Let's Play Destiny #7 - Die Feinde I
Feinde in Shootern haben es nicht
leicht. Auch wenn moderne Ansätze immer wieder versuchen die Gegner
über den Status von flachgeistigem Kanonenfutter zu heben, schaffen
sie es doch eher selten. Das ist schon daran zu erkennen, wie wenig
"Liebe" sie erfahren. Während Rollenspiele ausführliche
Wikis bekommen in denen äußerst ausführlich über die Feinde
berichtet wird, gibt es in Shooter oftmals nicht mal eine eigene
Sektion die über die Gegner informiert.
Das liegt bei vielen Shootern natürlich
auch daran, dass die Feinde keine besondere Tiefe anbieten.
Uniformierte Soldaten und pistolenschwingende Bösewichthandlanger
sind oftmals schnell in einem Abwasch erklärt, da müssen kaum Worte
verloren werden.
Auch in Destiny liegt anfänglich der
Verdacht nahe, dass die Gegner, die oft an den gleichen Positionen
auftauchen, selten durch intellektuelles taktieren und häufiger nur
durch blanke Masse oder höhere Level glänzen, eigentlich alle nur
stumpfe Schießscheiben sind. Aber tatsächlich bieten manche der
feindlichen Fraktionen eine größere erzählerische Tiefe.
Die folgende Betrachtung der
Gefallenen, der ersten Fraktion der der Spieler begegnet, beinhaltet
sowohl Fakten aus dem offiziellen Grimoire – Karten auf denen die
Informationen übers Spiel gesammelt werden – Aber auch
Rückschlüsse aus den Missionen und Erzählungen im Spiel. Nicht
alles sind gesicherte Daten, aber ich werde mich bemühen die
unsicheren Aussagen ausreichend zu markieren.
Noch bevor der Spieler seinen ersten
Schritt in Destiny tun darf, sind Gefallene-Vandalen zu
sehen, die über rostige Autowracks in Alt-Russland steigen,
offensichtlich auf der Suche nach.....Irgendwas. Die Vandalen haben,
wie es für viele Gefallene üblich ist, vier Arme. Sie tragen
Rüstungen und Helme, was den Eindruck entstehen lässt, dass sie
auch ein fortschrittlicheres Volk, vergleichbar mit den Menschen, zu
sein scheinen. Auch die Schusswaffen sehen modern aus, wenn auch
immer ein wenig so, als wären sie aus Knochen gefertigt.
Der Vandale scheint der grundlegende
Fusssoldat der Gefallenen zu sein, der mit allen Geschmacksrichtungen
von Waffen vorkommen kann. Scharfschützen, Granatwerfer,
Schrotflinten, Gewehre, alles kann in den Händen der Vandalen
liegen. Außerdem bedienen sich einige Vandalen geschickten
Ausweichbewegungen und reagieren auf Granaten, was nicht alle Gegner
so handhaben.
In der Hierachie scheinbar unter den
Vandalen stehend, gibt es auch noch die Geächteten.
Diese kommen zum einen als schwächere Feinde daher, die mit jeder
Waffengattung kurzfristig ausgeschaltet werden können. Außerdem
haben sie auch nur zwei Arme, keine der weißlichen Rüstungen und
bieten nie mehr auf, als Pistolen und Messer. Die Geächteten –
Wenn wir hier mal den Vergleich mit einem anderen Sci-Fi-Spielekosmos
bemühen – Sind die Zerglinge der Gefallenen. Unstabil, Schwach und
nur in hoher Anzahl gefährlich.
Ihnen über, kommt der ebenfalls
humanoid erscheinende Captain. Nicht
nur der Name deutet auf einen höheren Posten hin, aber auch der
größere Körper, die beachtlichen Hörner am Helm, der Schutzschild
gegen Schäden und natürlich die erkennbar schwereren Waffen machen
seinen höheren Status unanfechtbar. Außerdem kann der Captain da,
wo andere nur eine Ausweichrolle beherrschen, sich oft über kürzere
Distanzen teleportieren. Nützlich und mit anerkennendem Neid von
jedem Hüter betrachtet.
Als
Schützenhilfen tauchen öfters Schweber auf.
Von dem niedlichen Design, welches ein Gesicht und kleine Öhrchen
andeutet sollten sich Spieler nicht täuschen lassen, denn wenn auf
niederen Stufen diese Gegner nur schwache Gewehre haben und wenig
Treffer überstehen, sind Schweber ekelhaft präzise über weite
Distanzen und kommen auf höheren Stufen mit Schilden daher. Außerdem
können die Maschinen ihre Höhe variable verändern, was den Spieler
zwingt öfters mal auf Höhen nach Feinden zu suchen, in denen sie
sonst nicht auftauchen.
Bei
den maschinellen Feinden dringend zu erwähnen sind die Servitoren.
Diese schwarzen Kugeln tragen die Energie der Leere in sich und
unterstützen umstehende Gefallene mit zusätzlicher Kampfkraft. Sie
selbst können mächtige Granaten verschießen, die durchaus auch
schon mal in einem Schlag die Karriere eines Hüters beenden können.
Bis zum Respawn.
Im Spiel selbst kommen die kulturellen Aspekte dieses Volkes nur auf
Nebenschauplätzen zu tragen, aber trotzdem ist in der Tiefe einiges
zu finden, wenn mensch nur sorgfältig sucht. Die Gefallenen sind
offensichtlich ein religiöses und aus unserer Sicht vielleicht
esotherisches Volk. So wird eine hoher Servitor, der auch als ein
Endboss einer Strike-Mission fungiert als "Maschinengott"
bezeichnet und muss als hoher Anführer dringend ausgeschaltet
werden.
In einem weiteren Strike auf der Venus wird ein Gefallener-Priester
"wiederbelebt", dafür wird auch ein Ritual durchgeführt,
welches eigentlich durch den Spieler unterbrochen werden soll. Die
religiösen Formen scheinen also durch, während aber andere Aspekte
– Vorsicht! Meine Theorie! - ein wenig im Hintergrund dargestellt
werden.
So ist bei Kopfschüssen an Gefallenen immer ein sanfter heller
Streif zu sehen, der die Helme und Körper der Feinde verlässt.
Gestützt auf ein Video eines Spieler, denke auch ich, dass es sich
dabei um die Seelen der Gefallenen handelt. Die "Wiederbelebung"
des Priesters auf der Venus deutet in ihrer Form aber darauf hin,
dass die Gefallenen im Stande sind, Seelen von Verstorbenen zurück
zu rufen. Der Körper des Priesters befindet sich dabei in einem
geschützten Gefäß, aus dem er sich dann, als der eigene Begleiter,
der Geist, sagt, dass mensch "zu spät kommt und die Übertragung
schon abgeschlossen ist." Mit der Übertragung ist also
vermutlich die Zurückführung der Seele in einen Körper gemeint.
Ein Konzept, dass scheinbar in Destiny ganz gegenwärtig ist.
Immerhin belebt der Geist direkt zum Anfang des Spieles auch den
Körper des Spielers wieder, der also darauf hin auch wieder beseelt
ist. Es geht darauf hin die Aussage, dass er lange gesucht hätte, um
den zu finden "in dem das Licht" ist. Möglicherweise
brauchten also auch die Körper der Hüter Zeit, bis die Seele zu
ihnen zurück gefunden hat.
Das wäre auch eine Erklärung für das Maschinenvolk der Exos, die
als spielbare Rasse zur Verfügung stehen. Da mit dem Reisenden, der
weißen Kugel über der Erde, den Menschen auch die Magie und der
Mystizismus gebracht wurde – mit dem daraus resultierenden goldenen
Zeitalter aber auch die Exos aufgetaucht sind, ist es denkbar, dass
die Seelen von Verstorbenen die Maschinen "belebt" haben.
Andersherum könnte es auch so sein, dass hier in Wirklichkeit die
Gefallenen die Guten sind. In mir regt sich nämlich immer noch der
Verdacht – Eine wilde Theorie erscheint – Dass die Hüter in
Wirklichkeit die Bösen sind. Unbeseelte Körper, die wiederbelebt
werden und die Gefallenen versuchen es zu verhindern. Der Gedanke ist
zulässig. Möglicherweise ist der Reisende eine Gefahr fürs
Universum, welche die Gefallenen zersetzen wollen? Die so genannte
"Dunkelheit", die das Universum heimsucht, ist ja nur in
unseren tradierten Systemen automatische mit dem "Bösen"
verknüpft. Was wenn die Jagd der Dunkelheit nach dem Reisenden die
Verfolgung einer schlimmen Macht sein sollte?
Wir werden es erst später erfahren, wenn die Geschichte von Destiny
sich fortsetzt.
Kommen
wir zurück zu den Gefallenen deren Kultur auch an einigen Stellen
angedeutet wird, aber nicht ausgeführt wird. So gibt es in manchen
Patroullienmissionen und an vielen Orten auf dem Mond und der Erde
Graffitis der Gefallenen, die wie eine gekippte Version des Krebs
Sternzeichen aussehen. Entsprechend der Gliederarme der Gefallenen
vielleicht passend, aber deshalb irritierend, weil die Gefallenen
dann ja ein menschliches Zeichen verwenden würden, um sich zu
definieren. Wilde These: Möglicherweise handelt es sich bei den
Gefallenen auch um Menschen.
Auch dafür gibt es sogar einen Hinweis in der Geschichte. Denn die
Königin, die ich ja bereits bei den Fraktionen vorgestellt habe, ist
selbst auch eine humanoide, wenn auch eine Erwachte, die es aber
geschafft hat, sich selbst an die Spitze eines der Häuser der
Gefallenen zu setzen. Das beweist vielleicht noch nichts, offenbart
aber, das ein Nebeneinander mit den sonst so aggresiv vorgestellten
Gefallen durchaus möglich ist.
Wie
genau die Struktur der Gefallenen-Häuser ist,
wird beim Spielen nicht klar, aber in einer Mission soll der Anführer
eines Hauses besiegt werden, um die ihn Untergebenen in Unruhe und
Unordnung zu bringen. Neben den religiösen Anführern gibt es also
auch offensichtlich klare hierachische Elemente innerhalb der
Gefallenen. Vermutlich gilt es die Spitze eines Hauses über den
Kampf zu erreichen, denn auch über die Königin wird im Grimoire
gesagt, dass sie den ehemaligen Anführer ihres Hauses besiegt hat.
Und das wird nun sicherlich nicht beim Skat gewesen sein.
Die Gefallenen geben viele Rätsel auf und wie die gesamte Geschichte
in Destiny, bleibt noch Raum für Spekulationen. Aktuell wird
eigentlich nichts zu Ende erzählt. Was mich eher enttäuscht. Ich
empfinde die Gefallenen als spannendes Volk, die nicht nur
erzählerisch einiges an Potential bieten. Das Design gefällt mir
auch sehr gut, auch wenn – zu recht – belächelt wird, dass sie
in vielen Dingen an die Covenant erinnern, welche ja bei dem alten
Bungie-Titel Halo die große gegnerische Fraktion waren. Ich würde
mich in jedem Fall über mehr Charaktere mit Tiefe freuen, als nur
stumpfe Champions und Bosse die nur einen eigenen Namen spendiert
bekommen haben.
Nächste Woche werde ich mich mit der Schar beschäftigen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen
Anmerkungen? Fragen? Wünsche? Schreib gerne einen Kommentar. Ich schaue regelmäßig rein, moderiere die Kommentare aber auch, also bleibt nett.