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Foto: Jay Nightwind |
Eine meiner besten Freundinnen ist eines meiner größten Vorbilder.
Sie ist freundlich, geduldig und klug. Gerade die ersten beiden
Eigenschaften bewundere ich sehr, weil sie mir am schwersten fallen.
Aber wofür ich sie am meisten bewundere, ist die Tatsache, dass sie
jeden Tag versucht, ein guter Mensch zu sein. Sie macht das nicht, um
anderen zu gefallen, sondern für sich und für die Welt, in der wir
leben. Sie isst kein Fleisch, kauft keine Kleidung aus unfairer
Produktion, fährt kein Auto.
Vielleicht ist es eine
Illusion, zu glauben, dass der Verzicht auf diese drei Dinge, die Welt
retten. Vielleicht auch nicht. Ich möchte es wenigstens versucht haben.
Ich
habe mich in meinem Leben schon oft vegetarisch ernährt. Diese Phasen
hielten mal einige Wochen an, mal einige Monate. Zwischen diesen Phasen
habe ich mal sehr viel, mal sehr wenig Fleisch gegessen. Ich bin ein
Jahr lang sehr viel Auto gefahren, danach gar nicht mehr. Ich habe
Kleidung aus fairem Handel, aus Second-Hand-Geschäften und von großen
Modeketten. Ich kaufe Lebensmittel im Discounter (häufig), im Supermarkt
(regelmäßig) und im Bioladen (selten). Auf dem Markt kaufe ich so gut
wie nie ein (abgesehen von Waffeln und Orangesaft, denn beides ist dort
wirklich gut). Ich habe irgendwann mal einen Demeterhof besucht und
irgendwann mal eine Doku über Massentierhaltung gesehen.
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Foto: Fischer Verlag |
Als
ich meine Freundin fragte, warum sie konsequent gar kein Fleisch isst,
erzählte sie mir von dem Buch, das wirklich viele Menschen in der
letzten Zeit bewegt hat: "Tiere Essen" vom amerikanischen Autor Jonathan
Safran Foer. Im Grunde ist dieses Buch das Rechercheergebnis eines
mündigen Konsumenten, der herausfinden will, was er da eigentlich isst.
Seine Ergebnisse über amerikanische Massentierhaltung lassen sich zwar
nicht eins zu eins auf die in Deutschland übertragen, weisen aber viele
Parallelen auf. Als ich anfing dieses Buch zu lesen, bekam ich schwarz
auf weiß die Fakten präsentiert, von denen ich zwar wusste, dass sie
existieren, mit denen ich mich aber nie ernsthaft auseinander gesetzt
habe. Irgendwie wusste ich, dass Fleischkonsum schlecht für die Umwelt
ist. Irgendwie wusste ich, dass Tiere dort leiden. Irgendwie wusste ich,
dass Biofleisch gesünder für mich, besser für die Umwelt und besser für
die Tiere ist. Dieses schwammige Halbwissen wurde auf einmal mit Fakten
festiert und vertieft. Und ich nahm mir vor: Ab jetzt gucke ich nicht
mehr weg. Ab jetzt beschäftige ich mich aktiv mit meinem Handeln und
seinen Folgen. Wie kann ich anders von mir behaupten, ein mündiger, ein
denkender Mensch zu sein? Es gab ein paralleles Ereignis, welches meinen
Beschluss bekräftigte. Im Studium beschäftigten wir uns mit den
Philosoph*innen. Wir besprachen Platon und Aristoteles, Immanuel Kant,
Arthur Schopenhauer, Peter Singer, Mahatma Ghandi, Albert Schweitzer,
Hannah Arendt und Hans Jonas. All diese Menschen, deren Gedankengänge
wir im Seminar versuchten nachzuvollziehen, all diese Ansätze über die
Welt zu denken, beruhen auf einem Grundsatz: dem Denken. Wenn es wirklich
das Denken ist, was mich von anderen Lebewesen unterscheidet, wenn ich
wirklich behaupte, mein Handeln durch das Denken zu steuern, dann
sollte ich schleunigst damit beginnen.
Mein Ziel ist
einfach: ich will besser werden. Nicht besser als andere Menschen,
sondern besser, als meine vorherige Version. In der idealistischen
Hoffnung, dass wenn viele viele Menschen bei sich anfangen ein besserer
Mensch zu sein, unsere Welt irgendwann der Ort ist, an dem ich wirklich
leben will.
Und damit fange ich jetzt an.
Sooo einfach ist "besser werden" gar nicht. Besonders die neuen Angewohnheiten und Absichten in den Alltag zu übertragen ist manchmal höllisch schwer. Ich war mal Teil einer Elementardiät und spätestens da habe ich gemerkt, was Verzicht für mich bedeutet. Ich habe höchsten Respekt vor deinem Vorhaben und hoffe, dass es klappen wird!
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