Rezension: The Turf

Ich mochte Vampire immer. Die dunklen Adeligen der Nacht, verschlossen, geheimnisvoll, düster. Die Schwächen offensichtlich und berühmt und doch immer einen Hauch der Überlegenheit an sich. Ich habe sowohl die Gruselgeschichten gemocht, als auch die Darstellung in Filmen. Sei es klassisch oder so modern wie in Underworld. Doch dann kam Twilight.

Ich mochte Außerirdische immer. Unbekannt und mit modernen Technologien ausgestattet. Science-Fiction hatte mich total in den Bann gezogen und das Treffen neuer Kulturen und Lebenswelten vollkommen fasziniert. Doch dann kamen die Men in Black-Filme.

Ich mochte auch immer Gangster-Filme die im alten Amerika zur Zeit von Al Capone spielen, aber das hat man mir erfreulicherweise nicht verdorben. Höchstens mit dem Videospiel Mafia II, das wirklich nicht gut war.


Ich mag Comics, die ungewöhnliche Geschichten erzählen. Reden wir also über The Turf.
Es ist 1929 und wir befinden uns in New York, mitten in der Prohibition. Alkohol ist verboten und wie mit allem, das verboten ist, haben sich darum verbrecherische Banden gebildet, die ihr Geschäft machen wollen. In diesem Falle sind es die verschiedenen mafiösen Gruppen, die sich um den Kuchen in New York streiten, aber gerade recht ausbalanciert sind. Bis die Boulevard-Reporterin Susie Randall in einem Hotel eine schreckliche Entdeckung macht: Die Bava-Bande wurde komplett ausgelöscht. Während Sie sich am Anfang einer großen Sache wähnt, ist schon längst alles in Bewegung geraten in New York.

Genau wie The Turf, machen wir kein Geheimnis daraus: Es geht um Vampire. Der Dragomir-Clan drängt in die Stadt oder eher gesagt in ihre Unterwelt. Ihren Sumpf. Ihren Torf. Allerdings haben sie kein Interesse an Geld und Hehlerei. Sie verfolgen ihre ganz eigenen Ziele.
Eddie Falco hat keine Ahnung, von dem was da kommt, aber er ist besorgt, denn jede Verschiebung des Gleichgewichts ist für ihn als einflussreichen Boss einer Bande auch eine Bedrohung. Seine Flüsterkneipen, seine Schmugglerei, seine horizontalen Geschäfte und vor allem sein Leben sind in Gefahr. Da Angriff aber die beste Verteidigung ist, versucht er auf eigene Faust herauszufinden, wer Bava getötet hat und die Stadt für sich beansprucht. Korrupte Cops, miese Betrüger und ein hinterhältiger Mordanschlag sind auch da nur der Anfang eines äußerst steinigen Weges.
Einen steinigen Weg hat auch die bereits erwähnte Susie Randall vor sich. Sie will raus aus den Gesellschaftsreportagen und rein in den echten Journalismus. Das sie dafür bereit ist ihr Leben zu riskieren und auch ihren Chef zu erpressen, ist nur Zeichen ihrer Verbissenheit.
Seite Zehn: Ein außerirdisches Schiff stürzt in New York ab. Das muss man hier so selbstverständlich schreiben, wie es auch der Comic darstellt. Als wäre es alltäglich. Squeed von Anth ist hier abgestürzt, nachdem sein Schiff der Verfolgung nicht standgehalten hat. Ein Schiff, voll mit gestohlenen Waffen.

Die Karten sind also gemischt, Zeit sich an den Tisch zu setzen und zu spielen.
The Turf hat einfach alles. Vampire, Außerirdische, Gangster, korrupte Cops, Bruderzwist, Verrat, Liebe und hier müsste ich noch lange nicht aufhören. Die sehr spannende Geschichte um den Bandenkrieg in New York, mit Fantasy- und Sci-Fi-Elementen ist großartig inszeniert. So wird mit jedem Bild die richtige Stimmung aufbereitet, damit die Dialoge dann richtig zünden können.
Und auch wenn die vielen Beteiligten Potential zur Unübersicht bieten, bleiben alle Verknüpfungen nachvollziehbar genug, lassen aber auch ausreichend viel offen. Gerade die Tiefe mancher Figuren, die schon alleine durch wenige Nebensätze entsteht, macht die Geschehnisse noch interessanter.
Das dann auch die Action passt und oft richtig was los ist unterstreicht den uneingeschränkt guten Eindruck von The Turf nur nochmals.

Und das, obwohl die Vorzeichen nicht unbedingt perfekt waren.
Jonathan Ross, Autor des Comics, ist in Großbritannien nämlich vor allem für eines bekannt: Leichte Fernsehunterhaltung. In verschiedenen Abendformaten ist er der Moderator, vielleicht vergleichbar mit den bekannteren Late-Night-Moderatoren. Für mich nicht unbedingt ein Vorschuss auf gutes Autorentum, auch wenn ich Ausschnittsweise seine Sendungen gesehen und sehr witzig fand.
Bildquelle: Wikipedia
Ganz unabhängig davon, gibt es aber scheinbar ein zweites Leben des Jonathan Ross: So wird im Vorwort von The Turf erwähnt, dass er ein großer Comic-Sammler und -Fan ist. Das wirkte beim ersten Lesen auf mich schon glatt wie eine Entschuldigung, als wollte man The Turf zu einer Art Fan-Fiction erklären und sagen: "Hey, komm, wir haben nur ein bisschen rumgesponnen."

Für mich haben sie das aber nicht. Ross' eigentliche Berufung hin oder her, The Turf ist wie ein Popcorn-Kino-Streifen und den hätte es meiner Meinung nach auch verdient.

Allerdings würde ich mich auch mit einer Fortsetzung des Comics von 2011 zufrieden geben, die sich leider nicht ankündigt. Und das, obwohl im Band dafür ein perfekter Cliffhanger als Nachtrag geboten wird. Ich sage nur so viel: Zombies.

Ich magVampire wieder, Ich mag Außerirdische wieder, Ich mag Gangster noch mehr als vorher.
Denn dann kam The Turf.

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