Text: Mit dem Schwert voran

"Du, ich hab' da heute einen getroffen, den ... den müsstest du auch noch früher kennen.

Das war so einer, der ... der hatte noch richtig Feuer. Der war nicht so schnell zufrieden. Kennste den noch?"

"Ich weiß nicht."

"Das war so einer, immer auf Spannung. Der hatte das Feuer auch in den Augen. Da haste gesehen, dass bei dem immer was passieren kann. Ein Funkenschlag und der hat gebrannt. Lichterloh. Für die Sache. Und das konnte alles sein. Weißte nicht mehr? Der hat mal so schwungvolle Reden Foren gehalten, da warste doch auch dabei. Und über das System hatte der auch immer eine Meinung. An den musste dich doch erinnern!"

"Ich weiß nicht."

"Das war so einer, so ein bißchen unangenehm, weil du es ihm nie recht machen konntest. Du konntest es schon gut wissen, der wusste es immer noch mal ein bißchen besser. Aber nicht so Rumgeschwätze, der kannte sich wirklich mit allem möglichen aus. So einer, immer so unsympathisch, weil der immer das letzte Wort hatte. Immer. Auch wenn er der Einzige war, der gesprochen hatte. So ein Klugscheißer war das. Und dann hätte er jetzt gesagt, dass es Besserwisser heißt."

"Doch, doch. Das kommt mir bekannt vor."

"Das war so einer, immer mit dem Schwert voran. Schwung und Schwung und Hieb. So ein richtiger Kämpfer. Bis zur Verausgabung. Der hat nicht nur gebrannt, der hat sich auch verbrannt. Weil der so viel Hitze hatte. Ja, so ein richtiger Hitzkopf. Immer mit dem Schwert voran. Und der kannte keine Pause. Kein Luft holen. Deshalb hat es auch mit seinen Freunden ständig gekracht. So einer war das. Nicht so eine treudoofe Seele, sondern so ein richtiger bissiger Hund. Der war nicht zufrieden zu stellen. Also so wörtlich. Den haste nicht zum Frieden bekommen. Das war so einer, immer mit dem Schwert voran.

Der hatte noch was vor mit den Menschen. Der hatte einen Plan. Für alles. Nicht so mit dem Strom, der ist raus aus dem Fluß und hat mit seinen Händen gebudelt, bis die ganze Sache anders läuft. Der hatte noch Feuer. Und Kraft. Das war so einer, immer mit dem Kopf durch die Wand. Der wollte noch was schaffen mit der Gesellschaft. Immer mit dem Schwert voran."

"Ja, doch. Klar kenn ich den noch."

"Ja, echt? Was ist denn aus dem geworden?"

"Ich.

Das ist aus dem geworden.

Der hat das Schwert abgelegt. Müde war der. Das ist jetzt so einer, immer den Kopf voran. Der hat Angst bekommen. Der hat aufgehört so zu stürmen, dass er nicht mehr sieht, was hinter ihm liegt. Damals hatte der noch Feuer, aber da war dann auch nur verbrannte Erde hinter ihm. Und auf vebrannter Erde hast du vielleicht deinen Kampf gewonnen, aber du kannst da nicht drauf leben. Der hat das auch nie verlernt mit dem Schwert, aber der hat es halt auch nicht mehr gebraucht. Alleine war der. Wenn du nur wild um dich schlägst, brauchst du dich halt nicht wundern, wenn keiner in deine Nähe will.

Ich.

Das ist aus dem geworden.

Der hat halt gespürt, dass er nicht mehr gebraucht wird. Nicht so. Keiner brauchte mehr Feuer. Die waren alle ganz froh, dass sich mal alles abkühlen konnte und es nicht immer nur um Kampf ging."

"Ja, aber der hat sich doch nie zufrieden gegeben. Meinste der ist das heute? Meinste nicht doch, dass das jemand anderes ist?"

"Ich bin mir ganz sicher. Der hat sich halt endlich zum Frieden gegeben. Weil er begriffen hat, dass du irgendwann, wenn alle Gefahren und Feinde niedergeschlagen sind, du selbst der Böse wirst. Mit Schwert und Feuer. Dann war er nicht mehr die Rettung, sondern die Gefahr."

"Aber das was er mit der Welt vorhatte ist doch nicht erreicht worden!"

"Das stimmt. Aber ich habe gehört, er hat lieber anderen versucht zu erklären, wie ein Schwert zu halten ist. Wie eine Mensch eine Feuer entfachen kann. Und jetzt können andere selbst versuchen zu kämpfen. Ist ja nicht seine Welt, mit der er etwas vorhaben kann. Da darf er nicht alleine entscheiden."

"Kennste den Typen den noch? An den musste dich doch erinnern!"

"Ja. Das tue ich auch. Und ich finde, wir sollten uns mal wieder treffen. Er und ich waren viel zu lange getrennt. Mal sehen, ob er sich seit damals geändert hat. Mal sehen, ob ich immer noch weiß, wie ein Schwert zu führen ist. Mal sehen, ob es hinter uns mehr als nur verbrannte Erde geben kann.

Ich war so einer, immer mit dem Schwert voran. "