Alte Liebe & Stockholmsyndrom

Alte Liebe
Die eine,
bleibt ganz unbeeindurckt, wie ich an ihren Kurven scheiter. Zwar lacht sie nicht, eine Reaktion hätte ich mir trotzdem gewünscht. Ein leicht verliebtes Seufzen. Nicht mal ein Stöhnen, ein Seufzen hätte mir gereicht.
Doch während ich pruste und nach Atem schnappe; an mir zweifle, ob ich das überhaupt noch kann, bleibt sie einfach liegen.
Ich spuke einen ekligen Klumpen aus, da ich sonst an meinem Speichel ersticken würde.
Ich sehe sie an. Alt und staubig, hart gebaut. Sie hat ihren schönen Seiten, aber sie wirkt nicht schön.
Bisher war ich immer treu verliebt, blind, ignorierend, dass mein Liebling so viele andere neben mir hat. So viele Jüngere, so viele Erfahrendere. Ich bin vielleicht nicht mehr der Richtige. Wenn ich sie anfasse, dann ist die Erregung weg. Dann ist es eher als wären wir Freunde.
Vielleicht haben wir uns entlebt. Vielleicht kenne ich sie gar nicht gut genug. Vielleicht kommt die Liebe zurück.
Ich zwinge mir selbst ab weiter zu joggen und wundere mich über meine Stadt. Was ist nur mit uns passiert?

Stockholmsyndrom
Die andere,
Steter Tropfen höhlt den Stein:
Ich will weniger ein Stadtmensch sein.
Will alt und grau den Feldweg schreiten,
Nachbarlos nicht über Krach bestreiten,
An Wegen, nicht an Straßen wohnen,
der Blick aufs Land soll mich belohnen.
Am Horizont, entfernt, die Zechen,
nicht mehr vorm Fenster, Blickbild brechend.
Kein Kioskgeschwätz, kein Fahrzeuglärm,
ich liebe es hier, doch muss mich entfern'.
Nie geglaubt, gewagt zu hoffen,
der Heimattreuste wird der Welt nun offen.
In meinem Herzen bleibt für immer Essen,
auch fern der Stadt, im Dorfe, niemals vergessen.
Doch kein Grund wie ein trauriges Lied zu kling',
Stockholmsyndrom: Ich liebe meine Entführerin.

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