Plastik
Plastik, wohin das Auge sieht. Das beliebte Material gehört zu unserem Leben, wie unser täglich Brot. Die Herstellung ist kostengünstig und die daraus entstehenden Produkte erleichtern unseren Alltag. Auch nur einen Tag ohne Plastik auszukommen, scheint utopisch. Und dabei ist Plastik eine Gefahr für unsere Gesundheit und eine Bedrohung für unsere Welt.
Weltweit werden jährlich über 200
Millionen Tonnen Plastik produziert.
Da Kunststoffe biologisch nicht
abbaubar sind, wachsen die Müllberge.
80% des Plastikmülls landet
in die Ozeane. Mittlerweile gibt es sechs Mal mehr Plastik, als
Plankton im Meer. Millionen von Meeresbewohnern und
Seevögeln fallen dem Müll jährlich zum Opfer. Sie verwechseln
Plastik mit Nahrung und sterben qualvoll. Aber dadurch ist Plastik
nicht nur für die Tier- und Umwelt schädlich. Durch die
Verwechslung gelangt Plastik ebenfalls in unsere Nahrungskette und
landet bei uns auf dem Teller.
Die Stoffe, die in Plastik enthalten
sind, können bei uns Menschen Allergien, Autismus, Krebs und
Unfruchtbarkeit auslösen. Schon allein durch das Riechen an Plastik,
können gefährliche Substanzen in unseren Körper eindringen und
unseren Hormonhaushalt durcheinanderbringen.
Einer der gefährlichsten Schadstoffe
ist Bisphenol A, eine
synthetische Substanz, die das weibliche Hormon Östrogen in der
Wirkung nachahmen kann. Sie
kann das Hormonsystem verändern, die embryonale Entwicklung stören,
die Fortplanzung beeinträchtigen und zu Störungen im Erbgut führen.
Eine Überblicksstudie der Weltgesundheitsorganisation zeigt, dass
Krebserkrankungen, insbesonders Brust-, Prostata- und Hodenkrebs in
den letzten Jahrzehnten drastisch zugenommen haben. Ebenfalls lässt
sich die verfrühte Pubertät bei Mädchen, die reduzierte
Spermienqualität bei Männern und Übergewicht in Zusammenhang mit
Bisphenol A bringen.
Doch wieso wird
dieser Schadstoff weiter verwendet, obwohl die fatalen Folgen bekannt
sind?
Ganz einfach: Zum
Einen werden die Folgen von der Plastikindustrie verhamlost und zum
Anderen sind wir darauf angewiesen. Oder zumindest lässt man uns in
den Glauben.
Bisphenol A
ist unser treuer Weggefährte und ist in vielen Alltagsgegenständen,
wie technische Geräte, Haushaltsgegenstände, Spielzeuge,
Kassenzettel und sogar Babyschnullern (!) enthalten. Dadurch, aber auch durch Nahrung, Kleidung und Kosmetikartikeln, über
die Haut und über die Luft findet Bisphenol A den Weg in
unser Blut.
Studien belegen,
dass wir mittlerweile bis zu 90% chronisch mit Bisphenol A
belastet sind und in nahezu jeder Urinprobe hohe Konzentrationen von
Bisphenol A nachweisbar sind, selbst bei neugeborenen
Kindern. Ist das nicht pervers?
Doch trotz dieser erschreckenden Erkenntnisse wird weiterhin
Plastik produziert und wir, die Verbraucher, bzw. Konsumenten sorgen
stets dafür, dass die Nachfrage steigt. Koste es, was es wolle.
Sterben müssen wir ja so oder so und nach mir die Sinnflut.
Fakt ist, dass eine
Welt ohne Plastik nicht mehr realisierbar ist. Aber müssen wir
deshalb eine ,,Jetzt ist doch eh alles egal - Haltung“ einnehmen? Können wir nicht
wenigstens dafür sorgen, dass die Produktion eingestellt wird oder
zumindest stark reduziert wird, indem wir einen bewussten Umgang mit
dem täglichen Gift finden, um uns und unsere Welt zu schützen?
Dafür müssen wir
uns erst einmal vor Augen führen, wie unreflektiert wir einkaufen,
wie viel Plastik wir verbrauchen und wie oft wir aus Bequemlichkeit
auf den Kunststoff zurückgreifen.
In einem nächsten
Schritt können wir dann nach plastikfreien Alternativen Ausschau
halten.
Das ist bei
Plastik gar nicht immer so einfach, da das Material fest in unserem
Alltag integriert ist.
Seit Monaten achte ich auf meinen
Plastikverbrauch und versuche Kunststoff soweit es geht zu vermeiden,
doch es ist schwieriger, als ich angenommen habe. Es ist immer wieder
erschreckend, wie abhängig man zu sein scheint. Tag für Tag fühle
ich mich gezwungen auf das Material zurückzugreifen, da Alternativen
nicht immer greifbar sind.
Doch mit der Zeit finden sich immer
mehr Tipps und Tricks, mit denen man den Konsum
deutlich reduzieren kann. Allerdings ist die Reduktion oft mit mehr
Aufwand und höheren Kosten verbunden, aber wie viel sind uns unsere
Gesundheit und unsere Welt wert?
Getränke
Egal ob Wasser,
Limonade, Saft oder Bier. Alle Getränke gibt es alternativ auch in
Glasflaschen.
Leider werden
Glasflaschen nicht in jedem Geschäft angeboten, aber mit dem Wissen
kann man sich einfach besser organisieren und sich ganz konventionell
selbst versorgen, indem man sich zu Hause Leitungswasser abfüllt
oder aber man plant ein bisschen mehr Zeit ein, um ein Geschäft
aufzusuchen, in dem Glasflaschen angeboten werden.
Der gute ,Coffee to go' ist gerade bei uns Studenten sehr beliebt.
Doch anstatt sich täglich Einwegbecher zu kaufen, sollte man mit dem
Gedanken spielen sich einen Kaffeebecher anzuschaffen, der ein paar
Jahre hält. Oft werden diese auch aus Kunststoff hergestellt und
sind deshalb nicht unbedingt die beste Lösung, um sich vor
gesundheitlichen Risiken zu schützen, jedoch wird der Verbrauch
dadurch stark reduziert und tut zumindest der Umwelt gut. Und sollte man ganz auf Kunststoff verzichten wollen, gibt es immer
noch die Möglichkeit, eine normale Kaffeetasse mit zur Uni/ Schule/
Arbeit zu nehmen.
Plastiktüte vs.
Stoffbeutel
Trägt man einen Jute-Beutel wird man meist direkt als ,,Hipster''
betitelt. Und auch, wenn häufig nur ein Modetrend hinter
ursprünglich nachhaltigen Gedanken steht, bin ich doch sehr dankbar
für jeden ,,Möchtegern-Weltverbesserer'', der statt auf Plastiktüten
auf Stoffbeutel zurückgreift.
Also im besten Fall immer einen Beutel dabei haben, so müssen wir uns an
der Kasse nicht für Plastiktüten entscheiden. Und selbst wenn wir
unseren Beutel mal vergessen, können wir entweder eine Papiertüte
kaufen, die mittlerweile in fast jedem Geschäft angeboten werden
oder einfach nett nach leeren Kartons für den Transport fragen.
Altes und gut
Bewährtes
- Statt Brottüten und Alufolie, einfach wieder auf die gut bewährte Brotdose zurück greifen.
- Warum nicht einfach wieder auf ein Stück Seife umsteigen? Ich kann verstehen, dass man das an öffentlichen Orten unhygienisch findet, aber was spricht zu Hause dagegen?
- Oft neigt man dazu, Obst und Gemüse beim Einkauf in extra Tüten zu verpacken. Aber wieso tun wir das? Das ist unnötig und erfüllt keinen weiteren Zweck. Also einfach lose in den Einkaufsbeutel packen.
- Wasch -pulver, statt -lotion. Macht genauso sauber. Und brauchen wir wirklich einen Weichspüler?
- Saucen, Öl und andere abgepackte Lebensmittel gibt es alternativ auch im Glas.
- Brot wieder beim Bäcker kaufen.
- Wurst- und Käsetheke statt Supermarktverpackung
- Einweg vs. Mehrweg
Der Plastikverzicht ist nahezu unmöglich, die Plastikreduktion
allerdings gar nicht so schwierig. Wir müssen nur anfangen, den
übermäßigen Verbrauch wahrzunehmen, unser Konsumverhalten
dementsprechend zu ändern und bereit sein, dafür größeren Aufwand
in Kauf zu nehmen. Und wir müssen erkennen, dass wir durch unsere Nachfrage viel mehr Macht haben, als wir denken.
Und wenn wir jetzt mal ehrlich sind: Schmecken Lebensmittel nicht sowieso
besser, wenn sie eben nicht in Plastik verpackt sind?
Ein befreundeter Blogger, der "Träger des Lichts" führt in einem spannenden Blog auch Tagebuch über seinen Versuch ohne Plastik zu leben: http://plastic-diary.blogspot.de/
AntwortenLöschenKann ich als ergänzende Lektüre sehr stark empfehlen. Denn manche Schritt sind überraschend leichter, als anfangs vermutet.
Danke für den Hinweis! Werd ich mir bei Gelegenheit mal genauer ansehen. :)
LöschenSuper Thema ... vor allem, weil man es sich gar nicht so bewusst macht, wieviel Plastik eigentlich um einen herum existiert. Es ist einfach da und so ein deutlicher Teil des Lebens, dass man es gar nicht mehr groß wahrnimmt.
AntwortenLöschenWenigstens kann ich mich damit beruhigen, dass ich einige Dinge bereits grundlegend plastiklos erledige (Waschpulver-, Brot-, Gemüse-, Obst-Kauf, Ölaufbewahrung etc) - mal sehen ob da noch mehr geht. Danke für den Artikel!
Freut mich, dass der Artikel gefällt. Das Thema und die Erkenntnisse sind schon so alt, aber leider wissen viel zu viele Menschen noch viel zu wenig und kaufen deshalb noch sehr unreflektiert ein. Aber es ist schön zu lesen, dass es noch ein paar Menschen gibt, die auf ihren Plastikverbrauch achten!
LöschenJa, ein Leben ohne Plastik. Schön wärs, aber wie du bereits angemerkt hast geht das heute nicht mehr, wenn man am alltäglichen Leben teilnehmen will.
AntwortenLöschenKunststoffe sind überall und man sollte sie nicht nur verteufeln, zumal man sie auch nachhaltig einsetzen kann. Jedoch sollte man wie bei allem gewissenhaft mit ihnen umgehen. Einkaufstüten kann man schließlich auch mehrfach verwenden. ;)
Bzg. Bisphenol A muss ich als studierter Verfahrens- und Umwelttechniker (der seine Diplomarbeit übrigens im Kunststoffsektor geschrieben hat ;) ) aber mal die Handbremse ziehen. In Polyolephinen, also Polyethylen und Polypropylen, was die Kunststoffe sind, die am häufigsten Verwendung finden (vor allem im Lebensmittelbereich), ist kein Bisphenol A enthalten. "Plastik" ist also nicht gleich "Plastik".
Danke für dein Feedback. Ich freue mich immer sehr, wenn meine Artikel gelesen werden und konstruktiv kritisiert werden.
LöschenDu hast natürlich Recht, wenn du sagst, dass man Kunststoffe nicht verteufeln soll und einfach den bewussten Umgang suchen soll. Da sind wir auch ganz einer Meinung. Bei allem, was ich schreibe, geht es mir immer um einen nachhaltigen, bewussten Umgang/ Konsum und nicht um den kompletten Verzicht.
Es gibt nur viele Bereiche in denen sich Alternativen so gut bewähren, dass man in diesen Bereichen, Plastik komplett verbannen könnte. Die Plastiktüte ist da für mich genau so ein Beispiel. Die benutze ich schon seit Jahren nicht mehr. Stoffbeutel und Papiertüten oder selbst der Rucksack haben sich da ganz gut durchgesetzt. Bei Spülmittel oder auch vielen anderen Reinigungsmitteln, Lebensmittelverpackungen etc. gibt es die Wahl einer Alternative oft leider noch nicht (zumindest habe ich diese nch nicht entdeckt) und das sind dann quasi ,,Ausgleich-Produkte" für mich.
Zu Bisphenol A: Da wirst du definitiv mehr wissen als ich. Ich bin weit davon entfernt, Chemikantin oder Biologin zu sein. Und dass Bisphenol A nicht in allen Kunststoffen enthalten ist, ist mir klar. Vielleicht hätte ich das auch noch mal besser herausstellen sollen in dem Artikel.
Aber auch wenn Produkte ohne Bisphenol A weniger giftig für uns sind, sind die Produkte ebenfalls nicht biologisch abbaubar und für unsere Welt (und dadurch auch weiterhin auf Umwegen für uns), eine Gefahr.