Rezension: Tron Legacy VS. Tron Legacy Reconfigured

Als damals eine Fortsetzung des Disney Films Tron angekündigt wurde, da war ich vor Vorfreude kaum noch zu bremsen.

Tron war schon als Kind einer meiner Lieblingsfilme und auch jetzt kann er dieses Status behaupten.

Als ich dann ergänzend erfahren habe, dass Daft Punk, die Großmeister der Housemusik, sich für den vollständigen Soundtrack verantwortlich zeigen, war ich das, was man so schön neudeutsch "hyped" nennt. Es gab schon im voraus gar keinen Zweifel, das hier ein Meisterwerk erschaffen wird.

Seit 2007 hatte man von Ihnen nichts mehr gehört, da hatten sie ihr sensationelles Live-Album "Alive" vorgelegt, da es aber hauptsächlich neue Versionen der alten Stücke beinhaltete, muss man sagen, dass man seit "Human after all" aus dem Jahre 2005 nichts neues mehr von ihnen gehört hatte. Die Rückkehr wurde also sehnlichst erwartet und fiel dann auch noch mit der von Tron zusammen, besser konnte es kaum noch werden, so meine erste Wahrnehmung.

Nachdem "Derezzed" als erstes Lied vom Tron Legacy Soundtrack den Weg auf Youtube fand, da war sie perfekt, die Rückkehr. Feinsinnige elektrische Melodien, die im Hintergrund Daft Punks typische verzehrte Gitarren erahnen ließen, aber trotzdem einen vollkommen frischen Sound boten. Genau so musste das klingen. Aber, musste Tron so klingen?

Wollte ich noch einen Film, der ein durchgehendes Daft Punk Musikvideo ist?

Die Antwort lautete "Nein". Tron und Daft Punk durften sich nicht duellieren, sondern mussten kooperieren. Und Daft Punk hatten noch nie einen Soundtrack zu einem Film gemacht, also bestand schon die Gefahr, dass sie auch scheitern konnten.

Beim Sehen des Films, da jagte eine Gänsehaut die andere, den die beiden Franzosen trafen immer genau den Nerv der Szenen. Jede Figur hatte ihr eigenes Thema, einen eigenen Klangteppich, aber nie drängte sich die Musik zu weit nach vorne. Diese hohe Qualität ist bestimmt dem Fakt geschuldet, dass niemand geringerer als der Filmkomponist und Veteran Hans Zimmer den Neulingen unterstützend beistand.

Auch ohne den Film, funktioniert der Soundtrack sehr gut, man merkt aber sehr schnell, dass hier kein Album mit Tanzmusik geschrieben wurde. Eher wirkt es so, als hätte eine elektronisches Symphonieorchester zum Konzert geladen, im "Adagio for Tron"dann sogar auch ein analoges.

Gar nicht mal so lange nach dem Original Soundtrack zum Film kommt mit Tron Legacy Reconfigured nun ein Remixalbum. Das ist für den Soundtrack eines Films eher ungewöhnlich, für ein Housealbum eigentlich normal. Auch wenn Daft Punk hier das Rohmaterial geboten haben, treten hier andere Künstler mit ihren Interpretationen der Originalstücke an. Und da finden sich auch einige Größen der Musikart wieder; Moby und Boys Noize seien da mal als Beispiele genannt.

Die meisten Stücke holen dabei, was nur mit der Trennung vom Film möglich ist, nach, was man vorher vielleicht vermisst hat: Die Tanzbarkeit. Reconfigured kommt schneller und rhythmischer daher, manche Stücke neigen sich auch ein wenig in Richtung des Hiphops. Texte werden dabei fast nicht eingesetzt, so dass die Natur des Originals weitestgehend gewahrt wird und die Handschrift jedes Künstlers dabei aber deutlich zu erkennen ist. 

Zu empfehlen ist das Remixalbum dabei aber wirklich nur denen, die sich vor neuen Versionen geliebter Stücke nicht scheuen. Vielleicht muss man auch Fan des Tronfilms sein, um hier ein solides Housealbum zu entdecken, denn am besten funktionieren beide Soundtracks, wenn man dabei die Bilder der Filme vor Augen hat.

Ich für meinen Teil bin aber vollkommen begeistert, gebe aber zu, dass ich auch hier den Originalsoundtrack leicht bevorzuge.

Jetzt liegt es eigentlich nur noch an Disney, den Inhabern der Rechte an Tron,  Regisseure zu finden, die zu Tron Legacy: Reconfigured jetzt einen Remixfilm drehen, in dem die bekannten Szenen in andere Genres übertragen werden.