Der Johnson-Fall - Teil 1

Autor: Jay
Verfasst: 26.02.2009

Der Johnson-Fall

Es war einer dieser verdammten Tage, an denen einfach rein gar nichts passierte. Ich saß in meinem knarrenden Bürostuhl und wartete auf meinen nächsten Auftrag. Genau genommen schlief ich, eine Zigarette im Mundwinkel. Ich konnte in dieser Haltung Wochenlang ausharren. Es fiel mir auch nicht besonders schwer, denn aus meiner Wohnung war ich heraus geflogen. Außer diesem ranzigen Büro am Rande der Stadt hatte ich eigentlich nicht sonderlich viel.
Der alte Flynn hatte es mir zur Verfügung gestellt. Er war ein verrückter Kerl, ehemaliger Polizist. Hatte eine riesige Abfindung bekommen und davon ein Wohnhaus gekauft. Warum er ausgerechnet mir ein Büro überlassen hatte? Keine Ahnung. Ich sag ja, er ist verrückt.
Es war also einer dieser verdammten Tage, einer wie alle anderen. Die Stadt war staubig und hässlich wie immer. Glühend brannte der Dreck in den Gassen in der Sommerhitze. Ich kam etwas zu mir und machte mir erstmal eine ordentliche Mahlzeit. Billiger Whisky und eine Zigarette.
Es klopfte an meiner Tür. Ehrlich gesagt war ich überrascht. Sollte da etwa ein Auftrag kommen? "Herein!" Egal was es war, es sah hervorragend aus. Eine sehr fraulich gebaute Dame in einem roten Hauch von Samt. Ein Kleid zu lang um sexy und zu kurz um brav zu sein. Diese Frau war gebaut wie diese Tänzerinnen in den Oben-ohne-Bars. Aber dafür war sie zu elegant, zu edel. Sie war keine Oben-ohne-Tänzerin, ich denke, sie war Oben-ohne-Sängerin.
Im Inneren war ich aufgeregt, aber nach Außen strahlte ich absolute professionelle Kälte aus, während ich von meinem Bürostuhl fiel. Der Whisky klebte nun in der Hose und ich hatte ein Brandloch im Kragen. Aber bei einer Frau wie dieser, da brauchte ich es nicht mit meinem Aussehen versuchen. Zu einfach, zu flach.
"W-w-was kann ich für sie tu-tun, Ma'am?", schob ich vollkommen unaufgeregt über meine Lippen, als ich wieder hinter dem Schreibtisch auftauchte. "Sie sehen doch, dass ich beschäftigt bin." Unbeeindruckt sah sie sich um. Sie wirkte irritiert. "Ich bin hier doch richtig bei Peter MacGuire, dem Detektiv der den großen Viereckfall gelöst hat, oder?", fragte sie mit einer zauberhaften Singstimme.
Der Viereckfall. Bisher wohl mein größter Erfolg. Ich habe damals diesen Fall im Handumdrehen gelöst, mit meinem messerscharfen Verstand. Er hatte mir genug Ruhm verschafft, dass es einen Nachruf in der Zeitung auf mich geben würde, wenn ich mal tot in den Straßen dieser Stadt gefunden würde.
"Ja, der bin ich." Ich reichte ihr die Hand und bemühte mich ihr ins Gesicht und nicht auf den fabelhaften Körper zu schauen. Frauen kamen noch seltener zu mir, als Aufträge. Sie sah traurig und verheult aus, verzichtete aber darauf klischeehaft im Beerdigungsdress aufzutauchen. Es war klar: Ihr Vater/Mann/Bruder war umgebracht/entführt worden und ich sollte den Mörder/Entführer finden und einen gestohlenen Gegenstand zurück hohlen/ ihn dem Gesetz übergeben. Könnte aber auch Mutter/Schwester/beste Freundin sein. Typischerweise war es zumindest so.
In ihrem Fall, war es ihr Freund, der ermordet worden war. Bob Johnson. Sie war für ein paar Wochen bei ihrer Mutter und als sie wieder kam war schon die Polizei im Haus. Sie durfte ihn nicht identifizieren, denn der Verwesungsprozess war schon weit fortgeschritten. Auf dem Revier erklärte man ihr, es wäre wohl ein Unfall gewesen, aber sie solle für weitere Fragen die Stadt nicht verlassen. Es war klar, die Staatsanwaltschaft würde sich bald bei ihr melden. Natürlich war sie nicht schuldig. Ich habe ihr zwar nicht wirklich in die Augen gesehen, aber ich hätte gewettet, sie sahen vetrauenswürdig aus.
Nun lag es also an mir heraus zu finden was passiert war und den Tod von Bob Johnson aufzuklären.

Kommentare

  1. Da bin ich mal gespannt, was es mit dem Bob auf sich hat.Wieder mal bzw. wie immer gut geschrieben Jay.

    Ich muss irgendwie an den guten alten Nichtlustig Cartoon denken.

    http://www.nichtlustig.de/toondb/040308.html

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  2. Da formen sich richtig Bilder in meinem Kopf, schwarz-weiß Bilder. ;-)
    Mir gefällt es.

    MacGuire scheint der Typ von Mann zu sein, der sich mit Wiskey die Zähne putzt. ^^

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  3. find ich total lustig.
    Die ganze Situation hat etwas skurilles an sich und zaubert mir ein schmunzeln ins Gesicht.
    Ich bin gespannt wie es weiter geht.

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  4. Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass ich den verlinkten Film sehr mag! ;)

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  5. Hihi, echt lustig ^^ Bin ich ja gar nicht gewohnt von dir, lieber Jay :) ich musste irgendwie an diese verrauchte, eklige Detektei aus der Fielmann-Werbung denken :D
    Das professionelle aus-dem-Stuhl-Fallen is genial geschrieben. Echt super xD

    Oh, ein's nur: Die Andrede "Määähm" wird Ma'am geschrieben, nich Mam. Is ja die Abkürzung für Madam. Dann is der Text perfekt ;)

    Werd' mich gleich mal an Teil II und III machen *freu*

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  6. Anonym23.3.09

    "...sie war Oben-ohne-Sängerin..." erg goed, ik lees de week nog de rest.

    Groeten uit Enschede
    Zeppi

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