Wie ich mal etwas Glauben in Rollenspiele zurück bekommen habe

Ich habe Final Fantasy 7 geliebt. Wie so viele andere in meinem Alter damals und wie so viele andere Emos damals und auch nur, weil ich damals kein anderes Rollenspiel aus Japan kannte. Denn überzeugt hatten mich nicht die Geschichte und auch nicht die Figuren - Wenn auch ich als pubertierenden Teenie in Tifa Lockheart und alle ihre Darstellungen in Anleitung etc. ein wenig verliebt war - Sondern eigentlich hauptsächlich das Kampfsystem.
Zufallskämpfe und die Idee des rundenbasierten Kampfes hatten mich total um den Finger gewickelt. Auch als mir dann Menschen, die darum bemüht waren mich über mein einfaches jugendliche Spielergemüt hinaus zu heben, zum Beispiel die anderen Final Fantasy Titel zugägnlich machten, waren es meist die Kämpfe, die mich mit offenem Mund vorm Spielgerät gehalten hatten.

Aber irgendwann haben die Branchenkönige wie Square es mit den Experimenten in ihren System zu weit getrieben, mit Kämpfen die so automatisch wurden, dass der Spieler nicht mehr zwangsläufig erforderlich war. Doch jetzt, 2014, kommt für mich plötzlich eine Rettung, die ich so nie bestellt habe.



Ein Free-to-Play-App-Store-Titel mit Echtgeldtransaktionen, damit also der gefühlte Feind jedes Videospieltraditionalisten. Aber blenden wir diese politischen Aspekte mal aus und konzentrieren uns auf das Spiel.


In bester Angry Birds-Natur, ist dieses recht einfach gehalten. Eine Story, die keine richtige ist, außer einer ewigen Verfolgungsjagd, in der Kampf um Kampf aufgereiht werden. Dabei werden nach und nach neue Charaktere verfügbar und diese können im Rahmen ihrer Natur dann nach und nach auch neue Klassen erlernen. So gibt es einen Magier, eine Heilerin, einen Verteidiger, einen Angreifer und einen Trickster. Alles keine große Neuheit.

Und da setze ich direkt an: Das ist das Geheimnis von Angry Birds Epic. Das Spiel macht nicht viel neu, sondern ist eine reduzierte Version bereitsexistierender Mechaniken. Der abwechselnde Kampf, die Klassen, alles schon mal da gewesen. Die Gegner, alle bekannte Archetypen aus anderen Spielen, gekleidet im Gewand der serientypischen Schweine-Feinde.

Ergänzt wird das Ganze um die üblichen Mechaniken dieser Free-To-Play-Spiele. So erhalte ich Zugriff zu anderen und mehreren Leveln, wenn ich meine Freunde über Facebook mit dem Spiel belästige oder kann mir gegen mein echtes Geld eine Spielinterne Währung kaufen, die wiederum Zugriff auf bessere Ausstattung erlaubt.

Tränke und Waffen können dabei selbst geschmiedet werden, gerne auch mit Unterstützung von Echtgeld, aber hier kommt zum Tragen, was ich auch schon damals in den Spielen gelernt habe: Vieles kann auch dadurch erreicht werden, das geduldig bereitsbewältigte Bereiche bespielt werden. Prämie für die Kämpfe sind nämlich die wertvollen Schmiede- und Trankressourcen.

Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass es ein Gratisspiel ist und ich somit die Qualität idealisiere, da ich selbst ja keinen "Verlust" erfahren habe, aber vielleicht ist Angry Birds Epic auch einfach irgendwie ganz gut. Klar, es ist ein Nebenherspiel und nichts, womit ich mich stundenlang am Stück aufhalte und meinen Kampftrupp durchdenke, aber das mag auch einfach der Zielgruppe der Handyspieler geschuldet sein.
Spaß macht es trotzdem. Sogar sehr, denn hier wurde ganz stark beherzigt, dass es geschickter ist gut zu kopieren, als schlecht etwas selbst zu erfinden. Den Machern des Spiels sei aber auch dies nicht zu verdenken, immerhin veröffentlichen sie seit ihrem Ersterfolg Angry Birds auch selber zig Spin-Offs ihrer eigenen Serie. Mensch könnte also behaupten, dass das "deren Ding" ist.

Angry Birds Epic hat aber in mir den Hunger wieder geweckt. Wo sind sie denn, die guten rundenbasierten Rollenspiele, die Titel, die an klassische Japan-Rollenspiele erinnern? Größtenteils weg. Da wo früher großartige Qualität stand, erwarten uns mit dem neuen Final Fantasy scheinbar Devil-May-Cry-eske Knopfschmetterschlachten. Das will ich nicht. Ich will meine guten alten Spielsystem zurück. Aber das rechne ich Rovio hoch an: Wenn die mit ihrem einfachen System nämlich Erfolg haben, werden auch dort Firmen genau drauf schauen und eben das kopieren. Das dann die Kopie der Kopie recht nah am Original herauskommen kann, wäre für mich als Spieler zu hoffen und sehr erfreulich.

Ich kann Angry Birds Epic nur empfehlen, lasst allerdings die Musik aus, die ist meiner Meinung nach nämlich eine Katastrophe. Wenn am Tablet mal wieder der Ton angelassen wurde, erschrecke ich mich immer ein wenig angewiedert. Ansonsten, wer sich von Werbung und Lockangeboten nicht stören lässt, wird hier sehr solide Unterhaltung finden. Bitte und gerne mehr davon, denn es gibt hier draußen Spieler, die genau so ein Spielerlebnis wieder suchen!

Kommentare

  1. Rollenspiel der Alten Schule, Rundenbasierte, fordernde Kämpfe udn eine augenzwinkernde Story mit vielen Anspielungen ...

    Schau dir mal Divinity- Original Sin an. Da bekommst du genau das geboten. Ist allerdings nicht F2P. ;)

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    1. Ich sehe hier Angry Birds Epic ja auch nicht als einziges gutes Spiel dieser Gattung an, es ist nur hoffentlich Vorbote zur Rückkehr zum guten Syszem. Divinity - OS habe ich im Blick, weiß aber noch nicht, ob ich es spielen will.

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  2. Ich spiel's auch gerade nebenher. Die Musik finde ich eigentlich ganz witzig. Die ist schief, wie man's von "Angry Birds" gewohnt ist. Das Kampfsystem finde ich dagegen etwas arg dünn. Man merkt, dass es für zwischendurch und die breite Masse gestrickt wurde. Ist aber vielleicht auch etwas unfair, denn ich bin alteingesessener "Final Fantasy"-Veteran, und da kann "Epic" eigentlich nur verlieren. Besser gefallen und ähnlich aktuell hat mir hier "Southpark - Stab der Wahrheit". Das ist ein ziemlich guter Mix zwischen "richtigem" Rollenspiel und so was wie "Epic".

    Und leider wird "Epic" im Mittelfeld dann auch etwas zäh. Man kommt zwar noch voran, merkt aber sehr deutlich, dass man als Spieler dazu verleitet werden soll, Spielwährung zu kaufen. Immerhin aber ist mehr Spiel enthalten als in "Angry Birds Go". Das war eine schiere Katastrophe, gerade in Anbetracht, dass es auf demselben Planeten erschienen ist, auf dem man auch "Mario Kart" kennt.

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    1. Southpark ging an mir vorbei, weil Southpark voll nicht mein Ding ist.

      Ich will hier ja auch ABE nicht heilig sprechen, aber eine Chance hat es durchaus verdient.

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