, findet eigentlich nie irgendwo Erwähnung. Es wurde also Zeit zu erforschen, wer der ganz junge Ryu wohl gewesen sein könnte. Und bald war ich auf einer kurioses Reise in diesem seltsamen gemischten Tanz-Kampf-Universum und durfte diesen sonderbaren Text schreiben.
Sven ist leider mit seinem Werk noch nicht fertig geworden, aber ich war schon sehr beeindruckt. Er hat sich für eine interessante, aber auch schwierige inhaltliche Ebene entschieden, hatte er mit seinen relativ unpräzisen Begriffen ja eine größeres Feld, in dem er sich dann für eine Frauenrechtlerin entschieden hat, die sich in seiner Fotomontage der Waffen aus dem Film Planet Terror bedient. Das fertige Bild werdet ihr bestimmt auch zu sehen bekommen.
Die Zusammenarbeit zwischen Sven und mir wird keine einmalige gewesen sein, denn ich für meinen Teil war sehr begeistert von der Atmosphäre und bin gespannt, was wir noch so auf die Beine stellen.
Na da bin ich ja schon sehr gespannt! Ich finde es selbst sehr faszinierend, wie Wort und Bild sich manchmal gegenseitig beeinflussen können. Meine Schwester studiert Kommunikationsdesign, aber bisher konnte ich sie leider noch nicht zu einer "Zusammenarbeit" überreden....
AntwortenLöschenliebe Grüße,
Cara
Du entwickelst dich ja zu einem regelrechten Vereiniger der Welten. Erst der Contest zwischen dem DJ und dir, jetzt trittst du mit einem Zeichner an. Sehr schön. Es bleibt spannend. Was kommt als nächstes? Molekularküche-Poetry? ;-)
AntwortenLöschenAn Cara:
AntwortenLöschenIch bin ebenfalls sehr gespannt, aber das ist auch irgendwie der Reiz: Nicht wissen was herauskommt.
An den Träger:
Tatsächlich gab es schon Bemühungen einen Koch und PoetrySlam ins Leben zu rufen, von Pascal Hermeler, was daraus geworden ist weiß ich nicht.
Ich finde die Synergie einfach total spannend. Da kann noch einiges kommen.
Ich war mal auf einer Lesung mit Peter Peters, der sein neues historisches italienisches Kochbuch vorgestellt hatte. Die Lesung wurde begleitet von italienischem Essen in drei Gängen, während der Lesepausen und im Anschluss. Das war richtig schön in Kombination.
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