Fazit: Destiny Beta
Ich laufe gerade mit meinem Commando über den Aussenring, um meinen sechsten oder siebten Run auf den BNK3R zu erledigen. Es ist vielleicht nicht besonders attraktiv, aber ich grinde gerade, um Erfahrung aber auch gute Ausrüstung einzusammeln, während ich das zweite Mal Borderlands 2 durchspiele. Während ich so mich mit einigen Robotern rumplage, wundere ich mich, warum die Nahkampftaste nicht funktioniert. Ganz einfach, weil ich Destinys Steuerungsschema im Kopf habe und nicht das von meinem zu letzt aufgesogenen Shooter.
Wie konnte das passieren? War die Destiny Beta etwa wirklich so gut? Wir haben das Spiel ja letztes Wochenende auch gestreamt, aber für die jenigen von euch, die das verpasst haben, oder zugeguckt haben und aufgrund der mangelhaften Tonqualität kein Wort verstanden haben, hier mal ein kleines, sehr wenig objektives Fazit.
Ich selbst konnte ja die Beta nicht mal voll auskosten bzw. musste sie herunterschlingen. Da ich zum Startzeitpunkt noch im Urlaub war, begann ich Freitag am späten Abend den enormen Download. Da hatte ich meinen Rucksack noch auf und die Tür war noch nicht ganz ins Schloss gefallen.
Ich habe hohe Hoffnungen an Destiny, was hauptsächlich daran liegt, dass es von den Schöpfern von Halo ist. Halo 3 war damals meine Rückkehr zu Konsolenshootern, nachdem ich mit Perfect Dark fürs N64 ausgestiegen war. Da zwischen war vielleicht einiges passiert, aber nur weniges konnte mich richtig überzeugen. Schon im Dezember des letzten Jahres hatte ich meine Erwartungen zusammen gefasst und ein Let's Play im Blog angekündigt. Ich habe schon ewig kein Spiel mehr so sehnsüchtig herbei gesehnt.
Ich werde euch jetzt nicht mit allen Einzelheiten des Spiels bombadieren, das dürfen gerne die Artikel der Fachpresse tun. Aber ich möchte auf meine damals formulierten Wünsche und die Auffälligkeiten dieser Beta eingehen.
Ich bin ein Landschafttourist und wollte das in Destiny ausleben.
Als ich in der Großkarte der Beta, in Alt-Russland einen großen Belüftungsschacht des Kosmodroms sehe, kann ich durch die rostigen laufenden Rotoren erahnen, dass es einen Eingang zu diesem Bereich geben muss. Neben dem ausufernden Rohr tut sich eine dunkele Gasse auf. Meine mich beratenden Geist - Eine futuristische Legend-of-Zelda-Begleit-Elfe - wird zu einer Lichtquelle und wirft einen Kegel vor mich, der genauso viel Licht gibt, dass mich jederzeit ein Gegner zu Tode erschrecken könnte, aber ich vor mir perfekt erkenne, was zu erkennen ist.
Tatsächlich finde ich einen Zugang zu dem Lüftungsschacht, der riesig in seinen Abmessungen ist. Als ich einen Schritt hinein in den Schacht mache - Und ich laufe deutlich langsamer als im offenen Feld - sehe ich zur einen Seite, wie Sonnenstrahlen in der leicht moderigen Luft sichtbar werden und zur anderen wie sich eine defekte Deckenlampe in dem Wasser spiegelt, das sich hier fälschlicherweise am Boden angesammelt hat. Dahinter deutet sich der weitere Weg an, in eine verlassene, vergorene, aber erfrischend bunte russische Raumfahrtanlage.
Destiny sieht fantastisch aus, was zu Teilen ein Werk der Grafik ist, aber für mich viel entscheidener ist, dass die Beta mich mit so vielen Orten bedient hat, die ich gerne Meter für Meter abfotografiert hätte, dass ich mir kaum vorstellen kann, dass das volle Spiel noch viel größer sein soll und kann. Mit welcher Detailverliebtheit
und Präzision die Spielgebiet ausgedacht sind, ist erstaunlich. Erfreulicherweise stört dieser hohe Grad an Dekoration und Bildgefühl aber nicht, wenn es mal schnell gehen muss. Auch die Buntheit schlägt nicht ins Grelle über, nein, zu jeder Zeit erschien mir meine Umgebung stimmig.
Als Teamspieler wurde ich natürlich auch angesteuert. Sowas in einem MMO-Shooter nicht zu machen, wäre ja auch sehr seltsam.
Meine erste Multiplayererfahrung habe ich auch im Erkundungsmodus gesammelt. Kurz dazu: Der Erkundungsmodus ist eine Art eine Großkarte zu begehen. Dabei laufen auch andere Spieler frei in dem Abschnitt umher, die entweder auch gerade erkunden oder aber in einer Story-Mission unterwegs sind. Da sich Wege und Aufgaben der Hüter dann dabei immer mal überschneiden, kommt mensch schnell in Kontakt mit anderen.
Das sind dann zwar oft Zweckgemeinschaften, aber diese funktionierten in der Beta sehr gut. So wurde ich, bei einem überraschenden Angriffsevent der Gegner überwältigt, direkt aber von einem fremden Spieler wiederbelebt. Kurz darauf, immer noch im selben Kampf verwickelt, durfte ich mich auch revanchieren. Dann haben wir das Winken-Emote ausgetauscht und sind wieder unserer Wege gegangen.
Kurzteamwork wie dieses hatte ich immer und immer wieder, was sich irgendwie aber auch gut und passend zur Spielwelt anfühlte. Die Hüter, wie hier die verbleibenen Kämpfer der Menschheit heißen, haben ganz verschiedene Aufgaben und wirken wie Vagabunden. Der gedankliche Trick dahinter ist ja eigentlich, dass eine Lobby oder eine Stadt, in der sich sonst eine Spielgruppe findet, hier schon das eigentliche Spiel ist.
Auch mit einem Freund (Hermann, kennt ihr vielleicht aus unseren Live-Streams jüngster Vergangenheit) habe ich dann zusammengespielt. Wir haben uns in eine Story-Mission geworfen. Diese war schon so ausgelegt, dass uns über ein Matchmaking ein dritter Spieler zu geordnet wurde, da die Aufgabe sonst zu haarig geworden wäre. Und das war sie auch so.
Die Action passte, das kooperative Spiel hat großen Spaß gemacht und gut funktioniert. Selbst Spieler gleicher Klassen können sich immer noch unterschiedlich bewegen, gut ergänzen und das, obwohl in der bis Stufe Acht begrenzten Demo eigentlich kaum unterschiedlich gewichtete Charaktere unterwegs waren.
Auch die Lösung für die Vermischung der Erkundungsspieler und Storyspieler empfinde ich als elegant. Auch wenn wir in Alt-Russland waren, wurden in bestimmten Abschnitten unserer Storymissionen Instanzen aktiviert. So konnten nur wir die Gegner und Ereignisse in diesem Bereich sehen, bekommen aber auch einen Checkpoint spendiert, falls alle Spieler in diesem Abschnitt sterben. Wenn wir dann aus dieser Instanz raus sind, werden wir wieder mit dem Erkundungsmodus zusammen geführt. So werden einem nicht durch unbeteiligte Spieler Missionen verhagelt oder Erkundungsspieler aufeinmal von Bossen geplättet, die sie selbst gerade nicht bekämpfen wollten.
Ich grinde gerne. Damit bin ich vielleicht eine Seltenheit, aber das ewige wiederholen ähnlicher Prozesse um den Aufstieg zu erfahren, macht mir nichts aus (Schau Gesellschaft, du hast die perfekte Arbeitsdrohne aus mir gemacht!) und bereitet mir bei Videospielen sogar Freude. Oder eher Ruhe. Ich erreiche dann irgendwann so eine meditative Ruhe. Das gefällt mir.
Und bei Destiny wird es einige Gelegenheiten geben, dieser seltenen Leidenschaft nach zu kommen. Im Erkundungsmodus, damit dieser nicht nur zum Rumgucken da ist, gibt es kleine schnelle Aufgaben die im Abschnitt zu finden sind. Diese führen an etwas entlegendere Winkel der Karte, vordern zum Kampf oder zum sammeln von Ressourcen. Außerdem erlauben diese Aufgaben Ruf bei Fraktionen zu sammeln, über den dann bei Händlern Items verfügbar werden und auch Marken der Fraktionen erworben werden können, die zu dieser Ausrüstung als Zahlungsmittel gehören.
Und diese schnellen Aufgaben haben durchaus Spaß gemacht. Hütet sich die Story sorgsam diese klassischen, aber schrecklichen "Sammel X Gegenstände von einem Gegner" als Aufgabe zu verteilen, ist es hier zu finden, aber auch so rasant abgearbeitet, dass es nicht stört. Die meisten der Mini-Aufgaben waren innerhalb von Fünf Minuten zu erledigen. Also auch mal gut für eine schnelle Runde zwischendurch. Und das hat mich auch sehr überzeugt, denn manchmal hat mensch Lust auf ein Spiel, startet es aber nicht, weil mensch auch weiß, wie lange es dauert, bis was läuft. Das will Destiny wohl verhindern.
Alle meine Sorgen wurden also getilgt, wenn wir davon ausgehen, dass die Beta repräsentativ war. Was ist also noch aufgefallen, was macht Destiny vielleicht anders als andere Spiele?
Der Geschichtenerzähler in mir hat sich von der entworfenden Welt und dem dazu gehörigen Design beeindrucken lassen. Ich bin schnell für okaye-gute Science Fiction zu begeistern, aber nur schwer für Mystery, trotzdem scheint mir Destiny beides irgendwie gut zusammen bringen zu können. Die Welt wirkt magisch-fantastisch und dann doch wieder hochwertige-futuristisch. Ein genialer Stilmix.
Gerade als ich bei einem Schmelztiegel-(PVP)-Offizier eine Rüstung mit Fellapplikationen und Horn gesehen habe, war ich angetan. Auch Rüstungen, die an historische europäische Ritter erinnerten waren zu sehen. Es schien mir, als würde die Menschheit in diesem Spiel an ihren alten Stilen festhalten und nicht zu weit davon entfernen wollen.
Klar, der Einstieg in Destiny bot kaum genug Erzählfragmente an, als dass eine flüssige Erzählung entsteht, aber das was sich wie ein riesiger Cliffhanger präsentierte, fühlte sich sehr gut an und macht neugierig.
Die Rüstungen. Sowieso. Warum habe ich das noch nicht erwähnt? Ich mag es die Figur zu individualisieren und ich mag es, dass Destiny einen nicht mit Werten, Resistenzen etc. überschüttet, bis nichts mehr zu verstehen ist, aber ganz besonders mag ich, das Rüstungen in Destiny verdammt gut aussehen. Wenn die Kamera für die Sonderfertigkeit, die sich "Super" nennt aus der Figur heraus zoomt und die Titanklasse mit dicken Handschuhen und mächtigem Brustpanzer in den Boden kracht, dann passt es einfach und sieht auch so aus, als würde der Titan den ganzen Tag nichts anderes machen.
Und ansonsten?
Was soll ich sagen. Die Musik war auch sehr gut, die Steuerung präzise und das Spielgefühl großartig. Meine Hoffnungen sind erfüllt und schlagen jetzt in Vorfreude um. Ja, fast schon eher in Gier. Die Zeit bis zum Release im September wird eine schwere und ich kann nur jedem meiner Freunde raten, auf der XBoxOne mit dabei zu sein. Ich will euch alle online sehen und schauen was passiert, wenn es Clans/Gilden gibt, die Schiffe individualisierbar werden, die Spielwelt größer, wie gut das PvP wird und und und.....
Hermann hat es im Livestream so schön gesagt: "Es fühlt sich an, wie ein Nachhausekommen." Und so sehe ich es auch. Bungie, ihr seit wieder da und wir haben euch nicht genug vermisst, aber jetzt will ich euch eine Willkommensfeier vorbereiten.
Gleich, nach dem ich nochmal den BNK3R bei Borderlands 2 besiegt habe. ;)
Das Spiel sieht auf alle Fälle interessant aus. Wenn es für den PC erscheint, werde ich es mir definitiv mal näher ansehen. Ist es eigentlich F2P sieht man von der benötigten X-Box Gold Mitgliedschaft mal ab?
AntwortenLöschenIch meinte natürlich Buy to Pay und nicht F2P. ^^
LöschenEs wird einen Pass für die zusätzlich erscheinden Erweiterungen geben, ansonsten gibt es aber keine Bezahlinhalte im Spiel. Es ist aber zu erwähnen, dass das Spiel auch ohne Gold-Mitgliedschaft zu spielen ist. PVP und einige Gemeinschaftsmissionen stehen dann aber nur Goldnutzern zur Verfügung.
LöschenDas ist immer noch ausschließend, aber nicht so sehr wie ein vollständiger Goldzwang.
Was ja übrigens Elderscrolls Online auf den Konsolen das Genick bricht. Da werden ja dann sogar doppelte Nutzungsgebühren fällig, da mensch sowohl Gold (oder auch Playstation Plus) benötigt und dann auch noch ein Abo fürs Spiel einrichten muss.