24Stunden Poetry Slam

Ein Bericht über den Charity-Poetry-Slam am 20.01.2011 in der alten Diamantenbörse in Frankfurt.

6:00Uhr.
Der Wecker geht. Dusche, Zähne putzen, Tasche auf, Facebook, zum Bahnhof. Ein Glück, dass ich ein Frühaufsteher bin.
Ich bin aufgeregt und gespannt. Ich habe NRW bisher nicht fürs Slammen verlassen und hatte es eigentlich auch nicht so richtig vor. Aber als Pascal von Frankfurt erzählte und dass es wieder um "Poeten für Alphabetisierung" geht, da wurde ich dann neugierig und habe schlussendlich dann doch zu gesagt.

Mit dem Zug geht es erstmal für mich nach Münster, denn ich fahre mit Pascal und Dennis, dem Mensch für alle technischen Fragen, zusammen im Auto nach Frankfurt. Pascal empfängt mich übermüdet und hochmotiviert am Bahnhof und er bildet damit das genaue Gegenteil zu mir, denn ich bin topfit und vollkommen verunsichert.
Denn nicht nur, dass es vor einem vollkommen fremden Publikum gilt zu bestehen, nein, ergänzend besteht der Kader der antretenden zu weiten Teilen aus absoluten Profis. Armin "Schriftstehler" Sengbusch, Peter Janicki, Fabian Navarro, Martin Geier, Iris Schwarz und Martin Sieper. Dass auch einige weniger professionelle Slammer mit machen würden, habe ich im "Panik-Modus" immer überlesen/-hört/-sehen.


Die Autofahrt war erfreulich ereignisarm. Das Sauerland stellt sich noch als "Winter Wonderland" heraus, das Frankfurter Kreuz später als unübersichtlich, Frankfurt als Stadt ohne Parkplätze.
Die alte Diamantenbörse in Frankfurt ist ein spannender Ort. Das Gebäude soll kernsaniert werden und steht deshalb weitestgehend leer. So wie ich es verstanden habe, haben sich also einige einheimische Studenten die leere Location zu nutze gemacht und Parties organisiert. Das hat wohl zweimal ohne größere Schwierigkeiten geklappt und dann kam das Ordnungsamt....
 
.... und hat gesagt, dass die das da ruhig weiter machen können, wenn die Brandschutz und Hygieneauflagen erfüllt werden. Tja, Behörden können scheinbar doch auch locker drauf sein.
Der dadurch entstandene Club hört nun auf den Namen "Rock Market" und sollte Heimat für eben unseren Slam sein. Ein verlassenes Bürogebäude, ohne Möbel, mit Holzvertäfelungen, alten leerstehenden Großraumbüros und Konferenzräumen; nachträglich ausgestattet mit Nachtclub tauglichem Mobiliar. Ein sonderbarer Ort.
Entdeckt hat das ganze Sebastian Palma, der Poetry Slam und die Aktion "Poeten für Alphabetisierung" so gut fand, dass er selbst etwas dafür tun, konkreter: veranstalten wollte. An dieser Stelle lobe ich sein Engagement und seinen Mut, denn er ist mit einer nicht unwesentlichen Summe Eigenkapital als Startpunkt eingestiegen. Technik, Fahrtkosten der Slammer, Preise (Glasdiamanten, sehr cool) und Werbung kosten einiges an Geld und ich bin froh hier schon vorweggreifen zu können, dass an dem Abend keiner Schulden gemacht hat.
 
Zusammen mit dem äußerst hilfreichen Leuten vom Rock Market, die offensichtlich auch Lust auf den Abend hatten, wurde der Sound eingestellt, der Raum für den Slam hergerichtet, Kabel durch die Location verlegt, Licht und Sound ausgesteuert und und und....
Allen bis dahin Anwesenden konnte man Ershöpfung und Anspannung deutlich ansehen, doch immer wenn die Nachricht kam, dass es etwas fertig war, funktionierte oder auch ein weiterer Slammer pünktlich angekommen war, hellte die Laune und Moral wieder deutlich auf. Mit diesen Energien hat das Team; Pascal, Dennis, Sebastian, Noch ein Pascal, Lara, Die Techniker und das Thekenteam vom Rock Market; dann aber alles rechtzeitig fertig bekommen.

Zum Slam selbst: Es war klasse. Ein Publikum aus Studenten, Partygängern und (tatsächlich) Bänkern im feinsten Zwirn, dass bei der Bewertung der Slammer zu einigen Überraschungen führte. Erfreulicherweise dann doch einige frische SlammerInnen zusätzlich zu dem hervoragenden Kader: Julia Balzer, Mariella, Lena und Sina Englert.
Die Texte rangierten von witzig bis tiefsinnig, von Kurzgeschichten zu Mitmachtexten und es ist eigentlich kaum möglich die Spannweite ordentlich in einem Bericht zu erfassen, aber man kann sagen, dass diese breite Aufstellung und die tolle Qualität die Gäste wenigstens die Zeit haben vergessen lassen, denn es war ein langer anstrengender Slam, der seine Mühe aber vollkommen Wert war.
Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber Frankfurt, ich komme gerne wieder.

Eigentlich hätten wir in einer Jugendherberge übernachten können, aber Pacal, Dennis und ich sind dann doch noch in der selben Nacht in Richtung Heimat gefahren. Einem dümmlichen Navi zum Dank sind wir leider einen Umweg gefahren. Am frühen Morgen bin ich aus dem Auto gestiegen.
Tür auf, Treppen hoch, Rucksack in die Ecke, aufs Sofa, Decke über den Kopf, schlafen.
6:00Uhr.
Ein Pech, dass ich ein Frühaufsteher bin.


Anmerkungen:
Leider gibt es diesmal keine Fotos zum Bericht. Meine sind in absolut zweifelhafter Qualität und leider habe ich keine anderen.

Kommentare

  1. Schein ein passendes Ambiente gewesen sein.

    Du bist Frühausteher? Ist mir bisher entgangen. ^^ Das werden wir beim nächsten Gildentreffen gleich mal ausnutzen. Unsere Gastgeberin wird sich sicher freuen, wenn du Frühstück für uns alle machst, während der Rest seinen Rausch ausschläft. :D

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  2. Hey, für euch beide mach ich alles =)

    Schade, dass es keine Bilder gibt.

    Dein Bericht ist toll (mitreißend wollte ich grad schreiben, passt aber irgendwie nicht - du weißt hoffentlich, was ich meine^^).

    Mit welchem/n Text/en hast du denn teilgenommen? Wer bzw. was für ein Text hat gewonnen? Was fanden die Bänker besonders gut? Wie groß war das Publikum?

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  3. An Citara:
    Bilder bekomme ich noch nach gereicht habe ich erfahren. Wenn sie da sind, gibt es auch hier Bilder.

    Ich habe in der ersten Runde "Keine Schillernde Persönlichkeit" und in der zweiten die "Zombieapokalypse" gebracht. Von da bin ich nicht weitergekommen.

    Im Publikum waren etwa 100-130 Leute.

    Was die Bänker besonders gut fanden habe ich leider nicht herausgefunden.

    Gewonnen hat Schriftstehler mit einem Gespräch mit dem Teufel; Fabian Navarro ist Zweiter geworden; Iris Schwarz ist Dritte geworden.

    An den Imperator:
    Das Gildentreffen ist eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen ich mich im Bett nochmal umdrehe, da ich weiß, dass ich eh nicht viel verpasse, wenn ich später aufstehe. Eine brauchbare Betriebstemperatur erreichen wir da ja meist Abends.

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  4. Verdammt, Frankfurt, das wäre eine Gelegenheit für mich gewesen. Sag das nächste mal Bescheid, dann treffen wir uns. Frankfurt ist doch so nah ...

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