Die Geschichte der Edna zu Meisenheim

Meine lieben Freunde, lasst mich euch heute eine kleine Geschichte erzählen, die sich vor einiger Zeit in einer fernen Grafschaft zu getragen hat. In der Grafschaft zu Meisenheim.
Eine zauberhafte Länderei, am Fuße der Ausläufer eines erzreichen Gebirges, durchtränkt mit eisigklaren Flüssen, die Felder und auch Mühlen speisen und somit auch das Volke.
Eine Länderei in der es sich gut leben lies, sowohl am Hofe als auch auf dem Dorfe. Sowohl im Walde als auch in den Bergen. Sowohl als Mensch als wie auch als Tier.
Aber auch eine Länderei mit einer alleinstehenden Gräfin: Edna zu Meisenheim. Einer gebildeten Frau, doch durch ihre Macht oft zur harten Führung getrieben. So mochte sie es nie wenn man ihr wiedersprach, denn immer hin war es ihre Hand, die das Land so überzeugend führte.
Doch mit jedem Jahr ihrer Herrschaft, sehnte sie sich mehr nach einem Grafen an ihrer Seite, denn bisher hatte sie den Teil ihres Lebens der sich in ihren Gemächern abspielte und das Spiel und Geschick der umgarnenden Liebe vernachlässigt.
So lies die Gräfin durch ihre Magd Agnetta am Hofe verkünden, sie wolle im Laufe des kommenden Jahres nach einem Bräutigam Ausschau halten. Er solle aber mindestens den Stand eines Ritters haben und bereit sein an ihrer Seite zu führen.

Diese Nachricht ging schnell vom Hofe ins Lande und auch in die umliegenden Städte und Staatschaften, um dort von Männern mit den verschiedensten Absichten vernommen zu werden.
Darunter auch einer, der die Gräfin vom Hofe her schon kannte uns sie von ganzem Herzen bewunderte, der ihre Art das Volk zu führen und auch ihre sanften Züge in seiner Seele eingeschlossen hatte: Jakobus, Ritter des Ordens der weißen Adler und Berater des Prinzen zu Taubenheim. Ein Mann von Klasse und auch Kraft. Viele Legenden und Sagen ranken um seinen Namen. Eine davon, wie er seinen Prinzen aus den Fängen von Dieben errettete oder auch die Bestie zu Eulenheim erschlug.
Darunter aber auch einer, der die Gräfin vom Hofe her schon kannte und von ihr eine Gefälligkeit einfordern wollte, der einen Entschluss der Gräfin bekämpfte und ihre Meinung ändern wollte: Marcello, Ritter vom schwarzen Raben von der Elsternküste. Ein Mann von Verwegenheit und Mut. Auch um seinen Namen ranken viele Legenden und ein jeder seiner Zeit wäre sich einig, Jakobus und er stünden auf einer Stufe. Was auch immer der Eine bieten konnte, bot der Andere auf seine Art. Wie oft auch sie sich auch gegenseitig in einer Sache überragten, in einer anderen Sache würde der Gegenüber siegen.

Was war es denn nun, was Marcello ihr austreiben wollte, werdet ihr fragen und ich will es euch erzählen. An einem Feste am Hofe, da trug es sich also zu, dass Agnetta, die treue Magd und Freundin der Gräfin, ebendieser mitteilte, dass sie gerne die Erlaubnis hätte zu heiraten. Doch da dies bedeutet hätte, dass sie den Hof verlässt, hatte die Gräfin es verboten. Die Gräfin wollte ihre Freundin nicht ziehen lassen, um ihr eigenes Glück der Freundschaft mit ihr zu waren.
So hielt Agnetta verschlossen, dass sie mit Marcello nun schon seid einigen Jahren eine Liebelei hatte und sich beide nach einander sehnten. Zum Schutze des Geheimnisses blieb Marcello nie lange am Hofe und verhielt sich in Gegenwart der Gräfin so unauffälig wie ihm nur möglich war.

Marcellos Herz war dem Bruch nahe und ein Rittersmann ohne Herz, war nutzlos. So war er bereit alles in Kauf zu nehmen, nur um in die Nähe seiner Agnetta zu kommen. Sein Gedanke war gleichermaßen einfach als auch in seiner Liebe zu Agnetta dienlich: Würde er die Gräfin heiraten, so könne er für immer am Hofe bleiben und die Gegenwart seiner Agnetta genießen.
Jakobus Herz war ebenfalls schwach, dachte er daran, wie ein anderer Mann als er die Hand der Gräfin bekam, denn er war sich sicher, dass keine ihn so erfüllen konnte, wie eben Edna zu Meisenheim.
So schickten Beide Boten aus, in den Farben ihrer Wappen: für Marcello ein Bote in nachtschwarzen Gewändern und für Jakobus einer in schneeweißem Stoff. Und sie verkündeten:
"Hohe Gräfin Edna zu Meisenheim, mein Herr schickt mich, euch mit zu teilen, dass er kommt, damit er um eure Hand anhalten kann."
Die Gräfin war voller Vorfreude auf diese beiden Männer, wissend, dass sie Jakobus jeder Zeit den Vorzug geben würde. Sie erinnerte sich gut an seinen Witz und seinen Umgang, an seine Art und vorallem seine Ehrlichkeit. Noch nie lernte sie einen Mann von so großer Ehrlichkeit und Treue kennen. Aber sie wollte das Spiel um ihre Person sehen und schauen wie Jakobus sich dabei wohl machen würde.
Die Stadt tauchte in ein freudiges Spiel zwischen Schwarz und Weiß als die beiden Ritter eintrafen. In bester ritterlicher Manier zogen sie stolz und freundschaftlich nebeneinander in die Stadt ein. Sie wussten von dem Wettbewerb um Edna, nicht aber von ihren Hintergründen. So ging jeder beim anderen vom schlimmsten aus und sah sich in der Pflicht die Gräfin zu schützen.
Als Marcello Agnetta eine Geste zum Gruße zu warf, da wendete sie sich einfach ab und verunsicherte ihn. Aber nun war er hier, er konnte sich nicht einfach zurückziehen.
"Wie entscheide ich denn nun welcher der Richtige ist, Agnetta?", fragte die Gräfin und kaum hatte sie es ausgesprochen, hatte Agnetta eine Idee: "Lasst die Beiden um meine teure Gräfin kämpfen. Und zwar in zwei Tagen, so dass sie sich vorbereiten können." "Aber ich möchte kein Blutvergiessen in meinen Stadtmauern.", stellte Edna fest. "So lasst sie am Schrein in den Bergen kämpfen.", schlug Agnetta vor und die Gräfin war sichtlich begeistert.
Und sie lies die Gräfin es verlauten und die Gemeinschaft begab sich in Richtung der Berge. Es ergab sich kein stiller Moment, in dem Marcello hätte mit Agnetta oder Jakobus mit Edna reden können. Und so traf man am Abend am Schrein an und am nächsten Mittag sollte der entscheidende Kampf stattfinden.

Agnettas Plan sah so aus: "Ich werde Marcello ein schwächendes Gift geben und dafür brauche ich Jakobus Hilfe, denn ich kann nicht von Ednas Seite weichen. Jakobus wird mit Marcello anstossen müssen und ihm dabei irgendwie das Gift verabreichen müssen. Dann wird Marcello im Kampf müde und die Gräfin bekommt Jakobus, den sie ja eh bevorzugt. Somit steht Marcello und mir nichts mehr im Wege."
Marcellos Plan dagegen sah so aus: "Ich werde im Kampfe gewinnen, aber meinen Gegner verschonen. Entweder ich kläre sie über meine Lage auf, oder ich nehme sowohl Reich als auch Frau neben dem Glück bei Agnetta sein zu können. Die Gräfin kann mich ja nicht zwingen ihrer Liebe zu folgen."
Jakobus hielt nicht viel von Plänen, aber er was sich einer Sache bewusst: "Wenn ich diesen wichtigsten Kampf meines Lebens nicht verlieren will, dann muss ich dieses einemal zu allem bereit sein. Ritterlichkeit hin oder her, es geht um die Liebe, da ist alles erlaubt."
Edna war sich der Ernsthaftigkeit der Lage bewusst und stellte für sich eine Regel auf: "Es geht hier um mein Herz; die Männer werden um meine Zukunft und die Zukunft Meisenheims gehen. Also werde ich jeden der auf unehrliche Art versucht diesen Kampf zu gewinnen bestrafen."

Des Nachts ging Marcello mit seinem Boten in Richtung von Agnettas Unterkunft. Doch als er Schritte vernahm zog er ihn neben eines der Zelte des Lagers. Es war Agnetta, die sich in den Schatten der Nacht mit einem anderen Mann traf. Die weißen Roben verrieten ihn, es war Jakobus.

"Ritter Jakobus vom weißen Adler zu Taubenheim, ich komme mit einer Bitte zu euch, die auch in eurem Sinne sein wird."
"Magd Agnetta Elster, ich bin interessiert was ihr mir zu erzählen habt."
"Ich möchte, dass ihr Marcello vom schwarzen Raben vergiftet. Es ist in unser beider Interesse..."

Marcello hatte genug gehört und zog sich mit seinem Boten zurück.

"... denn ihr möchtet die Gräfin für euch gewinnen. Ich möchte vermeiden, dass weder Land noch Gräfin in die Klauen dieses Marcellos geraten und er dem Herzen meiner Gräfin Leid zu fügt. So würden wir Beide gewinnen.", sagte sie und dachte an all das Leid das sie hätte, würde Marcello eine andere Frau heiraten.
Jakobus dachte an seine Einstellung zu diesem Kampf und sagte: "Ich bin bereit es zu tun. Aber das Gift wird ihn nicht töten, oder?"
"Gebt ihm nur die Hälfte dieser Ampulle und ihm wird nichts geschehen."
Damit war dieses Geschäft besiegelt.

Marcellos Herz war nicht gebrochen, aber angeschlagen. Agnetta wollte ihn scheinbar los werden, vermutlich zu Gunsten von Jakobus. Hatte sie etwa mit seinem Gegner eine ähnliche Liebelei wie mit ihm? Unsicher und wütend beschloss er mit seinem Boten als Zeugen zur Gräfin zu gehen und ihr zu berichten. Sollte sie entscheiden, es war der Kampf um ihr Herz.

Als Marcello ihr Quartier verlassen hatte, traf er auf Agnetta. Er grüßte knapp, würdigte seine Liebste keines Blickes.

Sie begann zu zweifeln. War er vielleicht ihr nur so nahe gekommen um die Gräfin erreichen zu können? Wurde sie nur ausgehorcht und benutzt, um in einem Wettkampf wie diesem einen Vorteil zu erringen?

Die Nacht verging und der Tag der Entscheidung kam.

Vor dem Kampfe lud Jakobus Marcello zum Trank. Marcello überlegt ein letztes mal. Ohne von Agnettas Plan zu wissen setzte er an und als das Gift seine Lippen benetzte, stürzte er den gesamten Becher hinunter.
Den Anderen stockte der Atem. Nur Marcello war sicher. "Lasst uns kämpfen Jakobus. Möge der Bessere gewinnen." Sowohl Gräfin, Magd, als auch sein Gegner wussten nun von seinem Schicksal. Doch keiner von ihnen konnte jetzt die Maske fallen lassen.

Meine Freunde, es war ein Kampf wie er zwischen diesen beiden Männern nicht härter sein konnte. Wütend auf Agnetta und ihren heimlichen Verbündeten schlug er auf Jakobus ein. Wütend auf sich selbst und den Verrat an seiner Ehrlichkeit, lenkte Jakobus seinen Hass in sein Schwert. Doch er zweifelte.
Marcello schlug ihm mit einem mächtigen Hieb sein Schwert aus der Hand, als sich diese im Zweifel lockerte. Der schwarze Ritter trat den weißen zu Boden und legte ihm das Schwert an den Hals.
"Oh Jakobus, mein Guter. Die Gräfin weiß von deinem finsteren Spiel!", brüllte er ihn vor den Augen von Agnetta und eben der Gräfin an.
"Durch meinen Tod, bekommst du die Gräfin, denkst du. Aber ich habe ihr von deiner List erzählt, von deinem Verrat an deiner Ehrlichkeit. "
Jakobus stockten die Worte, als die Gräfin sagte: "Ja Jakobus, deshalb hätte ich dich niemals geheiratet, denn du hast betrogen um meine Hand zu bekommen. Aber, Marcello, sagt mir, warum habt ihr bewusst das Gift getrunken."
Es wirkte bereits und seine Armen zitterten. "Ich meine Gräfin, hätte durch das Gift eh sterben können. Und um euch zu kämpfen war auch von mir nicht aufrichtig. Denn ich habe kein Interesse an euch, ich wollte nur zu Agnetta. Ebendieser Frau, die mir den giftigen Tod bringen wollte! Ja, ich habe euer nächtliches Gespräch gehört. Ohne deine Liebe Agnetta, war es nicht mehr lohneswert zu leben, also wählte ich den Tod durch das Gift aus deinen zarten Händen."

Jakobus lag mit gebrochenem Herzen am Boden. Sie würde ihn nie heiraten. Weil er sich selbst betrogen hatte. Er war ihrer nicht wert. Als er Marcellos Klinge in seine Brust zog, ging ein gellender Schrei der Gräfin.

Marcello wurde vom Gift zu Boden gezogen und stürzte neben Jakobus. "So werden wir Beide also verraten von der Liebe zu Grunde gehen.", sagte Marcello.
"Ja, so werden aus uns Gegner im letzten Moment noch Brüder. Rabe und Adler, Schwarz und Weiß, sterben Seite an Seite einen gemeinsamen Tod."
"Dann lass es uns", Marcello musste husten "als wahre Brüder tun."

Während Agnetta und die Gräfin, das Elend erkennend, weinend und schreiend zu den beiden Sterbenden blickten, legten diese ihre Panzerhandschuhe ab und schlugen ein, auf ihre Bruderschaft. Dann entging ihnen der letzte Atem.

Meine Freunde, warum erzähle ich euch diese tragische Geschichte? Lernet eins daraus: Wenn deine Liebe stark ist, sollte egal sein was auf dem Spiel steht, dein erstes Wort sollte stets deinem Geliebten oder deiner Geliebten gelten.


Anmerkungen:
Diese Geschichte ist mein Beitrag zu Frau Meises Wettbewerb.

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